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Elfmeterschießen entscheidet
Pokal-Aus im Schneeregen: Bayern scheitert an Holstein Kiel

Niedergeschlagen
Enttäuscht verlassen die Bayernprofis den Platz. Foto: Christian Charisius/dpa
Augen zu
Bayern-Torwart Manuel Neuer ärgert sich nach einem Gegentor. Foto: Christian Charisius/dpa
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Der Jubel bei den Kielern war groß. Foto: Christian Charisius/dpa
So früh scheiterte Bayern München im DFB-Pokal schon seit über 20 Jahren nicht mehr. In der 2. Runde kommt das Aus gegen den starken Zweitligisten Holstein Kiel. Bayern-Trainer Hansi Flick ist geschockt.

Kiel (dpa) - Als die Spieler von Holstein Kiel nach ihrem Sensations-Coup im Schneeregen feierten, trotteten die Stars des FC Bayern München nach der DFB-Pokal-Blamage niedergeschlagen in die Kabine.

Nach einer mäßigen Vorstellung waren sie am Mittwochabend im Elfmeterschießen beim überragenden Fußball-Zweitligisten aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Kiels Finn Bartels verwandelte den entscheidenden Elfmeter gegen Nationaltorwart Manuel Neuer. Zuvor war Münchens Marc Roca an Holstein-Keeper Ioannis Gelios gescheitert.

Für die Münchener war es das erste Aus im DFB-Pokal in der zweiten Runde seit über 20 Jahren und das erste gegen ein klassentieferes Team seit 17 Jahren. «Natürlich ist es ein Schock, wir sind natürlich enorm enttäuscht», meinte Trainer Hansi Flick in der ARD.

«Das ist ein außergewöhnliches Erlebnis. Das ist etwas, an was man sich noch in vielen Jahren erinnert», sagte hingegen Holsteins-Trainer Ole Werner im TV-Sender Sky. «Wir haben immer daran geglaubt, dass wir hier die Überraschung schaffen können», ergänzte Matchwinner Bartels in der ARD. Im Achtelfinale treffen die Kieler nun Anfang Februar auf den Ligarivalen Darmstadt 98.

Nach 90 Minuten und der Verlängerung hatte es 2:2 (1:1) gestanden. Serge Gnabry (14.) aus Abseitsposition und Leroy Sané (48.) per Freistoß hatten den Pokal-Rekordgewinner zweimal in Front gebracht. Den mehr als gleichwertigen Kielern gelang durch Fin Bartels (37.) und Kapitän Hauke Wahl Sekunden vor dem Abpfiff jeweils der Ausgleich.

Das Starensemble aus München hatte im Schneeregen gegen den Zweitliga-Dritten mehr Mühe, als ihnen lieb war. Immer wieder deckten der Außenseiter aus dem hohen Norden die Schwächen in der Wackel-Abwehr des deutschen Rekordmeisters auf. «Man kann uns nicht vorwerfen, dass wir mit irgendwelcher einer Larifari-Einstellung das Spiel abgeschenkt hätten», wehrte sich Thomas Müller vor Kritik an einer mangelnden Einstellung.

Bayern-Trainer Hansi Flick setzte in Kiel auf Rotation. Er veränderte seine Startelf im Vergleich zum 2:3 bei Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga gleich auf fünf Positionen. Unter anderen ließ er Weltfußballer und Torjäger Robert Lewandowski und Abwehrchef David Alaba zunächst auf der Bank. Dafür rückte Gnabry nach seiner Schienbeinprellung wieder ins Angriffszentrum. Mittelfeldspieler Leon Goretzka hatte nach einem Schlag auf die Wade auf die Reise in den Norden kurzfristig verzichtet.

Trotz der Umstellungen hatten die Gäste von Beginn an mehr Spielanteile. Doch für klare Torchancen gegen die stabile Defensive der Kieler fehlten ihnen zu oft die Ideen. Die Führung fiel daher überraschend - und mit Glück. Holstein-Keeper Gelios bugsierte nach einem Kopfball von Thomas Müller den Ball unglücklich zu Gnabry (14.). Allerdings stand der Stürmer bei seinem Treffer im Abseits. Schiedsrichter Robert Schröder erkannte dennoch auf Tor. Ein Videobeweis ist in der 2. Runde des DFB-Pokals nicht vorgesehen.

Die von Trainer Werner exzellent eingestellten Kieler ließ der Rückstand unbeeindruckt. Sie versuchten, auch mit spielerischen Mitteln dagegen zu halten. Müller (35.) hatte noch eine gute Möglichkeit vor der Pause, um zu erhöhen. Doch zwei Minuten danach ließ Bartels nach einem langen Pass von Jannik Dehm die lückenhafte Bayern-Deckung stehen und Nationaltorwart Manuel Neuer keine Chance. «Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft», sagte Kiels Vizepräsident Wolfgang Schwenke in der Pause im TV-Sender Sky.

Die zweite Halbzeit begann für die Gastgeber mit einem Rückschlag: Sané traf per Freistoß aus 20 Metern zur erneuten Führung. Aber auch diesmal ließen sich die Kieler nicht entmutigen und brachten die Bayern-Abwehr regelmäßig in Verlegenheit. Alexander Mühling vergab nur zwei Minuten nach dem Rückstand die Ausgleichschance.

Von einem Klassenunterschied war nichts zu sehen. Nur Jamal Musiala (67.) prüfte Kiels Schlussmann Gelios, der den Ball noch an den Pfosten lenkte. Ansonsten bestimmte der Außenseiter das Geschehen im Schneeregen. Nach 74 Minuten reagierte Bayern-Trainer Flick und brachte unter anderen Torjäger Lewandowski. Die Kieler ließen nicht nach und belohnten sich in der Nachspielzeit durch den Treffer von Wahl.

In der Verlängerung wurde der Favorit aus dem Süden dominanter, scheiterten jedoch an den aufopferungsvoll kämpfenden Kielern und an Torwart Gelios. Die Entscheidung musste im Elfmeterschießen fallen.

© dpa-infocom, dpa:210113-99-16904/11