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Herber Gewinnrückgang
Flughafenbetreiber Fraport von Coronavirus schwer getroffen

Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport
Eine Passagiermaschine der Lufthansa startet auf dem Frankfurter Flughafen hinter Baukränen. Foto: Arne Dedert/dpa/Archivbild
Die Coronakrise hat die Zeiten stetigen Wachstums am Frankfurter Flughafen abrupt beendet. Der Betreiber Fraport wird ökonomisch hart getroffen und muss sich neu aufstellen.

Frankfurt/Main (dpa) - Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport erwartet wegen der Coronakrise in diesem Jahr einen herben Rückgang des Gewinns.

Tagesbezogen liegen die aktuellen Passagierzahlen bereits 45 Prozent unter den Vorjahreswerten, sagte Vorstandschef Stefan Schulte am Freitag bei der Bilanzvorlage in Frankfurt. Das könne sich mit der US-Einreisesperre noch auf minus 60 Prozent steigern. Das Unternehmen plant für bis zu 10 000 Mitarbeiter Kurzarbeit, die in der kommenden Woche bei der Arbeitsagentur beantragt werden soll.

Jeder ausbleibende Passagier belastet Fraports operativen Gewinn (Ebitda) laut Konzernangaben mit 10 bis 14 Euro. Gemessen an den gut 70 Millionen Passagieren, die 2019 in Frankfurt abgefertigt wurden, würde ein Rückgang um 20 Prozent im Gesamtjahr zu einer Ergebnisbelastung von bis zu 200 Millionen Euro führen, führte Schulte in einer Beispielrechnung aus. Dazu kämen noch Rückgänge an den 29 Fraport-Flughäfen im Ausland, für die Schulte vorläufig einen Rahmen zwischen 50 und 100 Millionen Euro schätzte. 2019 hatte Fraport einen Ebitda-Gewinn von 1,18 Milliarden Euro erzielt.

Etwas besser sieht es bei der Fracht aus, die aktuell 8 bis 10 Prozent unter Vorjahr liege. Insbesondere in China sei die Produktion wieder angelaufen und viele Güter würden per Luftfracht transportiert, sagte Schulte.

Eine konkrete Prognose zu den Geschäftszahlen im Gesamtjahr könne er derzeit aber nicht abgeben, erklärte Schulte. Es sei nicht klar, wie lange die Krise anhalte. «Wir sind aber überzeugt, dass Corona letztlich ein Einmaleffekt bleiben wird.» Die Dividenden für die Geschäftsjahre 2019 und 2020 will der Vorstand mit zwei Euro je Aktie dennoch stabil halten.

Die Kurzarbeit soll für bis zu 10 000 Mitarbeiter in den operativen Bereichen beantragt werden, kündigte der Fraport-Chef an. Man sei dazu im engen Kontakt mit den Personalvertretungen. Fraport hat bereits ein umfangreiches Sparprogramm eingeleitet. «Getätigt werden nur noch betrieblich zwingend notwendige Ausgaben», hieß es. Alle Kostenpositionen stünden auf dem Prüfstand.

Mit 1,22 Milliarden Euro ist der Personalaufwand der größte Kostenfaktor in der Fraport-Bilanz. Im vergangenen Jahr wuchs die Zahl der Beschäftigten um 2,5 Prozent auf gut 22 500 Menschen. Neueinstellungen soll es nun bis auf Weiteres faktisch nicht geben. Arbeitsschichten im Flughafenbetrieb würden in den Sommer oder Herbst verschoben. Der Belegschaft wurde angeboten, unbezahlten Urlaub zu nehmen oder vorübergehend auf Teilzeit wechseln.

Die Lufthansa, die mehr als zwei Drittel des Flugverkehrs in Frankfurt bestreitet, hatte ihr Flugangebot für die kommenden Wochen kräftig zusammengestrichen. Das trifft nun auch Verbindungen von Frankfurt nach Nordamerika, auf denen die Passagierzahl im Februar noch gewachsen war. Denn ab diesem Samstag dürfen Reisende aus dem Schengen-Raum für vorerst 30 Tage nicht mehr in die USA einreisen.

Laut Fraport sind am Frankfurter Flughafen bereits 15 bis 20 derzeit nicht benötigte Maschinen abgestellt. Weitere kommen nach der US-Entscheidung hinzu, berichtete Schulte. Komplette Sperrungen eines Terminals, einer Landebahn oder Rollwegs seien derzeit nicht geplant, weil es auch operativ keinen Sinn habe. Es könne aber sein, dass man einen Terminalfinger schließe.

Im abgelaufenen Jahr steigerte Fraport den Umsatz um 6,5 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro. Der operative Gewinn (Ebitda) legte um 4,5 Prozent auf 1,18 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich blieb für die Aktionäre ein Gewinn von 421 Millionen Euro und damit elf Prozent weniger als im Vorjahr. Damals hatte ein Sonderertrag aus dem Verkauf des Flughafens Hannover den Überschuss nach oben getrieben. Die Anteilseigner - allen voran das Land Hessen und die Stadt Frankfurt - sollen je Aktie wie im Vorjahr eine Dividende von zwei Euro erhalten.

Beim Neubau des dritten Passagier-Terminals für rund 4 Milliarden Euro sieht sich Fraport weiterhin im Plan. Die Arbeiten würden nicht gestreckt, erklärte Schulte. Ein erster Teilbereich für bis zu 5 Millionen Passagiere im Jahr soll Ende 2021 ans Netz gehen und die beiden bestehenden Terminals entlasten. Bei den Ausschreibungen der Bauleistungen herrsche ein guter Wettbewerb, sagte Schulte. «Das ist vielleicht ein positiver Effekt der schwachen Konjunktur.»

Fraport-Mitteilung