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Neuer Coach
HSV-Job für Hecking kein Abstieg: «Am richtigen Ort»

Dieter Hecking
Soll den HSV wieder ins Fußball-Oberhaus führen: Dieter Hecking. Foto: Markus Scholz
Es gibt leichtere Aufgaben im Fußball, als Trainer des HSV zu sein. Dieter Hecking traut sich den Job zu, den Fußball-Zweitligisten wieder aufzubauen. Erste Aufgabe ist, eine starke Mannschaft zu finden. Denn: die 2. Liga wird so gut wie selten sein.

Hamburg (dpa) - Eben noch Borussia Mönchengladbach in die Europa League geführt, nun als Aufbauhelfer zum taumelnden und verunsicherten Fußball-Zweitligisten Hamburger SV: Dennoch will Dieter Hecking nichts von einem persönlichen Abstieg hören.

«Für mich ist es genau das, was ich jetzt brauche», sagte der 54-Jährige bei seiner Vorstellung. «Dieses Spannungsgefühl, wieder von unten etwas aufzuarbeiten und vom ersten Tag etwas gestalten zu können. Dieser Reiz hat mich nach Hamburg gebracht.»

Viele hätten gefragt, warum er sich das antue. «Nein, ich tue mir gar nichts an, sondern ich freue mich darauf», betonte der HSV-Fan aus Kindertagen. «Ich glaube, es könnte so sein, dass ich am richtigen Ort bin.»

Mit der Verpflichtung von Hecking hat der HSV einen Schwenk gemacht. Statt Nobodys oder junge Trainer-Talente wie Christian Titz oder den zuletzt gescheiterten Hannes Wolf mit der schwierigen Aufgabe in Hamburg zu betrauen, setzen die Verantwortlichen nun auf einen gestandenen Coach. «Das ist für uns, den HSV, eine richtig gute Sache, dass so ein erfahrener Mann zu uns kommt», sagte Vereinspräsident Marcell Jansen dem «Hamburger Abendblatt».

Für Vorstandschef Bernd Hoffmann war Hecking nach dem verpassten Aufstieg mit Platz vier in der 2. Bundesliga und der Trennung von Trainer Wolf der Wunschkandidat. Und auch der neue Sportvorstand Jonas Boldt, mit dessen Vorgänger Hecking noch in der vergangenen Wochen kurz vor dessen Ablösung verhandelt hatte, hatte Sympathie für die Variante geäußert. «Als Trainer musst du spüren, dass du nicht gegen Vorbehalte ankämpfst, sondern mit offenen Armen aufgenommen wirst», betonte Hecking, der trotz seines Erfolgs in Mönchengladbach am Saisonende gehen musste.

Die HSV-Führungsebene zeigte sich endlich auch lernfähig in Sachen Vertrag. Wurden in der Vergangenheit die Übungsleiter zumeist mit Zweijahreskontrakten ausgestattet und mussten sie deshalb nach ihren jeweils vorzeitigen Abgängen weiter bezahlt werden, banden die finanziell klammen Hamburger ihren neuen Trainer für ein Jahr.

Erfüllt Hecking seine Mission und steigt auf, verlängert sich sein Vertrag automatisch um ein Jahr. Hält er den Club anschließend in der Bundesliga, darf er auch ein drittes Jahr bleiben. Das wären für HSV-Verhältnisse geradezu neue zeitliche Dimensionen.

Die Gegenwart heißt erst einmal, eine aufstiegsfähige Mannschaft zusammenzustellen. Durch die Erstliga-Absteiger VfB Stuttgart, Hannover 96 und 1. FC Nürnberg wird die Aufgabe für Hecking und den HSV in dessen zweiter Zweitliga-Strafrunde nicht leichter. «Es ist nicht zuletzt durch die Bundesliga-Absteiger eine hoch interessante Liga», sagte der neue HSV-Hoffnungsträger. «Die 2. Bundesliga hat sich in den letzten Jahren richtig gemacht.» Der Fußball habe sich dort enorm weiterentwickelt, «was die Ergebnisse im DFB-Pokal oder in der Relegation gezeigt haben».

Viel Zeit bei der Besetzung des Kaders bleiben Hecking, Boldt und Sportdirektor Michael Mutzel nicht. Start der Vorbereitung soll am 17. Juni sein, der erste Spieltag beginnt am 26. Juli. «Wir haben bis zum 31. August Zeit, eine schlagkräftige Mannschaft auf die Beine zu stellen», gab sich Hecking dennoch gelassen. Er gehe nicht davon aus, dass zum offiziellen Trainingsstart bereits die Mannschaft stehe, «die am vierten oder fünften Spieltag die Punkte für uns holen soll».

Hecking erstellte schon einmal ein Anforderungsprofil für künftige HSV-Profis. «Wir brauchen Spieler, die Bock auf den HSV haben und vor allen Dingen auch standhaft genug sind, um den Druck, der hier zweifellos herrscht, auszuhalten.»