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Exit-Debatte schwelt weiter
Umfrage: Kaum Reisen an Ostern geplant

Kein Tourismus-Auftakt zu Ostern
Menschenleer ist der Strand des Ostseebades Kühlungsborn. Foto: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa
Normalerweise fahren über Ostern viele Deutsche in Urlaub oder besuchen Verwandte - doch in der Corona-Krise wollen die allermeisten den Empfehlungen der Regierung folgen. Die Politik ringt mit der Frage, wie es mit den Einschränkungen weitergeht.

Berlin (dpa) - Bis auf wenige Ausnahmen wollen sich die Deutschen auch an Ostern an die Reisebeschränkungen wegen der Corona-Krise halten.

In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sagten nur 1,3 Prozent, dass sie eine mehrtägige Reise zu Verwandten, Freunden oder in ein Ferienhaus planten. Weitere 2,2 Prozent haben sich einen Tagesausflug zu einem Ziel außerhalb ihrer Heimatregion vorgenommen. 93 Prozent wollen dagegen nach eigenen Angaben an Ostern wie von der Bundesregierung empfohlen zu Hause bleiben und sich nur in der näheren Umgebung im Freien bewegen. 4 Prozent machten keine Angaben.

Die Bundesregierung hatte schon Mitte März vor touristischen Reisen ins Ausland, aber auch innerhalb Deutschlands gewarnt, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Touristische Unterkünfte sind seitdem geschlossen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte in der vergangenen Woche dazu aufgerufen, an Ostern auch auf Reisen zu Verwandten oder Freunden zu verzichten. Außerdem riet sie von «überregionalen tagestouristischen Ausflügen» ab. Die einzelnen Bundesländer haben unterschiedliche Maßnahmen getroffen, um den Reiseverkehr an Ostern einzuschränken.

Unterdessen mehren sich weiter Rufe nach einer Strategie, wie und unter welchen Bedingungen in der Corona-Krise verhängte Einschränkungen wieder gelockert werden können. «Es ist absolut an der Zeit, über Ausstiegsszenarien nachzudenken», sagte der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, der «Rhein-Neckar-Zeitung» (Donnerstag/Onlineausgabe). «Wir reden nicht über ein Kalenderdatum. Es geht um eine wissenschaftliche Kenngröße, wann man es sich erlauben kann, wieder mehr Kontakte zuzulassen.» Er warnte aber auch, es werde keine schnelle Rückkehr zur Normalität geben. «Wenn wir am Ende zu früh aufmachen, wäre es tragisch.»

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstag): «Wir können noch kein Datum nennen, aber wir müssen darüber diskutieren, was geht und was nicht geht, wenn das Land wieder hochgefahren wird.» Jedem müsse klar sein, «dass wir große Versammlungen lange Zeit nicht haben können». Man werde nicht «von jetzt auf nachher den Schalter wieder zurücklegen können». Das werde nur stufenweise gehen. «Und wir sollten uns schon jetzt an eine Alltagsmaske gewöhnen, also ein Tuch über Mund und Nase, wenn wir einkaufen oder in der Straßenbahn unterwegs sind.»

Bei Videokonferenzen von Merkel mit den Ministerpräsidenten der Länder soll am 15. und 19. April angesichts der medizinischen Lage darüber beraten werden, wie mit den seit März geltenden scharfen Beschränkungen für die Bürger weiter umgegangen werden soll. FDP-Chef Christian Lindner forderte im Interview des Nachrichtenportals «t-online.de»: «Wir müssen jetzt Wege suchen, wie schnellstmöglich wieder das öffentliche Leben in Deutschland stattfinden kann.»

Der Ökonom und frühere «Wirtschaftsweise» Peter Bofinger schlug eine regional differenzierte Aufhebung der Einschränkungen vor: Ein Ausstieg sollte in den Kommunen beginnen, die in einem Bundesland besonders niedrige Fallzahlen relativ zur Bevölkerung aufwiesen, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, Donnerstag). «Wenn man den regionalen Ausstieg auf anfänglich zehn Prozent der gesamten Bevölkerung eines Bundeslandes festlegt, dürfte sich das Risiko einer Überlastung der medizinischen Kapazitäten begrenzen lassen.» In den ausgewählten Kommunen könnten nach Ansicht Bofingers Kindergärten und Schulen sowie Restaurants und Geschäfte wieder öffnen. Für besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen solle eine freiwillige Quarantäne bestehen.

Das Corona-Krisenkabinett der Bundesregierung tritt an diesem Donnerstag zu einer weiteren Sitzung zusammen. Ein Thema könnte erneut die Beschaffung von Schutzmaterial sein. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am vergangenen Montag gesagt, man sei hier vorangekommen, «aber noch nicht so, wie wir es uns wünschen». Ärzte, Pflege- und Behinderteneinrichtungen müssten wirklich ausreichend ausgestattet sein und nicht nur von Tag zu Tag leben. Immerhin sollen in dieser Woche 40 Millionen Schutzmasken nach Deutschland kommen - so viel wie in den beiden vorangegangenen Wochen zusammen.

Die Unionsfraktion berät am frühen Nachmittag per Videokonferenz mit Kanzlerin Merkel und verschiedenen Ministern über die Lage im Kampf gegen die Corona-Krise. Auf der Tagesordnung der sogenannten fraktionsoffenen Sitzung stehen nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vom Mittwoch mehrere Berichte unter anderem von Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU) und diversen Ministern.