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Bewegende Trauerfeier
Politiker rufen nach Hanauer Anschlag zu Zusammenhalt auf

Gedenkfeier
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Gedenkfeier für die Opfer des Anschlags von Hanau. Foto: Kai Pfaffenbach/Reuters-Pool/dpa
Nach Schüssen in Hanau
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier während einer Gedenkveranstaltung. Nach dem Anschlag von Hanau mit elf Toten rief Steinmeier am Mittwoch bei einer Gedenkfeiern in Hanau zur aktiven Verteidigung der Demokratie auf. Foto: Uwe Anspach/dpa
Trauer um Getötete
Blumen und Fotos der Opfer erinnern in Hanau an die Opfer des Anschlags. Foto: Boris Roessler/dpa
Neun Menschen mit ausländischen Wurzeln werden Opfer eines rassistischen Anschlags in Hanau. In einer ergreifenden Trauerfeier gedenkt die Stadt der Getöteten. Die Politik sendet eine klare Botschaft an die Menschen im Land.

Hanau (dpa) - In der Stunde des Gedenkens an die Todesopfer des rassistischen Anschlags von Hanau haben Spitzenpolitiker zum Kampf gegen die Spaltung der Gesellschaft aufgerufen.

Bei der zentralen Trauerfeier am Mittwoch in Hanau nannte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Tat einen «Anschlag auf das Grundverständnis von unserem Zusammenleben». Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sagte vor Angehörigen und Freunden der Opfer sowie geladenen Gästen aus der Politik: «Wir lassen uns nicht spalten, und wir stehen zusammen.»

Hunderte Menschen verfolgten in andächtiger Stille auf zwei Plätzen in der Hanauer Innenstadt auf Großbildwänden den Gedenkakt im Congress Park, manche nahmen sich dabei in den Arm.

Zu der zentralen Trauerfeier des Landes Hessen und der Stadt Hanau mit 650 Gästen war auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gekommen, die aber keine Rede hielt. Vor der Veranstaltung trug sie sich wie auch viele andere in das Kondolenzbuch für die Opfer ein.

Die Schwester eines der Hanauer Anschlagsopfer erinnerte in einer emotionalen Ansprache an ihren getöteten Bruder. «Mein Bruder Hamza wurde völlig unerwartet aus der Mitte unserer Familie gerissen», sagte Ajla Kurtović. «Zurückgeblieben ist grenzenloser Schmerz, unfassbare Leere und Fassungslosigkeit.» Ihr Bruder sei stets hilfsbereit, gut gelaunt und sozial engagiert gewesen.

Sie selbst empfinde keinen Hass, sagte sie. «Ich möchte an dieser Stelle deutlich machen, dass Hass den Täter zu seiner rassistischen
Tat getrieben hat. Damit liegen Hass und Rassismus sehr nah
beieinander. Ich will, dass wir uns alle von Hass abgrenzen.» Sie wünsche sich ein Miteinander statt ein Gegeneinander.

Kurtović rief die anwesenden Politiker auf, dafür zu sorgen, dass die Tat restlos aufgeklärt wird und Lehren aus ihr gezogen würden, damit es keine Wiederholung gebe. «Das sind wir den Ermordeten schuldig.» Es sei das Mindeste, was getan werden könne. Der Hanauer Kemal Kocak, der viele Opfer des Anschlags kannte, sagte: «Der Mensch vergisst schnell. Aber diese jungen Menschen, die zum Opfer gefallen sind, dürfen wir nicht vergessen.»

In der Nacht zum 19. Februar hatte ein 43-jähriger Deutscher neun Menschen mit Migrationsgeschichte erschossen und weitere verletzt. Der Sportschütze soll anschließend seine Mutter und sich selbst getötet haben. Nach bisherigen Erkenntnissen hatte der mutmaßliche Täter eine rassistische Gesinnung und war psychisch krank.

Bundespräsident Steinmeier rief in seiner Rede die gesamte Gesellschaft zur Verteidigung der Demokratie auf. Zugleich forderte er den Staat auf, mehr dafür zu tun, dass alle Menschen in Deutschland sicher seien. «Die ganz große Mehrheit der Menschen in Deutschland ist gegen Ausgrenzung und Ressentiments, gegen Hass und Gewalt. Aber es reicht nicht, zu wissen, dass man in der Mehrheit ist. Das Schweigen der Vielen darf nicht zur Ermutigung der Wenigen werden», sagte der Bundespräsident.

«Unsere Botschaft von Hanau in die Republik muss sein: Wir stehen zusammen. Wir halten zusammen. Denn wir wollen zusammen leben», sagte der Bundespräsident, der alle Oper namentlich erwähnte und kurz beschrieb. Ihre Angehörigen lud Steinmeier in seinen Kondolenzschreiben zu einem späteren Treffen nach Berlin ein.

Hessens Ministerpräsident Bouffier erinnerte an den Schmerz der Familien, die Angehörige bei dem Anschlag verloren haben. «Die Opfer waren keine Fremden», sagte er. «Hessen und Hanau waren ihre Heimat geworden.» Er wisse, dass zur Trauer und Ungewissheit auch Angst getreten sei. «Ich kann diese Angst gut verstehen, aber diese Angst darf nicht obsiegen.» Man müsse alles dafür tun, damit alle ohne Angst leben könnten.

Der rassistische Anschlag von Hanau werde für immer mit der Stadt verbunden sein, sagte Oberbürgermeister Claus Kaminsky. «Das tut unendlich weh. Auch wenn dieser Schmerz nicht mit dem Leid der Opfer und dem Schmerz der Angehörigen zu vergleichen ist», sagte der SPD-Politiker. Die Stadt habe in ihrer Geschichte bewiesen, dass sie schwierige Situationen meistern könne. «Hanau ist stark, weil es zusammensteht», sagte Kaminsky.

Der Oberbürgermeister kündigte eine Gedenkstätte für die Opfer an. Zudem werde ihnen posthum die goldene Ehrenplakette der Stadt Hanau verleihen.

Information der Stadt Hanau

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