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Prozess in Berlin
Gericht verurteilt Serienvergewaltiger zu 14 Jahren Haft

Prozess wegen einer Serie von Vergewaltigungen
Im Saal 700 des Kriminalgerichts Moabit warten Prozessbeteiligte auf die Fortsetzung des Prozesses am Landgericht Berlin gegen den 30-Jährigen. Foto: Wolfgang Kumm/dpa
Sexuelle Angriffe gegen junge Frauen lösten Angst und Unsicherheit in Berlin und Brandenburg aus. Aufwendig wurde nach dem Täter gefahndet. Nun hat ihn das Landgericht in der Hauptstadt verurteilt.

Berlin (dpa) - Nach einer Serie sexueller Angriffe auf sieben Frauen in Berlin und Brandenburg ist der Vergewaltiger zu 14 Jahren Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt worden.

Das Landgericht in der Hauptstadt sprach den 30-Jährigen der sechsfachen Vergewaltigung, einer versuchten Vergewaltigung, der Körperverletzung und der versuchten räuberischen Erpressung schuldig. Der Mann sei für die Allgemeinheit gefährlich, befand das Gericht. 

Mit dem Urteil blieben die Richter nur ein Jahr unter der möglichen Höchststrafe gegen den Vergewaltiger. Ein Nebenklage-Anwalt sagte, es sei für die Opfer sehr wichtig, dass ein deutliches Zeichen gesetzt worden sei. «Den Opfern wurde ganz klar signalisiert, dass der Rechtsstaat sich so etwas nicht bieten lässt und mit entsprechender Härte reagiert», sagte Rechtsanwalt Roland Weber, der eine der Nebenklägerinnen vertrat.

Die Tatserie hatte im Sommer 2020 in der Region große Besorgnis ausgelöst. Die Frauen waren zumeist auf entlegenen Wegen südlich des Wannsees in Berlin und Brandenburg angegriffen worden, die siebte Tat geschah in Bernau. Die Opfer im Alter zwischen 14 und 27 Jahren waren zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs.

Der Täter habe die ihm unbekannten Frauen zunächst freundlich angesprochen oder sei direkt über sie hergefallen, sagte der Vorsitzende Richter Ralf Vogl. «Er unterband sofort Widerstand.» Die meisten Opfer seien massiv gewürgt worden. Es seien sieben besonders schwerwiegende Taten gewesen. «Er hat die Opfer in Todesangst versetzt.» 

Der Angeklagte habe am 12. Juni 2020 die erste Tat begangen, hieß es weiter im Urteil. Eine 14-Jährige, die mit ihrem Fahrrad in der Nähe des Berliner Wannsees unterwegs war, wurde plötzlich von einem Fremden gepackt. «Der Angeklagte verschleppte sie in den Wald.» Er habe sie gewürgt, sie mit einem Schraubendreher bedroht, auch Geld von ihr verlangt und sie vergewaltigt. 

Der Angeklagte sei bei den Überfällen zum Teil mit besonderer Brutalität vorgegangen, einige Taten hätten sich über Stunden hingezogen. Alle Geschädigten litten erheblich unter psychischen Spätfolgen, so der Richter.

«Welche Faktoren Auslöser waren, die Taten zu begehen, blieb unklar», hieß es weiter im Urteil. Der Angeklagte habe sich nicht dazu geäußert. Das Gericht gehe davon aus, dass es ihm auch darum ging, «Macht und Dominanz auszuüben». Der aus Serbien stammende Angeklagte habe in seiner Heimat bereits wegen Vergewaltigung eine Strafe von mehr als fünf Jahren Haft verbüßt. Es habe ihn nicht beeindruckt. «Er hat einen Hang zur Begehung schwerer Sexualstraftaten.» Nur weil er nun umfassend gestanden hatte, habe das Gericht den Strafrahmen nicht voll ausgeschöpft. 

Der Angeklagte hatte über seine Verteidiger gestanden. «Ich schäme mich sehr und bin mir bewusst, welche Schuld ich auf mich geladen habe», erklärte er über einen seiner Anwälte. Die Verteidiger hatten auf eine Strafe von maximal zehn Jahren Haft plädiert und sich gegen eine Sicherungsverwahrung ausgesprochen. Das Urteil, das dem Antrag der Staatsanwaltschaft entsprach, nahm der Angeklagte äußerlich reglos entgegen. Die Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig.

Nach aufwendiger Suche wurde der mutmaßliche Serientäter kurz nach der letzten Tat am 14. Juli gestellt, bei der Festnahme leistete er laut Staatsanwaltschaft noch Widerstand. Nach dem Mann war öffentlich gefahndet worden. Bei der Suche nach ihm wurden Polizeihunde, ein Hubschrauber und eine Drohne eingesetzt.

© dpa-infocom, dpa:210419-99-262553/4