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Mordkommission ermittelt
Baby aus Hausmüll gerettet - Mutter in Untersuchungshaft

Fundort
Der Fundort des neugeborenen Mädchens, das dort in einem zugeknoteten Müllsack abgelegt worden war. Foto: Markus Klümper
Ein Neugeborenes steckt in einem zugeknoteten Müllsack im Garten hinter dem Haus. Die Mutter soll es nach einer verheimlichten Schwangerschaft dort abgelegt haben. Die Ermittler werfen ihr versuchten Totschlag vor.

Kierspe (dpa) - Sie soll ihre Schwangerschaft verheimlicht und das ohne Hilfe zur Welt gebrachte Mädchen in einem zugeknoteten Müllsack in ein Gebüsch entsorgt haben: Die Ermittlungen gegen eine 31-jährige Mutter aus Nordrhein-Westfalen wegen versuchten Totschlags dauern an.

Das Neugeborene war am Freitag gerade noch rechtzeitig im Garten des Wohnhauses der Beschuldigten in Kierspe bei Lüdenscheid gefunden worden. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Frau den Säugling töten wollte. «Ohne gezielte Suche wäre dieses Kind nicht gefunden worden», sagte der ermittelte Staatsanwalt aus Hagen am Dienstag. Die Tatverdächtige sitzt in Untersuchungshaft.

Die Deutsche soll ihre Schwangerschaft verborgen und das Kind in den frühen Morgenstunden des vergangenen Freitags ohne Unterstützung im heimischen Badezimmer zur Welt gebracht haben. «Wir gehen davon aus, dass sie alles in ihrer Macht stehende getan hat, ihre Schwangerschaft vor ihrem Verlobten und der übrigen Familie geheim zu halten», sagte der Staatsanwalt weiter.

So gebe es zum jetzigen Zeitpunkt auch keine Anhaltspunkte, dass der Verlobte und mutmaßliche Kindsvater in das Geschehen involviert sei. Das Paar hat schon eine einjährige gemeinsame Tochter. Die Frau ist bisher laut Polizei nicht strafrechtlich in Erscheinung getreten. Es lägen auch keine Informationen vor, dass sie beim Jugendamt auffällig geworden wäre, hatten Polizei und Staatsanwaltschaft mitgeteilt.

Nach der Geburt war die Mutter mit Blutungen in ein Krankenhaus gekommen. Der Lebenspartner sei von einem Magen-Darm-Infekt ausgegangen und habe einen Krankenwagen gerufen, obwohl sie das nicht gewollt habe. Eine Ärztin hatte daraufhin gemeldet, dass es eine Geburt gegeben haben müsse. Daraufhin suchten Polizisten und fanden das unterkühlte Kind in dem Müllsack.

Das Baby war demnach komplett in zwei Handtücher gewickelt. Es habe etwa drei Stunden zusammen mit Hausmüll in dem Sack gelegen. Nach Einschätzung der zuständigen Staatsanwaltschaft Hagen wäre der Sauerstoff in der Mülltüte «mit Sicherheit bald sehr knapp» geworden. Die Körpertemperatur des Mädchens habe nur noch bei 31 Grad gelegen, als es gefunden worden sei.

Es wird weiter im Krankenhaus versorgt, schwebe aber nicht mehr in akuter Lebensgefahr, sagte der Staatsanwalt am Dienstag. Die sichtbaren Verletzungen seien auf die nicht durch Fachleute unterstützte Geburt zurückzuführen. Ob das Mädchen darüber hinaus Schäden davongetragen habe, sei Gegenstand ausstehender medizinischer Gutachten, sagte er.

In ihrer Vernehmung habe die Mutter sich geäußert und ihr Handeln mit Ängsten begründet. Aus ermittlungstaktischen Gründen wollte der Staatsanwalt sich am Dienstag nicht näher zu dem Motiv und den möglichen Hintergründen äußern.

Mitteilung von Staatsanwaltschaft und Polizei