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Einfach genial
Ratespiel «Just One» ist «Spiel des Jahres»

Bruno Sautter
«Just One» von Bruno Sautter ist zum «Spiel des Jahres 2019» gewählt worden. Foto: Wolfgang Kumm
«Wollen wir eine Runde spielen?» Kaum eine Frage kann Familien und Urlaubsgruppen so entzweien. Dass nicht alle Spielefans sind, kennt auch der Franzose Bruno Sautter. Er hat das «Spiel des Jahres» 2019 entworfen - und dabei eine Idee im Hinterkopf gehabt.

Berlin (dpa) - Als er sein Ratespiel entwickelt hat, dachte Bruno Sautter an seine Schwiegermutter. Sie hätten ein Spiel für die ganze Familie gesucht. Aber - «wie man sich denken kann» - nicht alle könnten mit Spielen viel anfangen.

Der Franzose und sein Kollege Ludovic Roudy haben daher «Just One» erfunden und dafür am Montag in Berlin die Auszeichnung «Spiel des Jahres» 2019 bekommen.

Bei «Just One» spielt man nicht gegeneinander, sondern miteinander. Einer muss ein Wort erraten, das andere mit Hinweisbegriffen beschreiben. Der Kniff: Taucht ein Hinweis mehrmals auf, darf er nicht benutzt werden. Nehmen wir an, gesucht wird das Wort «Katze». Dann könnten Spieler etwa «Haustier» oder «Fell» aufschreiben. Notieren aber mehrere «Haustier», fällt der Begriff als Tipp weg und das Raten wird schwerer.

Das Spiel sei insbesondere «durch seine Einfachheit genial», begründet die Jury ihre Entscheidung. Seit 40 Jahren vergibt der Verein «Spiel des Jahres» die Auszeichnung. Ende der 1970er war die Idee, mit dem Preis dazu beizutragen, dass Spiele besser werden. Dass es heute so viele Spieltitel und Fans gebe, sei damals nicht vorstellbar gewesen, sagt der Vereinsvorsitzende Harald Schrapers.

Aber am Küchentisch spielen, macht das noch jemand in Zeiten von Smartphones? Ja. Nach Branchenangaben haben die Menschen in Deutschland zuletzt mehr Geld für Gesellschaftsspiele ausgegeben. Rund 550 Millionen Euro seien es im vergangenen Jahr gewesen, sagt der Vorsitzende des Branchenverbands Spieleverlage, Hermann Hutter. Seit 2014 sei der Umsatz damit um rund 40 Prozent gestiegen.

Verkauft werden noch immer viele Klassiker wie Monopoly oder Scrabble. Auch die Auszeichnung «Spiel des Jahres» lässt die Verkaufszahlen steigen. Normalerweise verkaufe sich ein neues Spiel rund 1000 bis 20.000 Mal, sagt Hutter. Ein «Spiel des Jahres» dagegen verkaufe sich im Regelfall 200.000 bis 300.000 Mal.

Gewinnt ein Hersteller die Auszeichnung, zahlt er für die Nutzung des Logos eine Lizenzgebühr an den Verein. Im vergangenen Jahr hatte das Legespiel «Azul» gewonnen. Das diesjährige Gewinnerspiel «Just One» kann mit drei bis sieben Leuten gespielt werden und dauert etwa 20 Minuten. Es kostet etwa 25 Euro und wird ab einem Alter von acht Jahren empfohlen. Nominiert waren auch das Kartenspiel «L.A.M.A.» und das Ratespiel «Werwörter».

Die ehrenamtliche Jury kürte auch das «Kennerspiel des Jahres», für das man meist mehr Erfahrung braucht. Hier gewann das Brettspiel «Flügelschlag»: Spieler versuchen dort, möglichst viele Vogelarten in ein Revier zu locken. «Thematisch liebevoll und redaktionell sorgsam feingeschliffen: Hier hat Autorin Elizabeth Hargrave ein nahezu makelloses Gesamtkunstwerk geschaffen», schreibt die Jury. Das Spiel kostet etwa 50 Euro.

Manche sammeln Gesellschaftsspiele bis zur Zimmerdecke, andere machen einen großen Bogen darum. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) verriet, dass sie nur ab und an zum Spielen kommt, aber das Klackern von Würfeln mag. In einer zunehmend digitalen Welt gewinne das analoge Spiel an Bedeutung, sagte sie. «Spielen fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt.»

Der Franzose Sautter und sein Kollege jedenfalls wollten ein Spiel entwickeln, das man nach wenigen Minuten versteht. Ein kooperatives, «super einfaches Partyspiel», ohne Wettbewerb. So seien sie auf das Ratespiel «Just One» gekommen. Seine Schwiegermutter habe das am Ende nochmal spielen wollen, sagt Sautter.

Spiel des Jahres