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Stark unter Druck
Schuhmacher erholen sich nur langsam von Schließungen

Schuhmacher
Wegen der geschlossenen Geschäfte sind bei vielen Schuhmachern so gut wie gar keine Aufträge reingekommen. Foto: picture alliance / Monika Skolimowska/dpa
Die Sohle austauschen oder Absätze erneuern? Immer weniger Menschen lassen ihre Schuhe reparieren. Die Schuhmacher setzen deshalb auf neue Umsatzquellen - in der Corona-Krise haben sie aber zu kämpfen.

Berlin (dpa) - Die Schuhmacher in Deutschland erholen sich nur langsam von den coronabedingten Schließungen ihrer Geschäfte.

Insbesondere bei den Reparaturleistungen, dem Hauptgeschäft der Schuhmacher, seien die Aufträge noch nicht auf dem Niveau wie vor der Pandemie, sagte Falk Dossin, Geschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Schuhmacher-Handwerks (ZDS). Sechs Wochen lang seien wegen der geschlossenen Geschäfte so gut wie gar keine Aufträge reingekommen. «Wir sind davon ausgegangen: Sobald der Laden wieder auf hat, kommen die fehlenden Aufträge mit einem Mal», sagte Dossin. Dass die Nachfrage jetzt nur auf verhaltenem Niveau steige, könne er nicht nachvollziehen.

Reparaturleistungen machten aktuell rund 75 Prozent des Umsatzes der Schuhmacher aus, Tendenz sinkend, schätzt Dossin. Vor 15 Jahren seien es noch fast 100 Prozent gewesen. Weil weniger Menschen ihre Schuhe reparieren lassen, hätten sich viele Schuhmacher inzwischen auch auf andere Leistungen spezialisiert - auf maßgefertigte Schuhe und orthopädische Produkte wie Einlagen. «Bei den orthopädischen Leistungen hat es nur einen kleinen Einbruch gegeben», sagte Dossin. Er gehe auch davon aus, dass die Nachfrage nach Maßschuhen bald wieder auf altem Niveau sei.

Durch Corona hat die Branche laut Dossin einige große Schuhmacher-Unternehmen stark unter Druck gebracht - darunter der Reparatur- und Service-Dienstleister Mister Minit, der Ende April Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet hat. Das Unternehmen machte schon vor der Corona-Krise Verluste und will rund 30 seiner 148 Filialen in Deutschland schließen.

Die Insolvenz sei für das Schuhmacher-Handwerk, das typischerweise aus kleinen Unternehmen mit zwei bis fünf Mitarbeitern bestehe, keine gute Nachricht, sagte Dossin. «Wir sehen uns als Gesamtheit des Handwerks. Je mehr Schuhmacher da sind, umso mehr denken Kunden auch über das Thema nach», sagte der Geschäftsführer. Die Schuhmacher wollten den Anteil der Reparaturen an ihrem Umsatz wieder erhöhen - «auch im Sinne der Nachhaltigkeit.»

© dpa-infocom, dpa:200826-99-309179/2