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Inselstaat Palau
Baerbock: Ausstieg aus fossiler Energie massiv beschleunigen

Annalena Baerbock
Außenministerin Annalena Baerbock wird von Eyos Rudimch, Gouverneur von Koror, über die Insel Ngkesill geführt. Foto: Britta Pedersen
Annalena Baerbock
Außenministerin Annalena Baerbock spricht mit Jennifer Olgeriil (l), Direktorin von den Ranger Koror. Foto: Britta Pedersen
Annalena Baerbock besucht Palau
Annalena Baerbock steht am Strand der Insel Ngkesill. Foto: Britta Pedersen
Klima-Außenpolitik ist ein Herzensanliegen von Außenministerin Annalena Baerbock. Im Südpazifik macht sie sich persönlich ein Bild von Erosionsschäden und den Sorgen der Menschen. Die Zukunft der Inseln sieht düster aus.

Ngerulmud (dpa) - . Außenministerin Annalena Baerbock macht angesichts schwerer Auswirkungen der Klimakrise auf kleine Länder wie den Pazifik-Inselstaat Palau Druck für einen raschen weltweiten Ausstieg aus fossiler Energie. Die nächste Welt-Klimakonferenz im November in Ägypten müsse deutlich machen: «Wir teilen dieses Schicksal gemeinsam und wir können diese Klimakrise nur gemeinsam bewältigen», sagte die Grünen-Politikerin am Samstag nach einem Treffen mit dem Außenminister von Palau, Gustav Aitaro. «Das bedeutet vor allen Dingen ein massiv beschleunigter Ausstieg aus fossiler Energie und eine Energiewende, und zwar weltweit», ergänzte sie.

Zuvor hatte sich die Ministerin bei einem Besuch der zu den «Rock Islands» gehörenden Insel Ngkesill über die dramatischen Auswirkungen der weltweiten Klimakrise informiert. Baerbock fuhr mit einem Boot zu der Insel, die zu einem etwa 40 Kilometer langen Archipel im Zentrum Palaus gehört, das von einem dichten Korallenriff eingefasst ist.

Barfuß ließ sie sich vor der Kulisse der von Dschungel überwucherten kleinen Nachbarinseln im türkisfarbenen Ozean auch von Stürmen entwurzelte Bäume und angeschwemmten Plastikmüll zeigen. Die Vermüllung der Meere macht marinen Ökosystemen schwer zu schaffen. Baerbock wurden auch Nester von Meeresschildkröten gezeigt, die von Palau abwandern, weil ihr Lebensraum schrumpft.

In der Gemeinde Melekeok an der Ostküste der Insel Badeldaob, die für ihre langen Sandstrände bekannt ist, sprach Baerbock mit Anwohnern und Kaufleuten, deren Häuser in den nächsten Jahren dem steigenden Meeresspiegel zum Opfer fallen dürften.

Als Konsequenz sagte Baerbock nach dem Treffen mit Aitaro, die nächste Klimakonferenz müsse deutlich machen: «An allen Teilen dieser Erde brennt es. An manchen lodert das Feuer, an anderen brennt es lichterloh. Und an manchen Orten weiß man auch noch gar nicht, ob die Flamme heute entfacht oder vielleicht erst in zehn Jahren.» Im Zusammenhang mit dem brutalen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine gebe es die Chance, dass sich der bisher viel zu langsame Umstieg auf erneuerbare Energien «massiv beschleunigt, weil eben die Energiefrage auch eine Sicherheitsfrage geworden ist», sagte die Ministerin.

«Klimanotstand ist das schwierigste Sicherheitsproblem»

In diesem Prozess müsse zudem dafür gesorgt werden, «dass nicht nur die Regionen, die jetzt schnell Geld investieren können, wieder vorne mit dabei sind. Sondern (dass) eben auch so kleine Inselstaaten wie (Palau) schnellstmöglich auf erneuerbare Energien umstellen können.» Zugleich müssten jene Teile des Landes, die nicht mehr gerettet werden könnten, unterstützt werden, sagte Baerbock.

Vor Bewohnern einer Küstengemeinde sagte Baerbock: «Der Klimanotstand ist keine isolierte Krise. Es ist das schwierigste Sicherheitsproblem unserer Zeit.» Bedrohte Pazifiknationen hätten immer wieder vor den Folgen des Klimawandels gewarnt. «Aber wir müssen zugeben, dass unsere Antwort als internationale Gemeinschaft unzureichend, unsere Unterstützung zu begrenzt war.» Nun sei es «wirklich Zeit, dass wir Ihnen nicht nur aus der Ferne zuhören, sondern dass wir tatsächlich herkommen». Zuletzt sei vor 120 Jahren ein deutscher Außenminister nach Palau gereist.

Um die von steigenden Meeresspiegeln bedrohten Nationen besser und langfristig zu unterstützen, habe sie die Diplomatin Beate Grzeski zur Sondergesandten für die pazifischen Inselstaaten ernannt. Grzeski sei ab sofort direkte Ansprechpartnerin für die Archipele.

Keine Weltregion leide so sehr unter der Klimakrise wie die Pazifikstaaten - und das, obwohl deren Anteil an den globalen Treibhausgasemissionen so gering sei. «Das ist eine eklatante Ungerechtigkeit», sagte Baerbock. Um die angestrebten Klimaziele zu erreichen, müssten vor allem die weltweit größten CO2-Emittenten die Treibhausgasemissionen schneller senken, so auch Deutschland. «Wir sind nicht Ozeane voneinander entfernt, sondern stehen Seite an Seite», rief Baerbock den Menschen in Palau zu.

© dpa-infocom, dpa:220709-99-962220/7