1. Startseite
  2. Überregionales
  3. Deutschland
Logo

Umfrage
Corona-Impfungen: Vielerorts läuft die Terminvergabe holprig

Impftermin-Vergabe
Eine Rentnerin informiert sich im Internet über die Impftermine in Nordrhein-Westfalen. Foto: Roland Weihrauch/dpa
Vor allem Menschen über 80 sollen in Deutschlands Impfzentren zunächst gegen das Coronavirus geimpft werden. Doch in vielen Bundesländern wird die Terminvergabe für Menschen, die zu Hause leben, zur Geduldsprobe.

Berlin (dpa) - Mit den Corona-Impfungen in Heimen und Krankenhäusern geht es voran - und nun sind es zumeist die älteren Menschen ab 80 Jahren, die schnell ihre Impfungen erhalten sollen - mit Termin.

Doch neben dem zu knappen Impfstoff bereitet auch die Organisation vielen Bundesländern bei der Terminvergabe Probleme. In welchen Ländern es knirscht, zeigt eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.

In NIEDERSACHSEN werden die Termine über eine Telefon-Hotline und ein Webportal vergeben. Beides wird von der Majorel Wilhelmshaven GmbH betrieben. Anmelden können sich Menschen, die 80 Jahre und älter sind. Doch sowohl Hotline als auch Webseite waren anfangs überlastet. Vor der Terminvergabe hatte die Landesregierung Schreiben versendet und dabei auf Daten der Post gesetzt. So erhielt aus Versehen auch eine ganze Reihe von Verstorbenen die Briefe - die Empörung war groß.

In SCHLESWIG-HOLSTEIN hat das Gesundheitsministerium den Ticketverkäufer CTS Eventim mit der Vergabe von Impfterminen beauftragt. In BADEN-WÜRTTEMBERG ist eine Vergabe der Termin-Organisation an externe Dienstleister laut Sozialministerium hingegen nicht geplant. Bislang ist hier eine Terminvergabe über die zentrale Telefonhotline 116 117 oder - wie auch in HAMBURG, HESSEN, NORDRHEIN-WESTFALEN und SACHSEN-ANHALT - über die Webseite www.impfterminservice.de möglich.

Besonders von älteren Menschen und deren Angehörigen gab es in BADEN-WÜRTTEMBERG aber immer wieder Kritik, dass die Hotline nur durch eine lange Warteschleife erreichbar sei und online keine Termine mehr verfügbar seien. Außerdem wurde die fehlende Unterstützung für den Weg zum Impfzentrum bemängelt. Das Land will künftig bei beidem Abhilfe schaffen.

Das Bundesgesundheitsministerium teilte zu einer möglichen Überlastung der Hotline auf Anfrage mit, für die Terminorganisation seien die Länder verantwortlich. Der Bund stelle die 116 117 als Informationshotline, die Kapazitäten seien ausreichend. «Allerdings lassen die Länder darüber auch die Weiche für ihre Terminvergabe-Hotline laufen. Das kann temporär zu Engpässen führen.»

Auch in SACHSEN-ANHALT klagen viele über die Überlastung der Terminhotline der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Die Online-Terminbuchung läuft hier allerdings bislang im Großen und Ganzen störungsfrei. Wegen der Impfstoff-Knappheit standen jedoch zumeist - wie auch in anderen Ländern - kaum Termine zur Verfügung.

In HESSEN können Seniorinnen und Senioren seit Mittwoch wieder Impftermine online und per Telefon vereinbaren. Doch wie schon bei der ersten Vergaberunde gab es zum Start des zweiten Anmeldeverfahrens erneut massive technische Probleme und langen Wartezeiten - Schwierigkeiten, die auch in HAMBURG die bisherige Terminvergabe überschatten.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten bei der Vergabe der Termine online und am Telefon hat sich das System in NORDRHEIN-WESTFALEN inzwischen scheinbar eingespielt. Durch die Lieferschwierigkeiten bei Biontech musste der angesetzte Start der Impfzentren aber auf den 8. Februar verlegt werden. Impfen lassen können sich auch hier nur Menschen, die mindestens 80 Jahre alt sind und einen Termin gebucht haben.

Auch BAYERN fährt bei der Registrierung mehrgleisig. Impfwillige können sich online über das Portal BayIMCO registrieren, auch die telefonische Anmeldung im örtlichen Impfzentrum über die bundesweite Nummer 116 117 ist möglich. Senioren und Angehörige klagen aber oft über das schwer zu handhabende Anmeldesystem.

In BERLINs Impfzentren erfolgt die Terminvergabe für die Menschen über 80 ebenfalls telefonisch oder online. Im zweiten Fall kommt die Software Doctolib zum Einsatz, die häufig für die Terminvergabe in Arztpraxen benutzt wird. Wegen Lieferverzögerungen des Impfstoffs mussten der Gesundheitsverwaltung zufolge aber mehrere hundert bereits vereinbarte Termine verschoben werden.

In THÜRINGEN, wo die Organisation ebenfalls über eine Internetseite sowie eine zentrale Hotline erfolgt, wurde das Vergabeportal gleich beim Start der Impfanmeldung Ende Dezember Ziel einer Cyberattacke. Eine massenhafte Absage oder Verschiebung vereinbarter Termine wegen Impfstoffmangels habe es im Land aber bisher noch nicht gegeben. Derzeit ist mangels Impfstoff die Terminvergabe ausgesetzt. Im SAARLAND werden die Termine über eine Impfliste zugewiesen.

Auch in SACHSEN und RHEINLAND-PFALZ gibt es Termine via Online-Portal und Telefonhotline. Auch hier hat es anfangs technisch manchmal geklemmt. Hauptgrund für die eingeschränkte Terminvergabe sei aber der fehlende Impfstoff, hieß es aus SACHSEN. In RHEINLAND-PFALZ seien die Erfahrungen nach Angaben des Gesundheitsministeriums generell gut: Kleinere Probleme seien bislang immer schnell behoben worden.

Einige Länder setzen hingegen nur auf die telefonische Terminvergabe: In BRANDENBURG erfolgt die Organisation bislang nur über die 116 117. Wegen der Engpässe bei der Lieferung von Impfstoff mussten Tausende Impftermine abgesagt oder umgebucht werden. Auch in MECKLENBURG-VORPOMMERN werden die Impftermine ausschließlich über eine Hotline vergeben. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden Briefe an über 80-Jährige mit Hauptwohnsitz im Bundesland verschickt. Nur wer einen solchen Brief erhalten hat, kann bei der Hotline anrufen. Das System funktioniere bislang gut, hieß es.

In BREMEN scheint die Terminvergabe ebenfalls reibungsloser zu laufen als in anderen Bundesländern. Seit die Impfungen in Altenpflegeheimen fortgeschritten sind, lädt das Gesundheitsressort gestaffelt andere alte Menschen per Brief zur Impfung ein. Über eine Hotline müssen sie dann die konkreten Impftermine vereinbaren.

© dpa-infocom, dpa:210206-99-325293/2