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Springreiten
CHIO-Resultate täuschen: Besetzung des EM-Reitteams schwer

Daniel Deußer
Zwischen Deutschland und Belgien hin- und hergerissen: Springreiter Daniel Deußer. Foto: Uwe Anspach Foto: dpanitf3
Ein Jahr vor den Olympischen Spielen ist die Misere nicht zu übersehen. Der Bundestrainer hat zu wenig Springreiter mit Pferden auf höchstem Niveau. Und er hat weiterhin Wackelkandidaten.

Aachen (dpa) - Auf den ersten Blick scheint die Aussicht glänzend. Platz zwei, vier und acht beim Höhepunkt des größten Reitturniers der Welt «sind eine prima Bilanz», befand Bundestrainer Otto Becker.

Doch die Besetzung des Teams für die Europameisterschaft bereitet dem Coach trotz des guten Abschneidens beim Großen Preis von Aachen Kopfzerbrechen. «Die Decke bleibt dünn», sagte Becker - auch mit Blick auf die Olympischen Spiele in Tokio.

Ob Christian Ahlmann nach seinem gelungenen Comeback in der deutschen Nationalmannschaft beim CHIO auch bei der EM in Rotterdam reitet, ist längst nicht sicher. «Eigentlich hatte ich das nicht geplant», erklärte Ahlmann in Aachen. «Jetzt muss ich mal mit Otto reden.»

Sicher dabei sind in Rotterdam derzeit nur Daniel Deußer mit Tobago und Simone Blum mit Alice, die beim abschließenden CHIO-Höhepunkt am Sonntag die Plätze zwei und vier belegten. Bei der EM reiten soll auch Marcus Ehning. «Wir müssen schauen mit welchem Pferd», sagte der Bundestrainer.

Beim Nationenpreis-Turnier im englischen Hickstead ist noch ein Test geplant. Dort erhält auch Sven Schlüsselburg, der beim Großen Preis von Aachen im Sattel von Bud Spencer überraschend und ohne Abwurf Platz acht belegt hatte, eine Chance im Nationalteam.

Der vierte EM-Platz ist derzeit noch offen, so dass Becker in den kommenden Tagen bei Ahlmann wohl Überzeugungsarbeit leisten muss. Ob der junge Maurice Tebbel wie vor zwei Jahren eine EM-Option ist, blieb in Aachen offen. Denn Tebbels Toppferde sind angeschlagen.

Der Olympia-Kader der Springreiter umfasst ohnehin nur fünf Namen. Und vor den Spielen in Tokio sind entscheidende Fragen noch ungeklärt. Ahlmann und Deußer hatten nach zwei Jahren Pause die Athletenvereinbarung des Deutschen Olympiade-Komitees nur unterschrieben, weil nach langen Diskussionen einige Regelungen bis Ende 2019 ausgesetzt wurden. Ob das im Olympia-Jahr erneut geschieht, ist derzeit ungewiss.

Deußer zumindest liebäugelt – oder kokettiert - trotz des Comebacks in der deutschen Nationalmannschaft immer noch mit einem Wechsel nach Belgien. «Das ist eine schwere Entscheidung», sagte der 37-Jährige in Aachen in einem Radio-Interview des Belgischen Rundfunks: «Die Gedanken sind nicht ganz aus dem Kopf heraus.»

«Ich lebe seit fast zehn Jahren in Belgien», sagte Deußer. Seine Frau und seine Tochter seien Belgierinnen, der Besitzer seiner Pferde sei Belgier: «Ich fühle mich in Belgien wohl, und in Belgien ist meine Heimat.» Andererseits betonte der Hesse: «Ich liebe es, für die deutsche Equipe an den Start zu gehen.» Und in Deutschland ist es derzeit einfacher, ins Nationalteam zu kommen als in Belgien.

CHIO