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Kein dringender Tatverdacht
Nach tödlichem Stoß vor U-Bahn wird Verdächtiger entlassen

U-Bahnhof Kottbusser Tor
Ein Mann geht eine Treppe zum U-Bahnhof Kottbusser Tor hinunter (Archiv). Ein vermeintlicher Tatverdächtiger ist nach dem tödlichen Stoß eines 30-Jährigen vor eine U-Bahn wieder freigelassen worden. Foto: Christoph Soeder/dpa/Archivbild
Vor den Augen von Zeugen wird ein Mann vor eine U-Bahn gestoßen - und stirbt. Die Polizei kann einen Verdächtigen festnehmen. Doch für einen Haftbefehl reicht es nicht.

Berlin (dpa) - Nach dem tödlichen Stoß eines Mannes vor eine U-Bahn in Berlin-Kreuzberg wird ein als tatverdächtig Gefasster wieder auf freien Fuß gesetzt. Es gebe derzeit keinen dringenden Tatverdacht, sagte der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft, Martin Steltner, der dpa.

Bei den Zeugenaussagen hätten sich Widersprüche ergeben, etwa bei den Zeitangaben. Zudem sei das Videomaterial von mäßiger Qualität. Die U-Bahn-Station Kottbusser Tor wird von Kameras überwacht.

Es werde weiter intensiv ermittelt, sagte Steltner. Fahnder hatten den 30-Jährigen am Freitagabend in Eberswalde nordöstlich von Berlin festgenommen. Eine Mordkommission der Berliner Kriminalpolizei hatte nach dem Täter gesucht.

In der Nacht zu Mittwoch war ein 30-jähriger Iraner vor eine U-Bahn gestoßen worden. Er wurde durch die einfahrende Bahn in der unterirdischen Station der U8 so schwer verletzt, dass er noch vor Ort starb. Zuvor soll es auf dem Bahnsteig laut Polizei einen Streit zwischen dem Opfer und einem Begleiter sowie einer größeren Gruppe, zu der der Täter gehörte, gegeben haben.

Auswertung von Videoaufnahmen, umfangreiche Ermittlungen und Hinweise von Zeugen hatten die Ermittler auf die Spur des Verdächtigen geführt, wie es am Samstag in einer Mitteilung der Polizei hieß.

Beamte der Polizei Brandenburg nahmen den Mann für die Zielfahnder der Polizei Berlin gestern gegen 18.30 Uhr am Hauptbahnhof Eberswalde fest. Der Mann habe keinen Widerstand geleistet, hieß es. Die Hintergründe der Auseinandersetzung seien nach wie vor Gegenstand der Ermittlungen. Sie könnten nach derzeitigen Erkenntnissen im Zusammenhang mit Drogenkriminalität stehen.

Auch die Staatsanwaltschaft hatte von sich verdichtenden Hinweisen gesprochen, dass ein Drogengeschäft der Tat zugrunde gelegen haben könnte. Von Seiten der Polizei hieß es, das Opfer habe in Berlin gewohnt und sei der Behörde wegen Drogendelikten bekannt.

In dem videoüberwachten U-Bahnhof sind regelmäßig Dealer und Süchtige unterwegs. Das Kottbusser Tor, in Berlin auch «Kotti» genannt, zählt für die Polizei zu den sogenannten kriminalitätsbelasteten Orten. Seit Jahrzehnten wird dort Rauschgift verkauft, etwa Heroin.

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