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Schule während der Pandemie
Lüften und Digitales - Schulgipfel berät über Corona-Lage

Corona und Schulen
Die Maske gehört inzwischen genauso standardmäßig in den Schulrucksack wie Stift und Heft. Foto: Marijan Murat/dpa
Angela Merkel
Kanzlerin Angela Merkel empfängt heute die Bildungsminister aus Bund und Länder und die SPD-Chefin Saskia Esken. Foto: Odd Andersen/AFP Pool/dpa
Die Corona-Zahlen steigen an. Auch Schulen wurden wegen Ansteckungsfällen schon wieder geschlossen. Vor einem Treffen zur Lage der Schulen im Kanzleramt betonen aber alle Beteiligten: Flächendeckende Schließungen soll es nicht mehr geben.

Berlin (dpa) - Vor dem Hintergrund steigender Corona-Infektionszahlen und Sorgen über die Aufrechterhaltung des Schulbetriebs wollten am Montagabend (18.00) Vertreter von Bund und Ländern im Kanzleramt über die Lage an den Schulen beraten.

Bei dem Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU), SPD-Chefin Saskia Esken und den Kultusministern der Bundesländer sollte es darum gehen, wie die Schulen in der Pandemie technisch schneller fit für digitales Lernen gemacht werden können und wie verhindert werden kann, dass es erneut zu großflächigen Schulschließungen kommt.

Merkel, Esken und mehrere Ländervertreter hatten sich bereits im August zu Beratungen getroffen. Dabei war besprochen worden, dass für Schüler eine günstige mobile Internetflatrate angeboten werden soll und die Lehrer in Deutschland mit Dienstlaptops ausgestattet werden. Merkel hatte am Wochenende in ihrem Videopodcast den Termin am Montagabend «ein wichtiges Treffen» genannt. Zwar liege die Zuständigkeit für die Schulen bei den Ländern, aber es gehe jetzt darum, «gemeinsam alles dafür zu tun, dass Kinder und Jugendliche nicht die Verlierer der Pandemie sind. Dies ist mir auch persönlich ein ganz wichtiges Anliegen».

Vor den Beratungen forderten Bildungsgewerkschaften, Eltern- und Ländervertreter sowie die Opposition Fortschritte bei den Themen Lehrerfortbildung, Dienstgeräte für Lehrkräfte und Breitbandanschluss der Schulen. Daneben wurden Forderungen laut mit Blick auf das Thema Belüftung in der bevorstehenden kalten Jahreszeit. Geklärt werden müsse, ob Luftfilter flächendeckend eingesetzt werden und Kohlendioxid-Messgeräte eine schnell einsetzbare Alternative sein könnten, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, des Verbands Bildung und Erziehung und des Bundeselternrats. «Dabei dürfen die Kosten für den Einsatz der Geräte kein K.o.-Kriterium sein.»

Grünen-Chefin Annalena Baerbock sagte, Schulen müssten beim Pandemieschutz jetzt Priorität haben. Es müsse beim Gipfel am Montagabend sichergestellt werden, dass in den nächsten Wochen Lüftungskonzepte in allen Schulen umgesetzt und Filteranlagen eingebaut würden. Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) sagte im ARD-Mittagsmagazin: «Lüftungsgeräte allein in jedem Raum von Hunderttausenden von Klassenzimmern werden das Problem nicht lösen.» Stattdessen sei zeitweises Stoßlüften noch immer die beste Variante, die man auch im Winter im Blick behalten müsse. Der Deutsche Lehrerverband hatte allerdings immer wieder kritisiert, dass sich in einigen Schulen die Fenster gar nicht richtig öffnen ließen.

Vertreter von Bund und Ländern betonten vor den Gesprächen im Kanzleramt erneut, dass flächendeckende Schulschließungen, wie im Frühjahr, vermieden werden sollen. Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Die gesamte Schulfamilie ist sich einig, dass wir den Präsenzunterricht aufrechterhalten und keine Schulschließungen mehr wollen.»

SPD-Chefin Saskia Esken sagte dem «Handelsblatt», Bund und Länder müssten gemeinsam die Bedingungen schaffen, dass Präsenzunterricht durchgehend und flächendeckend durchgeführt werden könne. Bildungsgerechtigkeit bedeute, «dass Schüler, die vorübergehend nicht in die Schule können, nicht abgehängt werden. Sie müssen hochwertigen digitalen oder hybriden Unterricht bekommen.» Die stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Katja Suding, sagte, ein wochenlanger Unterrichtsausfall wie zu Beginn der Corona-Pandemie dürfe sich nie mehr wiederholen.

In mehreren Bundesländern sind Schulen seit Beginn des neuen Schuljahres wegen Corona-Fällen bereits vorübergehend wieder geschlossen oder Klassen in Quarantäne geschickt worden.

Bundesbildungsministerin Karliczek appellierte an alle, die Hygieneregeln einzuhalten und damit zur Aufrechterhaltung des Schulbetriebs beizutragen. Schule sei keine isolierte Veranstaltung. «Die Gesellschaft hat es durch ihr Verhalten insgesamt stark in der Hand, wie der Schulbetrieb in den nächsten Monaten laufen wird», sagte die CDU-Politikerin der dpa.

© dpa-infocom, dpa:200921-99-642692/7