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Verkauf wahrscheinlich
Bahntochter Arriva soll Milliarden für Investitionen bringen

Bahn-Tochter Arriva
Arriva betreibt Busse und Züge in 14 europäischen Ländern. Foto: Peter Byrne/PA Wire
Mehr tun für Fahrgäste in Deutschland, weniger internationales Geschäft: Dafür will die Deutsche Bahn einen Teil ihres Tafelsilbers verkaufen. Noch ist offen, ob das reicht.

Berlin (dpa) - Im Kampf gegen überfüllte Züge und Verspätungen in Deutschland erschließt die Deutsche Bahn eine neue Geldquelle: Der Verkauf des großen Tochterunternehmens Arriva wird wahrscheinlicher.

«Es gibt eine Reihe von Interessenten», hieß es aus Konzernkreisen kurz vor Ablauf der Interessenbekundungsfrist an diesem Freitag. Arriva betreibt Busse und Regionalzüge in 14 europäischen Ländern, der Verkauf soll Milliarden für die Eisenbahn hierzulande bringen.

Denn in Deutschland hat der Staatskonzern Mühe, die steigenden Fahrgastzahlen zu bewältigen. 2018 fuhren trotz Zugausfällen und Verspätungen rund 148 Millionen Reisende mit Fernverkehrszügen, vier Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Aber sinkende Gewinne und steigende Schulden machen Investitionen in Netz, Züge und Personal schwieriger. 2018 war jeder vierte Fernzug verspätet.

Auf Arriva mit 53.000 Mitarbeitern haben dem Vernehmen nach Finanzinvestoren und Infrastrukturunternehmen ein Auge geworfen, aber auch Konkurrenten der Bahn. Die «Süddeutsche Zeitung» (Freitag) sprach von einer zweistelligen Zahl möglicher Käufer.

Doch dass sich Interessenten gemeldet haben, bedeutet längst nicht, dass der Verkauf gelingt. Die Hand heben kann erstmal jeder - und darf dann in die Bücher des Unternehmens blicken. Das könnte für manchen Interessenten schon der Zweck der ganzen Übung sein. In den nächsten Monaten dürfte sich der Kreis der möglichen Käufer verkleinern.

Das hängt auch stark davon ab, wie viel die Investoren zu zahlen bereit sind. Die Bahn will in den kommenden fünf Jahren fünf Milliarden Euro zusätzlich in Züge und Schienennetz investieren. Vier Milliarden Euro davon sind noch nicht finanziert. Das ist der Grund, warum die profitable Tochter Arriva verkauft werden soll. Ob die Lücke mit der Veräußerung gefüllt werden kann, ist aber noch offen.

Das «Handelsblatt» schrieb, die Investoren wollten höchstens drei Milliarden zahlen. Konkrete Kaufangebote müssten Interessenten aber erst bis September vorlegen, hieß es in Konzernkreisen. Offen ist auch, wie Schulden und andere Verbindlichkeiten von Arriva verrechnet werden.

Parallel bereitet die Bahn einen möglichen Börsengang von Arriva vor, als Plan B. Der Aufsichtsrat entscheidet im September, welchen Weg das Management einschlagen soll. Kann die Bahn Arriva nicht zu Geld machen, müsste sie sich höher verschulden. Doch weitere Schulden will die Bahn vermeiden. Sie hat sich 20 Milliarden Euro als Grenze gesetzt. Ende 2018 lag die Verschuldung bei rund 19,5 Milliarden Euro. Auch der Bund will momentan nicht noch mehr zuschießen.

Die Bahn hatte Arriva 2010 gekauft, der jährliche Umsatz wuchs seitdem unter anderem durch Zukäufe von 3,1 auf 5,4 Milliarden Euro. Gut 60 Prozent davon erwirtschaftet das Unternehmen in Großbritannien, wo es auch seinen Sitz hat.

Schon einmal wollte die Bahn Arriva zu Geld machen. Die Vorbereitungen für einen Teilverkauf über die Londoner Börse stoppte der Konzern aber 2016. Zur Begründung wurde auf den Brexit verwiesen - das Unternehmen hat seinen Sitz im nordenglischen Sunderland. Qualitätsmängel bei der Eisenbahn in Deutschland haben aber den Druck auf den Bahnvorstand erhöht, gegenzusteuern.

In einem Sonderbericht an den Bundestag hatte der Bundesrechnungshof im Januar den Bund als Eigentümer der Deutschen Bahn aufgefordert: «Nicht benötigte Unternehmensteile sollten vollständig verkauft werden.» Damit waren vor allem Arriva und die international tätige Logistiktochter Schenker AG gemeint. Denn auch wenn sie profitabel seien - das heimische Kerngeschäft profitiere nicht. Gewinne blieben im Ausland, es ergäben sich keine positiven Effekte.

Bahn-Pressemitteilungen

Geschäftsbericht zu DB Arrvia (S. 126)