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Kritik gleich zu Beginn
WEF-Treffen: Bolsonaro strebt Nutzung des Regenwaldes an

Weltwirtschaftsforum in Davos
3000 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft werden in Davos erwartet. Foto: Gian Ehrenzeller/KEYSTONE
Weltwirtschaftsforum in Davos
Klaus Schwab, Gründer und Vorstandsvorsitzender des Weltwirtschaftsforums. Foto: Laurent Gillieron/KEYSTONE
Heimatverbunden
Vor der Eröffnungssitzung spielen Alphornbläser. Foto: Laurent Gillieron/KEYSTONE
Prinz und Naturforscher
Prinz William (l) und der britische Naturforscher Sir David Attenborough sprechen auf dem Podium in Davos miteinander. Foto: Markus Schreiber/AP
Abdullah Abdullah
Abdullah Abdullah, amtierender Regierungschef von Afghanistan, in Davos. Foto: Laurent Gillieron/KEYSTONE
Jair Bolsonaro
Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro ist ebenfalls nach Davos gekommen. Foto: Gian Ehrenzeller/KEYSTONE
Bill Gates kommt
Microsoft-Gründer Bill Gates wird im Helikopter zum Weltwirtschaftsforum eingeflogen. Foto: Ennio Leanza/KEYSTONE
Mike Pompeo
US-Außenminister Mike Pompeo ist nicht in Davos, aber per Video zu einer WEF-Sitzung zugeschaltet. Foto: Gian Ehrenzeller/KEYSTONE
Sicherheitsvorkehrungen
Ein Mitglied der Schweizer Spezialkräfte steht auf dem Dach des Kongress Hotels in Davos. Foto: Laurent Gillieron/Keystone
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Das Weltwirtschaftsforum findet vom 22. bis zum 25. Januar 2019 statt. Foto: Gian Ehrenzeller/KEYSTONE
Über «Globalisierung 4.0» soll in Davos geredet werden. Doch manche Teilnehmer rücken beim Treffen des Weltwirtschaftsforums andere Themen in den Mittelpunkt.

Davos (dpa) - Die Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums in Davos steht gleich zu Beginn in der Kritik. Teilnehmer forderten zum Auftakt, das WEF-Treffen müsse konkrete Probleme ansprechen statt wolkige Konzepte zu diskutieren.

«Es gibt jedes Jahr ein bestimmendes Thema in Davos. Und in diesem Jahr müsste Klima dieses Thema sein», sagte Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan der Deutschen Presse-Agentur. Brasiliens neuer Präsident Jair Bolsonaro trat bei seinem ersten internationalen Auftritt Befürchtungen entgegen, seine Regierung werde den Umweltschutz zurückfahren. Er machte aber zugleich deutlich, dass er eine stärkere wirtschaftliche Nutzung des Regenwaldes anstrebt.

WEF-Gründer Klaus Schwab rief bei der Eröffnung zur Zusammenarbeit auf. «Das Treffen wird den Zustand der Welt betrachten und zusammenarbeiten, um den Zustand der Welt zu verbessern», kündigte er in dem Alpenort an. «Wir sind an einer Kreuzung für die Menschheitsgeschichte, nun müssen wir die Zukunft gestalten.» Dies müsse zukunfts- und zweckorientiert geschehen.

Im Mittelpunkt des viertägigen Treffens stehen in diesem Jahr die «Globalisierung 4.0» und die Herausforderungen, die sich durch diese neue Phase der zunehmenden Vernetzung. Schwab forderte, der Mensch müsse stärker im Zentrum stehen. «Wir sind in gewisser Weise in einem Kampf zwischen Robotern und Menschen. Wir wollen keine Sklaven der neuen Technologien werden.»

Das WEF kümmere sich um nachhaltige Entwicklung und die Ethik automatischer Produktionsprozesse, aber adressiere grundlegende Fragen nicht, kritisierte indes Mohammed Hassan Mohamud, einer von sechs jungen Vorsitzenden des Jahrestreffens 2019. Ähnlich äußerte sich Greenpeace-Chefin Morgan. «Das ganze Konzept und der Ansatz hier sind unvereinbar mit der Realität des Klimawandels», sagte sie. «Man kann nicht über Globalisierung oder über industrielle Revolution 4.0 reden, ohne den Klimawandel als Rahmenbedingung zu setzen und zu verstehen.»

Junge Teilnehmer forderten eine stärkere Förderung örtlicher Projekte. «Alle Ideen müssen lokal umgesetzt werden», sagte die Japanerin Akira Sakano. Sie leitet in einer japanischen Stadt ein Projekt zur Abfallvermeidung. «Es ist Zeit, mutig und unbequem zu sein», sagte die Schwedin Noura Berrouba, Mitglied des europäischen Jugendparlaments, mit Blick auf drängende Fragen wie den Klimawandel. «Denn was sagt es über das weltweite Engagement aus, wenn wir die Lösungen haben, aber so wenig passiert?»

Der britische Naturfilmer Sir David Attenborough forderte die Teilnehmer zum Einsatz gegen den Klimawandel auf. Der Temperaturanstieg müsse gestoppt, und die Meere müssten gereinigt werden, sagte er am Montagabend. «Wir tun den Ozeanen sehr schlimme Dinge an.» Am Dienstag betonte Attenborough in einem öffentlichen Gespräch mit dem britischen Prinzen William: «Wir haben die Macht, wir haben das Wissen, um in Harmonie mit der Natur zu leben.»

Bolsonaro sagte, Brasilien tue sehr viel für Umwelt und Naturschutz. «Wir wollen Fortschritt erzielen und gleichzeitig Umweltschutz und Artenvielfalt erhalten», sagte der Ex-Militär. Allerdings betonte Bolsonaro auch, dass die größte Volkswirtschaft Südamerikas über zahlreiche natürliche Ressourcen verfüge, die wirtschaftlich genutzt werden könnten. Dem Kampf gegen die Klimaerwärmung wolle er sich aber nicht verweigern: «Wir wollen mit der ganzen Welt zusammenarbeiten, um die CO2-Emissionen zu senken.»

Zahlreiche Sicherheitskräfte sind in der ganzen Schweiz wegen der Konferenz im Einsatz. Außer der Polizei können bis zu 5000 Soldaten eingesetzt werden. Die Kosten belaufen sich auf etwa 32 Millionen Schweizer Franken (28 Mio Euro), wie örtliche Medien berichteten. Der Luftraum über Davos ist in einem Umkreis von 46 Kilometern und bis zu 6000 Metern Höhe gesperrt. Viele Staats- und Regierungschefs werden mit Helikoptern in das Tal eingeflogen.

An der Tagung nehmen mehr als 3000 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft teil. An diesem Mittwoch wird Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in Davos erwartet. US-Präsident Donald Trump hatte seinen Besuch wegen des Haushaltsstreits abgesagt, auch eine US-Delegation mit mehreren Ministern stornierte deshalb die Reise.

Trump beklagte sich am Dienstag auf Twitter über Kritik an seinem Fernbleiben. «Als ich beim letzten Mal nach Davos gefahren bin, sagten die "fake news", ich solle nicht hinfahren», schrieb er dort. «In diesem Jahr habe ich mich entschieden, wegen des "Shutdowns" nicht hinzufahren, und die "fake news" sagten, ich solle dort sein.»

Wegen des teilweisen Regierungsstillstands in den USA blieb auch die übrige amerikanische Regierungsdelegation der Konferenz fern. US-Außenminister Mike Pompeo ließ sich aber per Videoübertragung nach Davos zuschalten. Dort verteidigte er zum einen Trumps umstrittenen «America first»-Kurs («Amerika zuerst»), der zum Bruch mit diversen internationalen Abkommen und zu beispiellosen Handelskonflikten geführt hat. Zum anderen betonte Pompeo, die USA seien weiterhin in vielen Politikfeldern Teil verschiedener Koalitionen. Die Frage, ob die USA international inzwischen isoliert seien, wies er zurück.