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Bundesbildungsministerin
Stark-Watzinger: Geflüchtete Lehrer an Schulen bringen

Bettina Stark-Watzinger
Bettina Stark-Watzinger (FDP) macht sich dafür stark, dass Lehrerinnen und Lehrer, die aus der Ukraine fliehen mussten, an deutschen Schulen unterrichten werden. Foto: Bernd von Jutrczenka
«Viele Hunderttausend Kinder» aus der Ukraine könnten nach Einschätzung der Kultusminister bald auf deutsche Schulen gehen. Für sie soll es mancherorts gesonderte Klassen geben - und psychosoziale Betreuung.

Berlin. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger möchte geflüchtete Lehrerinnen und Lehrer aus der Ukraine an Schulen und Kitas in Deutschland arbeiten lassen.

Russlands Präsident Wladimir Putin zwinge Frauen und Kinder auf die Flucht, die nun verstärkt in Deutschland ankämen, sagte die FDP-Politikerin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Für geflüchtete Kinder und Jugendliche würden ausreichend Kita- und Schulplätze benötigt. Es brauche eine schnelle Lösung. «Dabei werden sicher auch geflüchtete ukrainische Lehrkräfte helfen wollen und können», sagte Stark-Watzinger.

An diesem Donnerstag kommen die Kultusminister der Länder in Lübeck zusammen. Es geht darum, den geflüchteten Kindern schnell ein schulisches Angebot zu machen, wie die Kultusministerkonferenz-Präsidentin und schleswig-holsteinische Ressortchefin Karin Prien (CDU) angekündigte. Sie rechnet mit «vielen Hunderttausend Kindern».

Prien kündigte gesonderte Klassen an, «dort wo mehrere Kinder und Jugendliche zu uns kommen». Zudem soll es Angebote zur psychosozialen Betreuung geben.

Schon jetzt massiver Lehrermangel

Angesichts der Herausforderung verlangen mehrere Bildungsgewerkschaften mehr Geld für Schulen. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, forderte, dass mehr Lehrpersonal eingestellt wird. «Ich kann mir vorstellen, dass man hierfür auch verstärkt Lehramtsstudenten und pensionierte Lehrkräfte gewinnen kann, weil es da eine enorme Hilfsbereitschaft in der Gesellschaft gibt. Aber dafür muss der Staat auch zusätzliche Ressourcen bereitstellen», sagte er den Funke-Zeitungen. Schon jetzt gebe es einen massiven Lehrermangel.

Der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, sagte, dass das Schulpersonal in der Regel nicht für Trauma-Arbeit ausgebildet sei. «Um den speziellen Bedürfnissen dieser Kinder in der jetzigen Situation bestmöglich begegnen zu können, braucht es multiprofessionelle Teams», sagte Beckmann dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern, erklärte: «Die Lehrkräfte und die pädagogischen Fachkräfte müssen für das Thema 'Krieg, Flucht und Traumata' sensibilisiert werden, dafür benötigen sie Fort- und Weiterbildungsangebote.»

Seit Beginn der russischen Invasion in die Ukraine sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR schon mehr als 2,1 Millionen Menschen geflohen (Stand Dienstag), hauptsächlich Frauen und Kinder. Ukrainischen Männern zwischen 18 und 60 Jahren hat die Regierung in Kiew die Ausreise untersagt, sie unterliegen der Wehrpflicht. In Deutschland wurden inzwischen mehr als 80.000 Kriegsflüchtlinge von der Bundespolizei festgestellt. Da an den EU-Binnengrenzen keine Grenzkontrollen stattfinden, könnte die Zahl aber schon wesentlich höher sein.

© dpa-infocom, dpa:220310-99-456918/3