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39 Jahre alter Starspieler
«Leyenda»: Scola lässt Argentinien bei Basketball-WM träumen

Argentinien-Star
Luis Scola (v.) lässt nach dem Sieg gegen Serbien von Facundo Campazzo feiern. Foto: Deng Hua/XinHua
Luis Scola ärgerte schon Dirk Nowitzki. 17 Jahre nachdem die argentinischen Basketballer die größte deutsche WM-Titelchance zunichte machten, führt die Legende sein Team in China wieder bis ins Halbfinale. Etwas hat sich aber geändert.

Peking (dpa) - Luis Scolas Markenzeichen war lange Zeit seine tiefschwarze Mähne, die er mühevoll mit einem ebenso schwarzen Band im Zaum hielt. Während der WM in China schimmern bei der argentinischen Basketball-Legende deutlich sichtbar schon graue Stellen durch die neue Kurzhaarfrisur.

Äußerlich ist dem 39-Jährigen zwar das fortgeschrittene Alter langsam anzumerken. Dennoch lässt das letzte verbliebene Mitglied einer Goldenen Generation sein Team mit dem Halbfinaleinzug wieder von den ganz großen Zeiten träumen.

«Luis Scola ist ein Anführer, der immer auftaucht, wenn man ihn braucht», schreibt die Zeitung «Clarin» in einer hymnenartigen Würdigung vor dem Duell mit USA-Bezwinger Frankreich am Freitag (14.00 Uhr/Magentasport) in Peking um den Endspieleinzug. «Una Leyenda» («Eine Legende»).

Scola war schon beim größten Erfolg der argentinischen Basketball-Geschichte neben dem WM-Titel 1950 dabei. 2004 bezwang «El Alma» (die Seele) im Olympia-Halbfinale erst die USA und holte im Duell mit Italien Gold. Zwei Jahre zuvor stand der damals 22-Jährige - noch mit kurzen Haaren - ebenfalls auf dem Parkett, als Argentinien die bislang größte WM-Chance von Deutschland um Superstar Dirk Nowitzki im Halbfinale zerstörte und anschließend im Finale Jugoslawien unterlag.

Weggefährten wie Manu Ginóbili und Fabricio Oberto sind längst in Rente, Scola immer noch auf der Höhe seines Schaffens. In China ist er der drittälteste Spieler der gesamten WM und der mit Abstand älteste Spieler im argentinischen Team, auf den 39-Jährigen folgt erst der 28 Jahre alte Facundo Campazzo. «Ich verstehe, dass jeder über mein Alter spricht», sagt Scola in China angesprochen auf das Dauerthema. «Aber so funktioniert mein Gehirn nicht. Ich gehe nicht auf das Parkett und denke: Oh mein Gott, ich bin älter als diese Jungs, sie sind fünf, zehn, fünfzehn Jahre jünger als ich. Das ist keine Goodbye-Tour - das ist eine Weltmeisterschaft!»

Scola hat bei Argentinien mit Co-Star Campazzo die längste Einsatzzeit pro Spiel (28 Minuten), erzielt die meisten Punkte seines Teams (17,8), holt die meisten Rebounds (7,3). Alleine in den letzten sechs Minuten des überraschenden Viertelfinalcoups über Serbien erzielte der Kapitän zehn Punkte.

«Er ist unser Anführer», sagt Campazzo, der als Taktgeber und zweimaliger Euroleague-Champion von Real Madrid eigentlich auch selbst Anspruch auf dieses Prädikat hätte. Scolas Wert zeigt sich dabei nicht nur auf dem Parkett. Bereits länger vor dem Turnier nahm er Trainer Sergio Hernández beiseite. Sie könnten ins Halbfinale kommen, habe Scola ihm gesagt, berichtete der Coach in China. «Ich habe ihn gefragt, ob er sicher sei. Und er hat es wiederholt: Mit Sicherheit, ja. Das ist Scola. Das beschreibt, was Scola ist.»

Nach einer langen Zeit in Spanien und zehn Jahren in der NBA ließ der Power Forward zuletzt seine Karriere gegen gute Bezahlung in China ausklingen. Eigentlich hatte er bereits verkündet, dass seine Zeit im Nationaltrikot nach der WM enden werde. Mit dem Halbfinaleinzug ist nun aber auch die Olympia-Qualifikation perfekt, Scola könnte in Tokio bei seinen fünften Sommerspielen starten. «Wer sagt denn, dass Luis nicht dorthin gehen wird», sagte sein Vater Mario Scola während der WM bei Super Deportivo Radio. «Er ist sehr eigensinnig. Das ist ein Fehler und gleichzeitig eine Qualität.»