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Weiter Interesse an Condor
Kaum noch Wachstum für Lufthansa - Eurowings im Fokus

Lufthansa-Maschine
Eine Boeing 747-8 der Lufthansa steht auf dem Helmut-Schmidt-Flughafen in Hamburg. Foto: Axel Heimken
Von der Boeing-Krise ist Lufthansa nicht betroffen. Zu neuen Gewinnhöhen kann sich der Kranich-Konzern aus eigener Kraft aber nicht aufschwingen. Wachstum könnte vor allem durch Zukäufe kommen.

Frankfurt/Main (dpa) - Die Lufthansa stößt immer deutlicher an ihre Wachstumsgrenzen. Das Interesse am Langstreckengeschäft der Thomas-Cook-Tochter Condor bleibt groß.

Der nach eigenen Angaben umsatzstärkste Airline-Konzern der Welt hat für das laufende Jahr das geplante Wachstum seines Flugangebots reduziert, trennt sich perspektivisch von seinen größten Flugzeugen und erwartet auf hohem Niveau stagnierende Gewinne.

Für 2019 hat sich das Management vorgenommen, die nach der Übernahme großer Air-Berlin-Teile stark gewachsene Billigmarke Eurowings zurück in die Gewinnzone zu bringen.

«Wir sind überzeugt, dass wir in Europa kein blindes Wachstum um jeden Preis, sondern qualitatives Wachstum brauchen», sagte Vorstandschef Carsten Spohr am Donnerstag bei der Bilanzvorstellung in Frankfurt. Sein Unternehmen baue das Angebot in diesem Sommer lediglich um 1,9 Prozent statt der bislang geplanten 3,8 Prozent aus.

Aus einem zerstörerischen Preiskampf will sich Lufthansa heraushalten. Spohr erklärte: «Ich sehe in dieser Branche keinen Grund, für 9 Euro durch die Luft zu fliegen. Das ist ökonomischer und ökologischer Wahnsinn. Wir beginnen bei 35 Euro.»

Weitere Einschränkungen seien durch die nicht mitwachsende Infrastruktur am Boden und bei der Kontrolle des Luftraums zu erwarten. Spohr erneuerte seine Kritik an Flugsicherung und Flughäfen. Die Personenkontrollen an deutschen Flughäfen seien technologisch rückständig und nicht halb so effizient wie im europäischen Ausland. «Das kann man sich als Deutschland nicht leisten», meinte der Lufthansa-Chef.

Die Flugsicherung müsse das Center Karlsruhe stabilisieren, das sich im vergangenen Jahr als einer der Flaschenhälse im europäischen Luftverkehr erwiesen habe. Dort müssten Lotsen flexibler eingesetzt werden und mehr Überstunden leisten. «Der Sommer wird besser, aber nicht gut», sagte Spohr. Der Lufthansa-Konzern setze zur Hauptreisezeit 600 zusätzliche Leute ein und habe die Zahl der dezentral stationierten Reserveflugzeuge um 15 auf 37 erhöht.

Lufthansa zeigt sich weiter interessiert am Langstreckengeschäft der Thomas-Cook-Tochter Condor, die früher einmal zum Lufthansa-Konzern gehört hatte. Grundsätzlich seien an den Drehkreuzen München und Frankfurt rund 15 Langstreckenflugzeuge für touristische Flüge «eine gute Dimension», sagte Spohr. Die «10 bis 12» Langstreckenjets der Condor könnten da eine Rolle spielen.

In der Flottenpolitik verabschiedet sich Lufthansa von einigen ganz großen Jets. Bereits am Mittwoch hatte das Unternehmen angekündigt, 6 ihrer 14 Super-Jumbos vom Typ A380 an Airbus zurück zu geben. Der Kaufpreis zum nicht genannten Buchwert wird mit der Bestellung von 20 zweistrahligen Langstreckenjets des Typs A350 verrechnet. Um nicht zu stark vom Lieferanten Airbus abhängig zu sein, bestellte Lufthansa parallel 20 787-Dreamliner beim Konkurrenten Boeing.

Einen Vorteil hat der Konzern bereits bei den kleineren Jets: Die weiträumigen Flugverbote, die Behörden nach zwei Abstürzen für Boeings Mittelstreckenflieger 737 Max verhängt haben, treffen die Lufthansa mit ihrer reinen Airbus-Flotte nicht. Spohr bezeichnete das Flugverbot als «richtige Entscheidung». Die Branche habe immer aus Unfällen gelernt und die Behörden hätten sehr verantwortungsvoll gehandelt. Auf dem europäischen Markt habe der Ausfall des noch nicht weit verbreiteten Typs nur geringe Auswirkungen.

Nach dem Rekordjahr 2017 ging der operative Gewinn (bereinigtes Ebit) der Lufthansa im abgelaufenen Jahr um rund vier Prozent auf gut 2,8 Milliarden Euro zurück, wie der Dax-Konzern am Morgen mitteilte. Für das kommende Jahr traut sich der Dax-Konzern bei dieser Kennziffer eine Spanne zwischen 2,4 und 3,0 Milliarden Euro zu. Die Aktie gab an den Börsen zunächst deutlich nach.

2018 machte der Konzern gestiegene Kosten für Kerosin, das Flugchaos des vergangenen Sommers und die Integration von 77 Jets der insolventen Fluglinie Air Berlin bei der Tochter Eurowings weitgehend wett. Lufthansa steigerte ihren Umsatz um sechs Prozent auf den Rekordwert von 35,8 Milliarden Euro. Der Nettogewinn ging um 8 Prozent auf knapp 2,2 Milliarden Euro zurück.

Allein für Flugausfälle, Verspätungen sowie die Entschädigung der betroffenen Kunden musste das Unternehmen mit 518 Millionen Euro rund zwei Drittel mehr als im Vorjahr ausgeben. Die Integration des ehemaligen Air-Berlin-Geschäfts bei Eurowings schlug mit 170 Millionen Euro zu Buche, so dass die Billigtochter des Lufthansa-Konzerns im Gesamtjahr einen operativen Verlust von 231 Millionen Euro schrieb.