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Experten fürchten um Wälder
Nach dem Hitzesommer drohen enorme Schäden durch Borkenkäfer

Borkenkäferplage
Borkenkäfer haben im vergangenen Jahr in vielen deutschen Wäldern enorme Schäden angerichtet. Foto: Roland Weihrauch
Borkenkäfer im Harz
Blick in einen von Borkenkäfern befallenen Nadelwald zwischen Torfhaus und Braunlage im Nationalpark Harz. Foto: Julian Stratenschulte
Borkenkäfer sind zwar winzig, können aber enorme Schäden anrichten. Nach dem Hitzesommer 2018 ist oft die Rede von Massenvermehrung, Plage und dramatischem Befall. Die Wortwahl lässt erahnen, wie kritisch die Situation in den Wäldern ist.

Braunschweig (dpa) - Der Borkenkäfer hat im vergangenen Jahr in vielen deutschen Wäldern enorme Schäden angerichtet und droht auch 2019 zur Plage zu werden.

«Die Insekten haben sich aufgrund der trockenen und warmen Witterungsverhältnisse besonders gut vermehrt», teilte das Julius-Kühn-Institut (JKI) auf Anfrage mit. Nach den starken Stürmen habe der Käfer das umgeworfene Nadelholz als Brutmaterial genutzt, sagte eine Sprecherin des Bundesforschungsinstituts für Kulturpflanzen. Ob sich die Massenvermehrung fortsetze, hänge von den Temperaturen im April ab.

Nach einer groben Hochrechnung beziffert das JKI die Schadholzmenge bundesweit mit etwa elf Millionen Festmeter. Ein Festmeter Holz entspricht dabei einem Kubikmeter fester Holzmasse. Verwendet hat das Forschungsinstitut mit Hauptsitz in Quedlinburg (Sachsen-Anhalt) Zahlen, die es im Dezember 2018 bei den Waldschutzdienststellen der Bundesländer abgefragt hat. Aufgrund des Holzüberangebotes, das auch durch das Schadholz entstanden ist, hätten die Preise für Fichtenholz regional um bis zu 50 Prozent nachgegeben.

Die Schäden fallen dem JKI zufolge regional sehr unterschiedlich aus. Besonders stark seien aber die Fichtengebiete in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen betroffen. In Hessen berichteten Waldexperten Ende Februar von katastrophalen Zuständen und schlugen nach einer Bestandsaufnahme Alarm.

Auch in Bayern waren 2018 ersten Berechnungen zufolge mehr Bäume befallen als in den Jahren zuvor. Bereits im Januar hatte das Landwirtschaftsministerium in Baden-Württemberg berichtet, dass die Käfer dort so aktiv waren wie seit 15 Jahren nicht mehr.

Einige Länder reagieren bereits auf die drohende erneute Plage. In Sachsen, wo es laut Umweltministerium derzeit die größte Massenvermehrung von Borkenkäfern seit dem Zweiten Weltkrieg gebe, ist Waldbesitzern schon Hilfe zugesichert. Für die Jahre 2019 und 2020 stünden insgesamt mehr als acht Millionen Euro für die Aufarbeitung von Restholz, dem Entrinden der Stämme oder den Abtransport der Stämme aus dem Wald zur Verfügung.

In Niedersachsen gab das Umweltministerium in der vergangenen Woche grünes Licht für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in Umweltschutzgebieten. Außerdem soll das Fällen und Wegschaffen von Bäumen dort in diesem Jahr ausnahmsweise ohne Unterbrechung möglich sein.

Zur Familie der Borkenkäfer zählen verschiedene Unterarten, die man laut Julius-Kühn-Institut grob in Rindenbrüter und Holzbrüter unterscheidet. Den größten Schaden richten der JKI-Sprecherin zufolge die Larven der Rindenbrüter an, zu denen auch Buchdrucker und Kupferstecher gehören. Sie ernähren sich von den saftführenden Schichten in der Rinde. «Da diese Schicht die Lebensader des Baumes darstellt, führt der Befall meist zu dessen Absterben», erläutert die JKI-Sprecherin.