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Online-Umfrage
Frauen putzen deutlich mehr als Männer

Putzen
Mit etwas Anleitung sollten das auch Männer schaffen. Foto: Carmen Jaspersen
Fensterputzen
Fensterputzen hat in vielen Haushalten eher Seltenheitswert. Foto: Monika Skolimowska
Saugroboter
Rund 5 Prozent erleichtern sich die Arbeit mit einem Saug-, Wisch- oder Fensterputzroboter. Foto: Rolf Vennenbernd
Jalousien
Eine Frau wischt Staub von den Jalousien ihrer Wohnung. Foto: Oliver Berg
Frühjahrsputz
Jeder Zwanzigste besitzt mehr als zehn verschiedene Putzmittel. Foto: Monika Skolimowska
Frühjahrsputz
Frauen leisten den Großteil der Hausarbeit. Foto: Franziska Kraufmann
Mal ehrlich: Wer schwingt bei Ihnen zuhause den Putzlappen? In den meisten Haushalten ist das immer noch die Frau - egal, wie modern die Partnerschaft sonst ist.

Berlin (dpa) - «Das bisschen Haushalt» sang Schlagersängerin Johanna von Koczian vor gut 40 Jahren. Seitdem hat sich einiges getan, was Geschlechterrollen in Deutschland angeht - eins jedoch ist gleich geblieben: Putzen und Waschen bleiben Frauensache, auch bei Paaren, die sonst sehr auf Gleichberechtigung achten.

Mehrere aktuelle Studien zeigen, dass Theorie und Praxis bei diesem Thema weit auseinander liegen. Drei von vier Bundesbürgern (Männer und Frauen) sagen demnach, dass die Frau nicht allein für Hausarbeit und Kinderbetreuung zuständig sein sollte, wenn beide Partner arbeiten. Und trotzdem übernehmen Frauen weiter den Löwenanteil im Haushalt, wie aus einer Untersuchung des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) Köln hervorgeht.

Beispiel Wäsche: Die große Mehrheit der Frauen schmeißt die Waschmaschine meist oder immer selbst an - obwohl sie voll berufstätig sind. Nicht einmal jede vierte vollzeitbeschäftigte Frau teile sich diese Aufgabe mit ihrem Mann oder Partner, ergab die IW-Auswertung mehrerer Umfragen.

Auch den Putzlappen hat mehrheitlich die Frau in der Hand. Auf die Frage «Wer putzt bei Ihnen zu Hause» antworten in einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov für die Deutsche Presse-Agentur 84 Prozent der Frauen mit «Ich selbst» - aber nur 58 Prozent der Männer. Kleine Reparaturen im Haus, Bohren oder Rasenmähen dagegen sind häufig Männerdomäne - allerdings fallen sie deutlich seltener und unregelmäßig an.

Diese Ungleichverteilung hat nur zum Teil damit zu tun, dass Männer im Schnitt immer noch mehr Stunden erwerbstätig - also auf der Arbeit oder im Büro - sind als Frauen. Werktags möge dieses Argument vielleicht gelten, sagte Claire Samtleben vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Doch Hausarbeit und Kinderbetreuung seien eben nicht nur unter der Woche ungleich aufgeteilt. Einer DIW-Studie zufolge leisten Frauen auch an Sonntagen deutlich mehr unbezahlte Arbeit als ihre Partner.

Nimmt man bezahlte Arbeit und unbezahlte Hausarbeit zusammen, schuften Männer und Frauen demnach an Wochentagen mit rund elf Stunden etwa gleich lang. Dabei verbringen Frauen ohne Kinder etwa doppelt, Frauen mit Kind im Kita-Alter sogar dreimal so viel Zeit mit Kochen, Putzen und Wäschewaschen wie ihre Partner. Am Sonntag haben die dann keineswegs frei, sondern arbeiten der Studie zufolge im Schnitt 1,5 Stunden mehr als Männer. Und: In den vergangenen 15 Jahren hat das Engagement der Männer kaum zugenommen.

Theresa Eyerund und Anja Katrin Orth vom IW Köln kritisierten, Gesellschaft und Politik erwarteten von Frauen, dass sie mehr und mehr in Vollzeit arbeiten - doch die Aufgabenteilung im Privatleben sei daran nicht angepasst. Hausarbeit müsse als tatsächliche Arbeit verstanden werden und nicht nur als «Ausdruck des Kümmerns».

Auch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) sprach im Januar in einer launigen Rede mahnend von Diskrepanzen zwischen Theorie und Praxis: Dass Haushalt, Kinderbetreuung, Pflege und Ehrenamt besser aufgeteilt werden müssten, sei «eine weithin akzeptierte Erkenntnis, an deren Umsetzung Männer gelegentlich mit Nachdruck erinnert werden müssen». Mehrere Bundestagspolitiker räumten daraufhin zerknirscht ein, in Sachen Hausarbeit eher Drückeberger zu sein.

Fremdputzen lassen laut YouGov-Umfrage übrigens die wenigsten: Bei gerade sechs Prozent der Bundesbürger ist demnach eine professionelle Reinigungskraft im Einsatz. Wie gründlich geputzt wird, ist sehr unterschiedlich: Etwas mehr als jeder Dritte putzt Toiletten und Waschbecken jeden Tag, fast die Hälfte immerhin wöchentlich - gut ein Prozent aber auch seltener als einmal im Monat.