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Studie
Top-100-Konzerne verlieren an Tempo

An der Börse
Blick in den Handelssaal der Frankfurter Börse: Konjunkturabschwächung und internationale Handelskonflikte hinterlassen erste Bremsspuren bei Deutschlands Top-Konzernen. Foto: Boris Roessler
Viele börsennotierte Konzerne in Deutschland haben 2018 einer Studie zufolge gute Geschäfte gemacht. Handelskonflikte und Konjunkturabkühlung hinterlassen allerdings Schrammen.

Frankfurt/Main (dpa) - Die großen Autokonzerne führen weiterhin das Ranking der 100 umsatzstärksten börsennotierten Unternehmen in Deutschland an - trotz Dieselkrise und Problemen mit dem neuen Abgas-Prüfverfahren WLTP.

Volkswagen, Daimler und BMW erwirtschafteten in den ersten neun Monaten 2018 die höchsten Erlöse, wie aus einer Auswertung des Beratungs- und Prüfungsunternehmens EY hervorgeht. Beim Gewinn standen Volkswagen und Daimler trotz teilweiser Rückgänge an der Spitze. BMW folgte auf dem vierten Rang.

Insgesamt hinterlassen Konjunkturabschwächung und internationale Handelskonflikte erste Bremsspuren bei den Top 100. Der Gesamtumsatz kletterte den Angaben zufolge in den ersten drei Quartalen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zwar um ein Prozent auf 1,25 Billionen Euro. Der operative Gewinn (Ebit) sank zusammengerechnet jedoch um 7 Prozent auf knapp 105 Milliarden Euro.

Klassische Industrieunternehmen, die ausgewertet wurden, verbuchten im Schnitt einen Gewinnrückgang von 19 Prozent, Automobilunternehmen von 13 Prozent. Deutsche IT-Unternehmen steigerten ihren Gewinn den Angaben zufolge dagegen durchschnittlich um 39 Prozent, die Konzerne aus der Chemie- und der Telekommunikationsbranche kamen auf ein Plus von 7 Prozent. Banken und Versicherungen wurden nicht berücksichtigt.

«2018 war insgesamt ein weiteres gutes Jahr für die deutsche Wirtschaft - allerdings lässt die Dynamik spürbar nach: Die Gewinne sinken bei vielen Unternehmen, die Aussichten haben sich deutlich eingetrübt», erläuterte der Vorsitzende der EY-Geschäftsführung in Deutschland, Hubert Barth. Er verwies auf Risiken vor allem für exportorientierte deutsche Konzerne. So könnte ein ungeordneter Brexit zu wirtschaftlichen Turbulenzen führen. Großbritannien ist der fünfgrößte Exportmarkt für «Made in Germany». Zudem bleibe die Handelspolitik der USA ein Risikofaktor.

Wirtschaftsforschungsinstitute und internationale Organisationen hatten zuletzt ihre Konjunkturprognosen nach unten korrigiert.

Die Mehrheit der deutschen Top-Unternehmen (82 Prozent) stockte die Belegschaft trotz eingetrübter Aussichten auf. Insgesamt beschäftigten sie zum 30. September 2018 weltweit knapp 5,2 Millionen Menschen - das waren 2,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Mehr als die Hälfte der 100 umsatzstärksten börsennotierten Unternehmen kommen den Angaben zufolge aus Bayern und Nordrhein-Westfalen. Dort haben jeweils 28 Konzerne ihren Hauptsitz. In Baden-Württemberg sind es 14 und in Hessen 9 Firmen. Nur ein Unternehmen hat seinen Sitz in Ostdeutschland: Das Medizintechnikunternehmen Carl Zeiss Meditec in Jena.