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Tausende Schüler fordern bessere Klimapolitik

Schilder während einer Demonstration für den Klimaschutz
Demonstranten halten während einer Demonstration gegen den Klimawandel Schilder hoch. Foto: Sebastian Gollnow
Die «Fridays for Future»-Bewegung ist vor allem ein Online-Phänomen. Ursprünglich aus Schweden stammend verbreitet sie sich per WhatsApp auch in Baden-Württemberg.
Freiburg im Breisgau.

Stuttgart (dpa/lsw) - Tausende Schüler haben am Freitag in Baden-Württemberg für eine bessere Klimapolitik demonstriert. Die Aktion war Teil der Bewegung «Fridays for Future», die vor allem im Internet aktiv ist und in mehr als 50 deutschen Städten zu Schülerstreiks aufgerufen hatte. Die größte Kundgebung im Südwesten erlebte Freiburg mit laut Polizeiangaben rund 3500 Teilnehmern. Insgesamt waren demnach in Baden-Württemberg mehr als 4900 Demonstranten unterwegs, vor allem Jugendliche und Kinder.

In Karlsruhe kamen laut Angaben der Behörden rund 600 Menschen, in Offenburg waren es bis zu 500, in Stuttgart wurden rund 200 gezählt, in Pforzheim etwa 100. Für Tübingen und Ulm gab die Polizei keine Zahlen bekannt. Insgesamt sei es ruhig geblieben, lediglich in Karlsruhe blockierten Demonstranten zweimal kurzzeitig eine Straße, Trambahnen kamen zu spät.

Die Demonstrationen fanden am Vormittag statt, Hunderte Schüler dürften Unterrichtsstunden verpasst haben. «Wir sehen nicht ein, dass wir für eine Zukunft lernen sollen, die es vielleicht gar nicht gibt», sagte die 21-jährige Charlotte von Bonin in Stuttgart. Sie gehört dort zum Organisationsteam von «Fridays for Future» und macht einen Freiwilligendienst.

Die Bundesgeschäftsführerin der Jugendorganisation des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Antonia Müller, beschreibt die Bewegung als «extrem dezentral». Die Absprachen erfolgten über soziale Medien, vor allem über den Messenger WhatsApp. Wirkliche Initiatoren gebe es in Deutschland deshalb nicht. «Wir finden das Engagement der jungen Leute auf jeden Fall super», sagte Müller.

Auch Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) zeigte sich erfreut. Auf seinem Twitter-Kanal wurde ein Foto mit ihm und Schülern vor seinem Büro veröffentlicht. «Tolles Engagement für den Klimaschutz!», hieß es.

Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) kritisierte die Kundgebungen. «Stellen Sie sich vor, wir hätten mittwochs eine Demo für Menschenrechte, freitags für Klimaschutz - wenn das alles parallel zum Unterricht stattfindet, haben wir irgendwann gar keinen mehr», sagte Eisenmann dem Radioprogramm «SWR Aktuell». Meinungsfreiheit und das Recht, diese Meinung auch durch eine Demonstration kundzutun, seien für eine Demokratie zwar unerlässlich, hieß es vom Kultusministerium. Allerdings sei kein sachlicher Grund erkennbar, warum diese Demonstration unbedingt in der Unterrichtszeit stattfinden müsse und nicht beispielsweise am Freitagnachmittag.

Die rechtliche Situation ist Ministeriumsangaben zufolge klar: Eine Unterrichtsbefreiung für Demonstrationen ist nicht vom Schulgesetz abgedeckt. Wenn ein Schüler aufgrund der Teilnahme an der Demonstration nicht im Unterricht ist, werde das als unentschuldigtes Fehlen gewertet. Ob und welche Maßnahmen ergriffen werden, liege aber im Ermessen der Schule.

Eindeutige Kritik kam von der Schüler Union Baden-Württemberg. «Schule schwänzen und das Aufrufen zum Schulschwänzen ist eine Ordnungswidrigkeit!», sagte der Landesvorsitzende der CDU-Sonderorganisation, Michael Bodner. Lehrkräfte und Behörden müssten dieses Verhalten dementsprechend konsequent verfolgen und ahnden. Diesem Vorstoß erteilte die Kultusministerin eine klare Absage: «Die Schülerinnen und Schüler, die fehlen, haben auf jeden Fall keine drastischen Maßnahmen zu erwarten», hieß es von Eisenmann bei «SWR Aktuell». Sie halte einen pädagogischen Umgang für sinnvoller.

Als ursprüngliche Ideengeberin der «Fridays for Future»-Bewegung gilt die schwedische Schülerin Greta Thunberg. Die Aktivistin demonstriert nach eigenen Angaben seit Monaten immer freitags gegen den Klimawandel.

Demonstrationstermine

Twitter-Beitrag von Fritz Kuhn