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Pandemie
Lauterbach pro Debatte über Lockerungen bei Corona-Treffen

Karl Lauterbach
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach verurteilt die Lkw-Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen «von selbstgerechten Menschen, von denen wir nicht viel lernen können.». Foto: Wolfgang Kumm/dpa
Am Rande eines EU-Treffens äußert sich Gesundheitsminister Lauterbach zur Corona-Lage in Deutschland. Eine Diskussion über Lockerungen müsse es geben. Er findet zudem deutliche Worte für Lkw-Demonstrationen.

Grenoble (dpa) - Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erwartet beim nächsten Corona-Treffen von Bund und Ländern eine Debatte über Lockerungen.

Es sei klar, dass es am Mittwoch auch die Diskussion über Lockerungen geben müsse, sagte der SPD-Politiker am Rande eines EU-Treffens im französischen Grenoble. Zugleich warnte er, dass man «nicht zu schnell lockern» solle. «Wir haben nach wie vor steigende Fallzahlen, so wie wir sie noch nie gehabt haben.» Wenn man nun so stark lockere, dass die Fallzahlen deutlich steigen, dann verlängere man unnötig die Pandemie. Dies sei weder gut für die Wirtschaft, noch für die Gesundheit.

Wegen der geringen Impfquote bei den Älteren gelte in Deutschland: «Höhere Inzidenz und es sterben mehr Menschen.» Es sei Wunschdenken, zu glauben, man könnte die Inzidenzen steigen lassen, aber es gebe keine zusätzlichen Toten. «Dafür haben wir einfach nicht die Impfquote. Und die ist auch nicht über Nacht gekommen.» Bund und Länder wollen kommende Woche Mittwoch über den weiteren Pandemie-Kurs beraten. Die FDP forderte zuletzt weitreichende Lockerungen.

Lockerungen «deutlich vor Ostern»

Welche Lockerungen er selbst für möglich hält, wollte Lauterbach am Donnerstag nicht sagen. «Ich finde es ja immer betrüblich, wenn man also öffentlich über solche Maßnahmen diskutiert», sagte der Minister. Dazu gebe es entsprechende Gremien, in die er sich einbringen werde. Bislang hatte Lauterbach Lockerungen «deutlich vor Ostern» in Aussicht gestellt. Zugleich warnte er vor Öffnungsschritten wie in Israel. Dann käme man in Deutschland auf 400 bis 500 Tote am Tag statt 100 bis 150 derzeit.

Grundlage dieser Zahl sei ein Modell des Robert Koch-Instituts, mit dem man unterschiedliche Inzidenzen unterstellen kann, sagte Lauterbach am Donnerstag. «Diese unterschiedlichen Inzidenzen führen dann also zu entsprechenden Sterbezahlen pro Tag.» Zugleich könne man die Zahlen aus Israel hochrechnen. «Wenn wir jetzt beispielsweise Inzidenzen hätten von 3500 oder 4000 oder noch höher, dann würde natürlich die Zahl der Sterbefälle entsprechend ansteigen», sagte Lauterbach. «Das ist dann traurigerweise so, weil wir sie eben haben: diese hohe Zahl der älteren Ungeimpften.»

Lauterbach: Lkw-Demonstrationen problematisch

Von den Lkw-Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen, die derzeit aus Kanada nach Europa schwappen, hält Lauterbach wenig. Diese Bewegung sei problematisch. «Der Staat muss stehen, wenn es um den Schutz der Menschen geht, die vulnerabel sind.»

Es gehe nicht nur um Alte, sondern auch um Personen etwa mit Immunkrankheiten. «Diese Menschen verdienen unseren Schutz. Und da kann es nicht angehen, dass wir dann diesen Schutz nicht gewährleisten, nur weil es Konvois, illegale Konvois, auf der Straße gibt von selbstgerechten Menschen, von denen wir nicht viel lernen können.» Der Staat dürfe sich nicht erpressen lassen. Man dürfe ältere und ungeschützte Menschen nicht dem Risiko überlassen, weil man Angst vor den Protestierenden habe.

In Kanada demonstrieren seit Tagen Tausende Menschen gegen Corona-Maßnahmen und Impfvorschriften. Mit Lastwagen und anderen Fahrzeugen blockierten sie unter anderem Teile der Innenstadt der Hauptstadt Ottawa. Paris und Brüssel haben derlei Demos nach kanadischem Vorbild bereits verboten.

© dpa-infocom, dpa:220210-99-67182/2