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«Alles lief reibungslos»
500-Kilo-Bombe entschärft: Aufatmen für 16.500 Frankfurter

Blindgänger-Entschärfung in Frankfurt
Die entschärfte Bombe liegt auf einem Lkw. Foto: Boris Roessler
Evakuierung
Gruppenweise verlassen Menschen den Evakuierungsbereich im Frankfurter Ostend. Foto: Boris Roessler
Sperrung
Die 500 Kilogramm schwere amerikanische Fliegerbombe war bei Bauarbeiten in unmittelbarer Nähe zur Europäischen Zentralbank entdeckt worden. Foto: Boris Roessler
Sammelstelle
Menschen sitzen in der Sammelstelle des Roten Kreuzes außerhalb der Evakuierungszone. Foto: Boris Roessler
Lagebesprechung
Polizisten bei einer Lagebesprechung in unmittelbarer Nähe des Blindgängers. Foto: Boris Roessler
Vor Bombenentschärfung in Frankfurt
Umleitungsschild vor der Europäischen Zentralbank (EZB). Foto: Boris Roessler Foto: dpanitf3
Tausende Menschen müssen wegen einer Fliegerbombe in Frankfurt ihre Häuser verlassen. Die Entschärfung beginnt später als geplant. Am Ende geht dann trotzdem alles ganz schnell.

Frankfurt/Main (dpa) - Aufatmen in Frankfurt: Die Entschärfung einer 500 Kilogramm schweren Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg ist schneller als geplant erfolgt.

«Geschafft! Die Weltkriegsbombe im Frankfurt​er​ Ostend wurde durch den Kampfmittelräumdienst erfolgreich entschärft», erklärte die Feuerwehr bereits zwei Stunden nach Beginn der Arbeiten.

Unmittelbar danach durften Tausende Menschen wieder zurück in ihre Wohnungen. Die Polizei hob die Straßensperren rund um den Fundort auf, der in der Nähe der Europäischen Zentralbank liegt. Lediglich der Bereich um ein Pflegeheim blieb vorerst gesperrt, damit Hilfsdienste dessen Bewohner, darunter auch Wachkomapatienten, ungestört zurückfahren konnten.

Der Kampfmittelräumdienst war schneller als zunächst erwartet. Eigentlich waren vier Stunden für die Entschärfung vorgesehen. «Alles lief reibungslos», sagte ein Sprecher des Regierungspräsidiums Darmstadt.

Die Experten hatten am Sonntag erst später loslegen können, weil die Polizei noch Nachzügler aus der Sperrzone hinausbegleitete. Größere Probleme gab es zwar nicht, aber der Transport von Menschen, die nur eingeschränkt mobil waren, dauerte länger. Danach suchte die Polizei die Sperrzone rund um den Fundort nahe der Europäischen Zentralbank noch einmal ab.

Rund 16.500 Menschen hatten am Sonntagvormittag ihre Wohnungen verlassen müssen. Einige nutzen eine von der Stadt bereitgestellte Notunterkunft. Zur Kontrolle des geräumten Gebiets überprüfte die Polizei rund 1000 Hausnummern. Vor der Freigabe überflog auch ein mit einer Wärmebildkamera ausgestatteter Helikopter das Gebiet.

Es kam zu Umleitungen und Teilausfällen im Fern-, Regional- und S-Bahnverkehr. Bereits ab dem Morgen fuhr die Bahnen Haltestellen im Evakuierungsgebiet nicht mehr an. Der außerhalb des Sperrgebiets liegende Hauptbahnhof blieb in Betrieb, das Aufkommen von Fahrgästen sei dort erhöht gewesen, so die Bahn. Sie hatte einen Fahrplan entwickelt, um die Auswirkungen möglichst gering zu halten. «Das ist uns gelungen», sagte ein Bahn-Sprecher.

Auch die Schifffahrt auf dem Main wurde zeitweise gebremst. Während der Entschärfung ließ die Deutsche Flugsicherung (DFS) die nördlichste Landebahn des Frankfurter Flughafens sperren. Diese Bahn sei dem Fundort der Bombe am nächsten. Am Frankfurt Airport werde geflogen, «aber mit reduzierter Kapazität», wie ein DFS-Sprecher sagte. Nach der Entschärfung sollte die Landebahn wieder freigegeben werden. Der Blindgänger war vor zehn Tagen bei Bauarbeiten entdeckt worden.

Feuerwehr Frankfurt auf Twitter

Die Weltkriegsbombe in der Frankfurter Innenstadt war Ende Juni bei Bauarbeiten entdeckt worden. In Hessen stoßen Arbeiter und Kampfmittelexperten immer wieder auf gefährliche Hinterlassenschaften aus dem Zweiten Weltkrieg. So waren in den vergangenen Wochen unter anderem zwei Weltkriegsbomben in Gießen entdeckt und unschädlich gemacht worden. Bei Limburg explodierte ein Blindgänger nachts ohne Fremdeinwirkung und riss ein mehrere Meter tiefes Loch in einen Acker.

Zu den Schwerpunkten der Bombenabwürfe im Zweiten Weltkrieg zählten Industriegebiete, Verkehrsknotenpunkte und Zentren der Kämpfe am Boden. Auch nach 1945 wurden noch Kampfmittel verstreut: bei der Sprengung von Munitionsfabriken und bei Manövern auf Truppenübungsplätzen. Experten schätzen, dass im Zweiten Weltkrieg rund ein Zehntel der über Deutschland abgeworfenen Bomben nicht explodiert ist.