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Urteile und ein Freispruch im Konstanzer «Mafia-Prozess»

Justizia
Eine Statue der Justizia. Foto: Peter Steffen/dpa/Symbolbild
19 Monate und 99 Verhandlungstage dauerte der Konstanzer «Mafia-Prozess» um Drogenhandel im großen Stil. Nun ging das Verfahren mit zwei letzten Urteilen zu Ende - und einem Freispruch.
Konstanz.

Konstanz (dpa/lsw) - Urteil nach 99 Verhandlungstagen: Im sogenannten Mafia-Prozess hat das Landgericht Konstanz am Montag zwei Männer zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Ein 51 Jahre alter Angeklagter soll unter anderem wegen bandenmäßigen Drogenhandels und gefährlicher Körperverletzung für neun Jahre ins Gefängnis. Sein 27 Jahre alter Sohn erhielt ebenfalls unter anderem wegen bandenmäßigen Drogenhandels eine Strafe von zwei Jahren und fünf Monaten. Die Richter blieben dabei unter den Plädoyers der Staatsanwaltschaft, die für den 51-Jährigen 13 Jahre Haft und für den 27-Jährigen drei Jahre und zehn Monate gefordert hatte.

Die Männer handelten nach Überzeugung des Gerichts von Oktober 2013 an im großen Stil mit Drogen. Daneben musste sich der 51-Jährige in dem Verfahren auch wegen versuchten Mordes verantworten - in diesem Punkt wurde er jedoch freigesprochen. Zwar bezweifelte die Kammer nicht, dass der Mann im Mai 2017 in Hüfingen (Schwarzwald-Baar-Kreis) aus einem Auto heraus durch das Fenster einer Gaststätte geschossen hatte. Ein Tötungsvorsatz habe ihm aber nicht nachgewiesen werden können, sagte der Vorsitzende Richter. Beide Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

Ursprünglich waren in dem großangelegten Verfahren elf Männer angeklagt. Neun von ihnen waren in dem seit September 2018 laufenden Prozess bereits verurteilt worden.

Der Vorsitzende Richter kritisierte in seiner Urteilsbegründung am Montag auch das Verhalten einiger Verteidiger in dem Verfahren. So seien zum Beispiel aussagende Polizeibeamte diskreditiert, Zeugen unbegründeterweise als unglaubwürdig eingestuft und mitunter die Ebene der Sachlichkeit verlassen worden. «So etwas habe ich in 25 Jahren Richtertätigkeit noch nicht erlebt», sagte er. Zudem kritisierte der Richter den Begriff des «Mafia-Prozesses». «Es hat uns nie interessiert, ob das Verfahren einen Mafia-Bezug hat», sagte er. «Rechtlich ist das für uns absolut irrelevant.»

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