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Temporäre Spielstraßen sind sehr selten: Stuttgart Vorreiter

Kinder spielen
Kinder absolvieren auf einer Straße einen Fahrradparcours. Foto: Jörg Carstensen/Archivbild Foto: dpanitf3
Ballspielen, hüpfen und rennen - und das ohne störende Autos. Auf temporären Spielstraßen können Kinder in Städten zumindest zeitweise toben. In Baden-Württemberg sind solche Straßen eine Seltenheit.
Heilbronn.

Stuttgart (dpa/lsw) - Temporäre Spielstraßen sind für viele Städte in Baden-Württemberg ein Fremdwort - die Landeshauptstadt hat sich des Themas angenommen. In Stuttgart wurden im Jahr 2018 drei Spielstraßen als Pilotprojekt eingeführt. Die Resonanz sei durchweg positiv, sagte ein Sprecher der Straßenverkehrsbehörde. Karlsruhe, Freiburg, Ludwigsburg und Heidelberg planen solche Straßen laut einer Umfrage dagegen nicht.

In Stuttgarter konnten Kinder im vergangenen Jahr an sieben Tagen im Jahr zwischen 3 Stunden und 7 Stunden lang in den ausgewählten Straßen spielen, ohne von Fahrzeugen gestört zu werden. Dazu mussten diese Straßen gesperrt werden. Betreut werden die Spielstraßen von Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit.

2019 wurde das Pilotprojekt an denselben Stuttgarter Standorten in Tempo-30-Zonen fortgeführt mit Straßensperrungen an 13 Tagen. Ein Sprecher der Straßenverkehrsbehörde teilte mit, das Projekt habe sichtbar gemacht, wie groß der Bedarf sei, sich auf der Straße zu treffen, gemeinsam zu spielen und nachbarschaftliche Kontakte zu knüpfen. Um das Projekt fortzuführen, habe die Stadtverwaltung dem Gemeinderat inzwischen ein Konzept vorgelegt.

In Karlsruhe seien in der Vergangenheit Parkplätze zu bestimmten Zeiten zum Spielen freigegeben worden, sagte Stadtsprecherin Helga Riedel. Wegen Beschwerden von Bürgern sei dies jedoch wieder abgeschafft worden. In Heilbronn gebe es nur normale Spielstraßen, temporäre seien momentan nicht angedacht, sagt eine Sprecherin der Stadt. Auch in Heidelberg, Ludwigsburg und Freiburg gibt es noch keine Pläne für temporäre Spielstraßen.

Unter einer «normalen Spielstraße» versteht man umgangssprachlich meist einen verkehrsberuhigten Bereich, den motorisierte Fahrzeuge nur mit Schrittgeschwindigkeit passieren dürfen. Bei einer temporären Spielstraße handelt es sich im Gegensatz dazu um eine vollständige Sperrung der Straße für Fahrzeuge, zu bestimmten Zeiten und an festgelegten Tagen.

Claudia Neumann, Expertin für Spiel und Bewegung des Deutschen Kinderhilfswerk in Berlin, sagte, sie erhoffe sich mehr temporäre Spielstraßen in Baden-Württemberg. Sie forderte Kommunen und Landkreise auf, mehr solcher Straßen einzurichten. Damit hätten auch Kinder in dicht bebauten Innenstädten genug Platz zum Spielen.

Das Verkehrsministerium sieht Alternativen: «Neben klassischen Spielplätzen können Kinder auf allen Grünflächen in einer Kommune spielen», teilte Behördensprecher Edgar Neumann mit. Außerdem hätten Eltern die Möglichkeit, private Flächen wie Autostellplätze oder Garagenzufahrten in einer nachbarschaftlichen Vereinbarung für Kinder zur Verfügung zu stellen.

Temporäre Spielstraßen Stuttgart