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Urteilsverkündung
Prozess: 35-Jähriger soll junge Frau erstochen haben

Gerichtssaal
Der Angeklagte sitzt im Gerichtssaal des Landgerichts Hannover. Foto: Ole Spata/dpa
Ein Mann verliebt sich in eine 23-Jährige, die aber weist ihn ab. Er stellt ihr nach, verfolgt sie, belästigt sie, tötet sie am Ende. Aber war es Mord - oder wollte er sie gar nicht töten?

Hannover (dpa) - Ein 35-Jähriger aus Dessau soll eine junge Frau in Hannover erstochen haben. Zuvor soll er sie verfolgt und via Internet, aber auch telefonisch belästigt haben.

Von einem «Alptraum» sprach Staatsanwältin Wiebke Gratz in ihrem Plädoyer, Nebenklagevertreter Marco Bennewitz nannte es eine «Horrorsituation». Beide forderten lebenslange Haft wegen heimtückischen Mordes aus niedrigen Beweggründen, die besondere Schwere der Schuld solle festgestellt werden. Die Verteidigung sprach sich für neun Jahre Gefängnis wegen Totschlags aus. Den Tod der jungen Frau habe der 35-Jährige nicht geplant, sagte Verteidiger Daniel Brunkhorst. Am Donnerstag (11.30 Uhr) wird das Urteil am Landgericht Hannover verkündet (Az. 39 Ks 7/20).

Der Mann soll im Januar 2020 in die Wohnung der 23-Jährigen eingedrungen sein und sie in ihrem Badezimmer mit einem Klappmesser erstochen haben. Laut Anklage wurde dabei die Halsschlagader durchtrennt, an den Folgen dieser Verletzungen starb das Opfer wenig später. Außerdem soll der Mann ihr mehrmals ins Gesicht geschlagen und sie mit einem Elektroschocker und Pfefferspray gequält haben.

Die Tat habe sich anhand der Beweise rekonstruieren lassen, auch wenn der 35-Jährige in der Verhandlung geschwiegen habe, sagte Gratz. Einen Tag nach dem Verbrechen hatte er sich allerdings in Dessau der Polizei gestellt - und gestanden. Besessen war der Dessauer von der 23-Jährigen, davon, an ihrem Leben teilzuhaben, wie sein Verteidiger Sven Tamoschus in seinem Plädoyer sagte. Aber: Er habe sie nicht töten wollen, betonten beide Anwälte.

Die beiden Deutschen hatten sich im Juli 2017 kennengelernt - das Opfer wollte aber keine Beziehung. Der 35-Jährige fühlte sich zurückgewiesen. Ab Dezember 2017 kam es zu Stalking-Angriffen, der Mann soll begonnen haben, die 23-Jährige in sozialen Netzwerken, aber auch telefonisch und persönlich zu belästigen und ihr nachzustellen.

© dpa-infocom, dpa:210218-99-488015/2