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Bundesliga kauft ein
Transferfinale: Clubs investieren knapp 70 Millionen Euro

Leonardo Balerdi
Borussia Dortmund holte Abwehrspieler Leonardo Balerdi. Foto: Javier Garcia Martino/Photogamma/Boca Juniors
Nach ruhigem Start geht es kurz vor Ende der Winter-Transferperiode hier und da hektisch zu. Insgesamt investieren die Bundesligisten knapp 70 Millionen Euro. Frankfurt holt noch zwei Spieler, Schalke verpflichtet Bruma. Doch es gibt auch Kritik.

Düsseldorf (dpa) - Verhaltener Start, starker Schlussspurt: In der Fußball-Bundesliga herrschte vor allem in den letzten beiden Tagen vor der Schließung der Transferliste am 31. Januar noch einmal Betriebsamkeit.

Bis 18.00 Uhr hatten die 18 Vereine Zeit, ihre Neuverpflichtungen über das Transfer-Online-Registrierungssystem (TOR) der Deutschen Fußball Liga (DFL) zu melden. Auch in den anderen großen europäischen Ligen in England, Spanien und Italien hieß es «rien ne va plus» - nichts geht mehr! Hier hatten die Clubs aber zum Teil noch bis Mitternacht die Chance, ihre Kader zu optimieren.

Am sogenannten «Deadline Day» wechselten noch einige Spieler die Seiten. Eintracht Frankfurt verpflichtete auf den letzten Drücker noch zwei Spieler. Der in Augsburg in Ungnade gefallene Martin Hinteregger wurde bis Saisonende ausgeliehen. Zudem wurde die Verpflichtung des brasilianischen Abwehrspielers Lucas Melo vom FC São Paulo perfekt gemacht. Die Ablösesumme für den 19-Jährigen mit dem Künstlernamen Tuta soll etwa 1,8 Millionen Euro betragen. Fortuna Düsseldorf sicherte sich die Dienste des polnischen Stürmers Dawid Kownacki, der bis 30. Juni von Sampdoria Genua ausgeliehen wurde.

Am späten Abend wurde Hoffenheims Havard Nordtveit noch an den FC Fulham ausgeliehen. Borussia Dortmunds Profi Shinji Kagawa einigte sich kurz zuvor mit Besiktas Istanbul und wird auf eigenen Wunsch bis zum Saisonende in die Türkei ausgeliehen. Bis zuletzt hatte sich auch Hannover 96 um den 29-Jährigen bemüht.

Insgesamt gab die Bundesliga in der Transferperiode II seit dem 1. Januar 69,8 Millionen Euro für 26 Neuzugänge aus. Damit liegt sie exakt auf dem Vorjahresniveau (70 Mio. Euro). Der Rekord von mehr als 90 Millionen Euro im Winter 2017 wurde nicht erreicht. Auffällig ist, dass vor allem talentierte, sehr junge Profis immer höher im Kurs stehen. Zudem setzte sich der Trend zu den vor allem im Winter beliebten Leihgeschäften fort.

Wie vor einem Jahr, als Pierre-Emerick Aubameyang für 63,75 Millionen Euro zum FC Arsenal wechselte, ist der BVB bei den Einnahmen mit großem Abstand Spitzenreiter. Erneut nutzte die Borussia den Reichtum der Premier-League-Clubs und veräußerte US-Talent Christian Pulisic für 64 Millionen Euro an den FC Chelsea. Allerdings wird der 20-jährige Flügelstürmer in der Rückrunde noch auf Leihbasis für den Bundesliga-Tabellenführer spielen. Einen Teil des Geldes reinvestierte Dortmund in den argentinischen U20-Nationalspieler Leonardo Balerdi (15,0/Boca Juniors).

«Irgendwann platzt da mal eine Blase», kritisierte Schalkes Sportvorstand Christian Heidel beim Branchenkongress SpoBis in Düsseldorf vor allem das Geschäftsgebaren der Engländer. In den Finaltagen vor Schließung des Wintermarktes klingele bei den Bundesliga-Managern pausenlos das Telefon, «weil die Engländer uns Spieler verleihen wollen, die sie vorher für 15 oder 20 Millionen Pfund gekauft haben», sagte Heidel.

Er selbst ging auch auf der Insel einkaufen. Am Vortag hatte Schalke die Verpflichtung des 18 Jahre alten Stürmertalents Rabbi Matondo vom nächsten Champions-League-Gegner Manchester City (9,0) vermeldet. Zudem soll Jeffrey Bruma als Leihgabe des VfL Wolfsburg helfen, nach Naldos Abgang die Not in der Abwehr zu lindern.

Auch ihm seien in den letzten Tagen «reihenweise Spieler aus England angeboten» worden, meinte Eintracht Frankfurts Vorstand Fredi Bobic. «Die wollen ihre Kader ausdünnen», sagte er, sieht aber bei den Ablösesummen kaum noch Steigerungspotenzial. «Auch bei den Engländern sind irgendwann die Grenzen erreicht. Es wird deshalb mehr zwischen den Vereinen hin und her getauscht. Ich fühle mich dabei manchmal an meine Jugend erinnert, als wir Panini-Bildchen getauscht haben.»

Auf der Einnahmenseite stehen insgesamt knapp 82 Millionen Euro. Mit 40 Profis verließen deutlich mehr Spieler die deutschen Clubs als verpflichtet wurden. Am kräftigsten räumte 1899 Hoffenheim seinen Kader auf. Gleich sieben Profis wurden verliehen. Mit dem brasilianischen Abwehrtalent Lucas Ribeiro (EC Vitoria/4,0 Mio. Euro) kam nur eine Neuer. «Vielleicht ruft heute Real Madrid noch an und will irgendeinen von uns für 90 Millionen. Dann würden wir das machen», sagte TSG-Coach Julian Nagelsmann.

Hans-Joachim Watzke hält die großen Millionen-Transfers sogar für leichter als die Verpflichtung eines günstigeren Spielers. «Die Transfers, die fünf bis zehn Millionen Euro Erlös bringen, sind die schwierigen», sagte BVB-Geschäftsführer in Düsseldorf. «Je kleiner der Geldbeutel, desto mehr musst du analysieren.»

BVB-Jäger FC Bayern fühlt sich mit seinem Elitekader offenbar stark genug, die Ziele in drei Wettbewerben zu erreichen. Die Münchner investierten nur zehn Millionen Euro in das kanadische Offensivtalent Alphonso Davies (18 Jahre) - ein erster Schritt zur Verjüngung. Den teuersten Winter-Zugang leistete sich RB Leipzig. Die Sachsen holten für 18 Millionen Euro den 21-jährigen Mittelfeldspieler Amadou Haidara vom Schwester-Club Red Bull Salzburg.

Transferübersicht auf DFL-Homepage