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Kein großer Andrang erwartet
Liebe in Zeiten von Corona: Einige Paare trauen sich dennoch

Liebe in Zeiten von Corona
Ein Brautpaar steht nach der standesamtlichen Trauung auf dem Römerberg in Frankfurt. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa
Wer heiraten will, steht vor einem Problem: Wegen Corona gibt es Eheschließungen nur mit Einschränkungen. Wann wieder große Feste mit vielen Freunden und Verwandten möglich sein werden, weiß niemand. Viele Paare planen kurzfristig um - oder trauen sich in intimer Atmosphäre.

Berlin (dpa) - Die Corona-Pandemie macht aus standesamtlichen Hochzeiten Veranstaltungen im kleinsten Kreis. Wie viele Paare sich für eine Trauung anmelden, ist von Stadt zu Stadt unterschiedlich.

In einigen Bundesländern haben die Standesämter trotz Corona allenfalls leichte Rückgänge bei der Zahl der bislang angemeldeten Eheschließungen für 2021 verzeichnet, in anderen mehr. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Heiraten trotz Corona - das scheint zumindest die Devise in Bayern zu sein. Bis Ende Juni seien bei den beiden Standesämtern in München rund 700 Trauungen geplant, teilte die Stadt auf Anfrage mit. Das entspreche dem Durchschnitt anderer Jahre. Ähnliches berichtet das Standesamt in Regensburg, auch wenn die Paare dort mit Terminen ab April noch zögerlicher seien, als sonst. Doch der Kalender werde sich bestimmt noch füllen, glaubt die Regensburger Pressesprecherin Juliane von Roenne-Styra. Sie beobachtet den Trend, dass Paare den Termin für den großen Tag momentan lieber kurzfristig festlegen.

Ob sich die Pandemie auf die Zahl der Brautpaare im Norden auswirkt, lässt sich an den Anmeldungen für das laufende Jahr nach Auskunft aus Kiel, Flensburg und Norderstedt noch nicht absehen. Die Nachfrage nach den optisch attraktiven und leicht zu merkenden Daten 12.2.21 und 21.2.21 halte sich bisher jedenfalls in Grenzen. In Norderstedt und Flensburg können aktuell nur das Brautpaar und der Standesbeamte an der Zeremonie teilnehmen, in Kiel dürfen noch Kinder des eigenen Haushalts dabei sein.

In Niedersachsen riet die Landesregierung Anfang Januar angesichts der verschärften Corona-Infektionslage sogar vorerst von Hochzeiten ab. «Wir bitten alle darum, wenn irgendwie möglich, in den nächsten Wochen von einer Hochzeit abzusehen», sagte Regierungssprecherin Anke Pörksen. Die Nachfrage nach Hochzeitsterminen bei den Standesämtern im Land war zunächst etwa so wie im Vorjahr. Bei der Planung gibt es aber teils Unterschiede: Ein Sprecher des Standesamtes in Göttingen sagte, viele Paare würden in diesem Jahr ausgefallene Orte für ihre Hochzeiten eher meiden und stattdessen ein Standesamt in der Nähe ihres Wohnortes wählen. Grund dafür sind auch die Unsicherheiten im Bezug auf die Reise- und Gästebeschränkungen.

Und im Südwesten? Während des derzeit strengen Lockdowns geben sich dort weniger Paare das Ja-Wort als im Vorjahr, wie eine Umfrage bei zehn baden-württembergischen Standesämtern ergab. Die ersten Monate des Jahres sind laut einer Sprecherin der Stadt Aalen erwartungsgemäß nicht die beliebtesten. Doch in vielen Standesämtern lägen die Zahlen der angemeldeten Trauungen in den ersten beiden Monaten des Jahres zum Stand Mitte Januar noch deutlich unter denen des Vorjahres.

Da Termine in der Regel erst sechs Monate im Voraus vergeben werden, können die Standesämter bislang nicht sagen, ob sich im Sommer und damit in den klassischen Hochzeitsmonaten mehr Paare das Jawort geben wollen. Eines habe sich bei den Trauungen während der Pandemie jedoch definitiv verändert, hieß es: Sie werden öfter kurzfristig abgesagt. Zum Teil bekommen die Ämter nur ein bis zwei Tage vorher Bescheid. Hochzeitstermine würden teils mehrmals verschoben, in der Hoffnung, dass sich die Corona-Situation und die Beschränkungen wieder änderten. Oft seien auch Reisebeschränkungen ein Grund für Absagen oder verschobene Termine - etwa wenn Gäste nicht anreisen können.

In der Mitte Deutschlands gehen an manchen Tagen die Termine hingegen schon zur Neige. Gefragt sind nach Auskunft der hessischen Ämter bisher besonders Termine im Mai, Schnapszahlen dagegen kaum. Generell sei das Interesse an solchen Daten in den vergangenen Jahren abgeebbt, sagt Frank Müsken, Leiter des Standesamts in Kassel und Vorsitzender des Fachverbands der hessischen Standesbeamtinnen und Standesbeamten. Die nordhessische Stadt biete Verwandten, Bekannten und Freunden der Paare zur Zeit die Möglichkeit, auf Wunsch über das Internet bei der Trauung zusehen und -hören zu können.

In der Mainmetropole Frankfurt lag die Zahl der Eheschließungen 2020 bei 2700 statt 3068 im Vorjahr. Amtsleiterin Andrea Hart rechnet dennoch nicht mit einem großen Andrang im neuen Jahr: «Wem es vor allem um das Ja zueinander ging, der hat trotzdem geheiratet.» Wem es um ein großes Fest gehe, der werde wohl eher bis nächstes Jahr warten. Hart berichtet wie andere von viel Arbeit wegen Terminverschiebungen und Absagen. «Teilweise waren zwischenzeitlich die nötigen Papiere abgelaufen.» Die intimere Atmosphäre ohne viele Gäste und Foto-Aufnahmen hätten viele Paare aber auch genossen.

© dpa-infocom, dpa:210121-99-112402/3