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Alljährlicher Bericht
Welthunger-Index 2019: Klimawandel verschärft den Hunger

Hunger in Afrika
Warten auf eine Mahlzeit: In vier Ländern - Tschad, Madagaskar, Jemen und Sambia - ist die Hungerlage «sehr ernst». Foto: Unicef/dpa/Archiv
Hungersnot in Kenia
Hungersnot in Kenia: Ein junges Kamel liegt tot im Sand. Es wurde kurz nach der Geburt getötet, weil das Muttertier wegen der anhaltenden Dürre zu schwach war, es zu ernähren. Foto: DB Ulrike Koltermann/dpa
Dürre in Myanmar
Dürre in Myanmar: Im Jahr 2016 ließ das Klimaphänomen El das sonst wasserreiche Land austrocknen. Foto: Hein Htet/EPA
Klimawandel in Uganda
Ein ugandischer Farmer zählt die Tiere seiner Herde: Karamoja, eine der ärmsten Regionen Ugandas, ist stark vom Klimawandel betroffen. Foto: Adelle Kalakouti/AP/dpa
Dürre in Indien
Land ohne Wasser: Dürre in Indien. Foto: str/EPA
Weltweit betrachtet ist genug Nahrung für alle Menschen vorhanden. Doch als Folge von Konflikten, Verteilungsungerechtigkeiten und schlechter Regierungsführung müssen Millionen Menschen hungern. Auch die Folgen des Klimawandels sind zur Gefahr geworden.

Berlin (dpa) - Die Welthungerhilfe warnt vor neuen Gefahren für die Ernährungssicherheit durch den Klimawandel in ohnehin gefährdeten Staaten.

«Die Bekämpfung von Hunger und Unterernährung in einem sich wandelnden Klima erfordert groß angelegte Maßnahmen, um klimawandelbedingte Ungerechtigkeiten zu beseitigen und gleichzeitig Umweltveränderungen zu minimieren, die katastrophal für die Menschheit sein könnten», heißt es in dem vorgestellten Welthungerindex 2019 der Organisation. Ein herber Rückschlag sei, dass die Zahl der Hungernden seit drei Jahren wieder ansteigt - auf nun 822 Millionen Menschen.

In ihrem jährlichen Bericht bewertet die Organisation die Lage in einzelnen Staaten anhand von vier Indikatoren: Anteil der Unterernährten sowie Auszehrung, Wachstumsverzögerung und die Sterblichkeitsrate bei Kindern unter fünf Jahren.

In der Zentralafrikanischen Republik als einzigem Land wird die Lage als «gravierend» eingestuft. In vier Ländern - Tschad, Madagaskar, Jemen und Sambia - ist die Hungerlage «sehr ernst». Insgesamt sind die Index-Werte seit dem Jahr 2000 um 31 Prozent gefallen. Unter den 117 berücksichtigten Ländern weisen 43 ernste Hungerwerte auf.

«Die Verantwortung für den Klimawandel und seine Folgen sind sehr ungerecht verteilt. Die Menschen, die ihn am wenigsten verursacht haben, leiden am stärksten unter seinen Auswirkungen», warnte die Präsidentin der Welthungerhilfe, Marlehn Thieme. Sie verwies auf Dürren, Überschwemmungen und Stürme.

Nötig ist nach Einschätzung der Welthungerhilfe eine bessere Vorbereitung auf Katastrophen und eine gerechte Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen. Der Klimawandel müsse abgeschwächt werden, ohne die Ernährungssicherheit zu gefährden.

«Die globale Ernährungssicherheit und der Klimawandel sind die beiden Überlebensfragen der Menschheit», zitierte die Organisation eine Stellungnahme von Entwicklungsminister Gerd Müller. Aus den Dürreregionen Afrikas seien demnach bereits 20 Millionen Menschen geflohen. Er verwies auch auf Folgen von Kriegen wie in Syrien und dem Jemen.

«Der Index zeigt, dass Hunger wieder auf dem Vormarsch ist. Wir müssen abbiegen von der Straße der Ignoranz und Bequemlichkeit», forderte der entwicklungspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Christoph Hoffmann. «Um eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren, muss Landwirtschaft in Staaten der Entwicklungszusammenarbeit intensiviert werden. Neue Biotechnologie dabei auszuschließen, wäre im Sinne des Wortes tödlich.»

Die Grünen forderten Außenminister Heiko Maas (SPD) auf, den Kampf gegen anhaltende Hungersnöte in vielen afrikanischen Ländern zu verstärken: «Das Auswärtige Amt steht in der Pflicht, seine Ankündigung umzusetzen, dass Deutschland sich mehr um diese «vergessenen Krisen» kümmern wird», sagte die menschenrechtspolitische Sprecherin der Grünen, Margarete Bause, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Die Zahl der Menschen, die unter Hunger und «mittlerer oder schwerer Ernährungsunsicherheit» leiden, sei zwischen 2014 und 2018 um 300 Millionen auf über zwei Milliarden angestiegen, teilte das Hilfswerk Brot für die Welt am Dienstag mit. Frauen und Mädchen seien stärker betroffen als Männer. Verantwortlich dafür sind vor allem fehlende rechtliche Gleichstellung und Diskriminierung beim Zugang zu Land.