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Corona-Beschränkungen in Cloppenburg - München reißt Grenze

Corona-Testcenter
Eine Ärztin der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen hält in der Corona-Teststation für Urlaubsrückkehrer am Flughafen Dresden International einen Coronavirus-Test in den Händen. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa
Coronavirus in Cloppenburg
Johann Wimberg (l), Landrat im Landkreis Cloppenburg, informiert auf einer Pressekonferenz über die Lage in der Stadt. Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa
Christian Drosten
Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charite in Berlin, warnt vor einer Zuspitzung der Infektionslage in Deutschland. Foto: Michael Kappeler/dpa-pool/dpa
Der Landkreis Cloppenburg greift angesichts der vielen Corona-Neuinfektionen zu Einschränkungen. Auch in anderen Kreisen wird der kritische Grenzwert gerissen.

Cloppenburg/München (dpa) - Der niedersächsische Landkreis Cloppenburg hat auf das Überschreiten des Sieben-Tages-Grenzwertes bei Corona-Neuinfektionen mit zusätzlichen Einschränkungen des öffentlichen Lebens in einigen Gemeinden reagiert.

Am Freitag wurden im Landkreis Cloppenburg 61,5 neue Infektionen auf 100.000 Einwohner in der vergangenen Woche gemeldet. Auch die bayerische Landeshauptstadt München riss den Grenzwert von 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohnern binnen einer Woche.

In den betroffenen Teilen des Landkreises Cloppenburg dürfen sich nun bis zum 4. Oktober privat maximal sechs Menschen treffen. Vereinen ist es untersagt, Zusammenkünfte abzuhalten, Gaststätten müssen um 22.00 Uhr schließen. Zuvor waren in den betroffenen Gemeinden bereits Schulen geschlossen worden. Zudem war landkreisweit Mannschaftssport untersagt worden.

Von den Einschränkungen betroffen sind die Stadt Löningen sowie die Gemeinden Essen, Lastrup und Lindern, wie Landrat Johann Wimberg am Freitag in Cloppenburg sagte. Von einem lokalen Shutdown wollte der Landrat nicht sprechen, er fügte aber hinzu: «Wir gehen in so eine Richtung.»

München erreichte einen Wert von 50,7. Dies geht aus der täglich aktualisierten Statistik des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) vom Freitag hervor. Weitere Beschränkungen blieben hier aber zunächst aus.

In Bayern stellt die Landeshauptstadt keine Ausnahme dar. Der Grenzwert wurde auch in anderen Regionen überschritten. So sind außerdem die Stadt Würzburg (70,38), die Stadt Kaufbeuren (61,51), der Landkreis Garmisch-Partenkirchen (58,78) und der Landkreis Kulmbach (50,11) besonders betroffen.

Hessen hob unterdessen die coronabedingten allgemeinen Besuchsbeschränkungen für Alten- und Pflegeheime auf. Es werde keine verbindlichen Vorgaben des Landes zur Dauer und Anzahl der Besuche mehr geben, teilten Staatskanzlei und Sozialministerium in Wiesbaden mit. Maßgeblich seien nun die jeweiligen Schutzkonzepte und Hygienepläne der Einrichtungen. Bislang durften Bewohner von Alten- und Pflegeheimen in Hessen innerhalb einer Kalenderwoche nur dreimal eine Besucherin oder einen Besucher empfangen.

Im Vergleich zu anderen europäischen Staaten ist das Infektionsgeschehen derzeit in Deutschland relativ gering. Seit Wochen liegen die Infektionszahlen in Ländern wie Frankreich und Spanien deutlich über denen in Deutschland.

Die Zahl der Neuinfektionen ist einen Tag nach dem Erreichen des höchsten Wertes seit April unter der Marke von 2000 geblieben. Innerhalb eines Tages haben die Gesundheitsämter in Deutschland 1916 neue Corona-Infektionen gemeldet, wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Morgen mitteilte.

Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen in Deutschland laut Lagebericht von Freitag bei 1,16 (Vortag: 1,07). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel etwas mehr als einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.

Der Virologe Christian Drosten warnt vor einem zu laxen Umgang mit der Virusgefahr. Er betonte im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur, «dass wir uns aber auch nicht vormachen sollten, dass sich das bei uns alles ganz anders entwickelt. Wir machen auch jetzt nicht sehr viele Sachen sehr anders».

Die Testhäufigkeit sei in Deutschland zwar extrem groß - aber erst seit dem Beschluss, Reiserückkehrer zu testen, sagte Drosten. «Das ist eine Testhäufigkeit, die wir in Deutschland so nicht mehr lange durchhalten können.» Die Grund-Testtätigkeit, die man vorher in Deutschland gehabt habe und bald wieder haben werde, sei nicht viel höher als in anderen europäischen Nachbarländern. Der Kern der Infektionsüberwachung sei bei uns nur wenig stärker ausgeprägt als in anderen Ländern. «Darum müssen wir schon die Zahlen ernstnehmen.»

© dpa-infocom, dpa:200918-99-611451/9