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Pandemie
Lauterbach rechnet mit Entspannung der Corona-Lage im Sommer

Karl Lauterbach
Gesundheitsminister Karl Lauterbach sieht weiter keinen Anlass zur Entwarnung in der Corona-Lage. Foto: Axel Heimken
Der Trend bei den Infektionszahlen zeigt nach unten - auch wenn die Meldedaten gerade wieder lückenhaft sind. Der Gesundheitsminister kontert Kritik an Warnungen mit Blick auf den Herbst.

Gmund/Berlin. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach rechnet mit einer Entspannung der Corona-Lage im Sommer, sieht aber weiter keinen Anlass zur Entwarnung.

«Saisonal wird die Pandemie zurückgehen», sagte der SPD-Politiker als zugeschalteter Redner am Donnerstag bei einer Konferenz in Gmund. Man werde geringe Fallzahlen haben, aber keine Situation wie im vergangenen Jahr, dass der Sommer «fast coronafrei» sei. Dafür sei die aktuelle Omikron-Virusvariante auch bei gutem Wetter zu ansteckend. Lauterbach rechtfertigte seine jüngste Warnung vor möglichen gefährlicheren Varianten im Herbst, die auf verbreitete Kritik gestoßen war. «Dafür werde ich bezahlt.»

Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg laut Robert Koch-Institut (RKI) wieder leicht auf nun 720,6 - nach 688,3 gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen am Vortag und 1015,7 vor einer Woche. Ein Vergleich von Tageswerten wird aber zunehmend schwierig - einzelne Länder melden nicht an jedem Wochentag, was zu Nachmeldungen führt. Zudem gehen Experten seit einiger Zeit von vielen nicht erfassten Fällen aus - wegen überlasteter Gesundheitsämter und weil nicht alle Infizierte PCR-Tests machen, die aber nur in der Statistik zählen. Lauterbach bekräftigte, tatsächlich gebe es derzeit wohl etwa zweimal so viele Fälle, wie offiziell ausgewiesen werden.

Lauterbach: Neue Infektionswellen im Herbst

Der Minister äußerte erneut die Erwartung, dass im Herbst mit neuen Infektionswellen zu rechnen sei. Neue Virusvarianten kämen zudem in immer knapperen Abständen. Man müsse auch mit Varianten rechnen, die so stark gegen Impfungen fit seien wie Omikron, aber so tief in das Lungengewebe eingehen wie die Delta-Variante.

«Ich hoffe, dass das nicht kommt», sagte Lauterbach in seiner Rede vor den Teilnehmern des «Ludwig-Erhard-Gipfels» am Tegernsee. Er verteidigte es, solche «unbequemen Wahrheiten» auszusprechen, auch wenn dies auf Kritik stoße. «Ich werde dafür bezahlt, die Wahrheit so vorzutragen, dass sie weder übertrieben ist noch unrealistisch optimistisch.» Wenn er so etwas beschreibe, tue er dies auch, «damit wir uns gut vorbereiten können». Bei Politikern und manchen Forschern war Lauterbach mit Äußerungen auf Kritik gestoßen, wobei er auch die Formulierung einer möglichen «Killervariante» verwendet hatte.

Sterbezahlen könnten unterschätzt werden

Lauterbach erläuterte, neue Studien deuteten auf eine Unterschätzung auch der gemeldeten Sterbezahlen in den Industrieländern hin. Demnach könnten sie um den Faktor 1,8 oder 1,9 höher liegen. Wenn dies wirklich in dieser Dimension läge, müsste man davon ausgehen, dass in Deutschland weit über 200.000 Menschen in den vergangenen zwei Jahren an Covid-19 gestorben sein könnten. Den amtlichen RKI-Daten zufolge stieg die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer Corona-Infektion starben, auf nun 133.632. Lauterbach sagte, Klinikpatienten mit anderen Erkrankungen wie etwa einem Herzinfarkt wären ohne Corona-Infektion in der Regel meist nicht gestorben.

© dpa-infocom, dpa:220421-99-993962/2