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Kinder aus Zeltlager gerettet
Gewitter treffen Teile Deutschlands

Gewitter über Hannover
Blitze zucken über dem Messgelände in Hannover. Foto: Julian Stratenschulte
Starkregen in Berlin
Autos fahren über die überflutete Tiergartenstraße in Berlin-Mitte. Foto: Michael Kappeler
Verletzte nach Blitzeinschlag
Sanitäter bringen einen Verletzten nach einem Blitzeinschlag in Thüringen in einen Rettungswagen. Foto: Gregor Mühlhaus
Gewitterwolken über Düsseldorf
Dunkle Wolken ziehen über den Rheinturm und das Hochhaus GAP 15 in Düsseldorf. Foto: Martin Gerten
Starkregen in Hannover
Ein Auto fährt bei starkem Regen über eine überschwemmte Straße in Hannover. Foto: Christophe Gateau
Bierfestival im Regen
Besucher des Internationalen Berliner Bierfestivals stellen sich bei starkem Regen unter Bäumen und bei Bierständen unter. Foto: Britta Pedersen
Gewitterwolken in Wacken
Bereits zum zweiten Mal in zwei Tagen wurde das Festivalgelände des Wacken Open Air wegen eines Unwetters geräumt. Foto: Axel Heimken
Feuerwehreinsatz in Berlin
Die Berliner Feuerwehr rief den Ausnahmezustand aus. Foto: Michael Kappeler
Autos bleiben liegen, ein Zeltlager wird geräumt: Wieder toben heftige Gewitter in Deutschland. Abwasserentsorger fordern, Städte besser auf Starkregen vorzubereiten.

Berlin (dpa) - Über Teilen Deutschlands haben am Freitag heftige Unwetter getobt. In Berlin rief die Feuerwehr den Ausnahmezustand aus, in Niedersachsen wurde ein Zeltlager geräumt und in Thüringen brachten Rettungskräfte vier Menschen nach einem Blitzeinschlag ins Krankenhaus.

Im niedersächsischen Dinklage wurde am Abend bei Starkregen ein Zeltlager evakuiert. Die rund 120 Kinder seien in einer Schule einquartiert worden, sagte der stellvertretende Stadtbrandmeister. In der Stadt habe es in den Abendstunden 16 wasserbedingte Einsätze gegeben. Mehrere Keller liefen voll, auch ein Hotel war betroffen.

Bei einem Blitzeinschlag im Eichsfeld in Thüringen wurden vier Menschen verletzt. Sie kamen am Freitag mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus, wie ein Sprecher der Rettungsleitstelle sagte. Details zu den genauen Umständen des Vorfalls in der Nähe von Leinefelde-Worbis waren noch nicht bekannt.

Die Berliner Feuerwehr rief wegen eines Unwetters den Ausnahmezustand aus. Die Helfer seien am Freitag zu 80 wetterbedingten Einsätzen ausgerückt, hieß es in einer Mitteilung auf Twitter. Auch die Feuerwehr selbst blieb nicht von den Folgen des Starkregens verschont: «In mehreren Wachgebäuden haben wir Wassereinbrüche zu verzeichnen, die unsere Kräfte beschäftigen», teilte sie auf Twitter mit. An den Flughäfen Tegel und Schönefeld kam es zu Verzögerungen. Mehrere Autos blieben im teilweise knietiefen Wasser in Berlin-Mitte liegen.

Zum zweiten Mal in zwei Tagen wurde am Nachmittag das Festivalgelände des Wacken Open Air wegen eines Unwetters geräumt. Nach knapp zwei Stunden durften die Fans wieder auf das sogenannte Infield, also den Bereich, wo die Bühnen und Verkaufsstände stehen. Schon am Mittwoch musste der Teil des Geländes, der zu dem Zeitpunkt bereits geöffnet war, wegen eines Gewitters geräumt werden.

Die Mischung aus Sonne, Schauern und Gewittern sorgt in Deutschland auch in den nächsten Tagen für wechselhaftes Wetter. Dabei beginne der Sonntag zunächst im Nordwesten teils stark bewölkt, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach am Samstag mit. Später werde es wie im übrigen Land längere Zeit sonnig. Am Abend ziehen dann Wolken auf. Im Osten und Südosten seien einzelne Schauer oder Gewitter nicht ausgeschlossen. Die Höchstwerte liege zwischen 22 bis 30 Grad.

Am Montag gibt es laut Prognose einzelne Schauer und Gewitter. Nur im Osten bleibe es bis zum Abend meist trocken. Die Höchstwerte liegen im Norden zwischen 19 und 24 Grad, sonst 24 bis 29 Grad. Entlang des Oberrheins könne es auch wärmer werden.

Abwasserentsorger fordern unterdessen, Städte besser auf Starkregen vorzubereiten. Teils könnten die Wassermassen nicht mehr in die Kanäle abfließen, sondern rauschten darüber hinweg, sagte der Vizepräsident des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), Karsten Specht, der Deutschen Presse-Agentur.

Gullys und Kanäle könnten aber nicht überall vergrößert werden. «Unsere Städte sind häufig zu sehr versiegelt», kritisierte er. Es brauche daher mehr Grünflächen wie Parks und mehr Grün auf Dächern und Fassaden. Zu den wichtigsten Strategien gehöre die «sogenannte Schwammstadt», sagte Specht.

Mit dem Klimawandel steigt das Risiko auch für extreme Niederschläge. Der VKU sieht Politik und Stadtplaner in der Pflicht: Es brauche lokale Initiativen, bei denen alle Akteure an einem Tisch säßen, Bund und Länder sollten die Kommunen unterstützen, forderte Specht. Er appellierte aber auch an Hausbesitzer: «Durch ungesicherte Kellerfenster und -eingänge oder Tiefgarageneinfahrten kann Wasser auch in Gebäude eindringen und zu Sachschäden führen», sagte er. Dagegen helfe, Häuser «wasserfest» zu machen und Kellerräume zum Beispiel mit Rückstauklappen vor Überflutung zu schützen.

Für den Ausbau der Kanalisation fehle manchmal schlicht der Platz, erklärte Specht. «Bau- und Betriebskosten würden die Abwassergebühren zudem explodieren lassen.» Mehr Grün- und Wasserflächen in Städten könnten zugleich die Temperaturen durch Verdunstungskühle senken und erhöhten insgesamt die Lebensqualität.