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Kein Interesse an Europawahl?
Wie Bürger in die Wahlkabine gelockt werden sollen

Europawahl
Die Initiative #SayYesToEurope will zur EU-Wahl mobilisieren und bietet die Möglichkeit, die mitgebrachten Briefwahlunterlagen an besonderen Orten auszufüllen. Hier in der Elbphilharmonie in Hamburg. Foto: Felix König, dpa
Um die Bürger zum Wählen zu bewegen, werden nicht nur politische Argumente bemüht. Eine Gemeinde tauscht das Ortsschild aus, anderswo ist die Fahrt zum Wahllokal gratis. In manchen Städten wird Europa sogar eingetütet.

Brüssel (dpa) - Europa wählt - und das sollen alle mitbekommen. Seit Wochen werben Politiker fleißig um die Gunst der Wähler. Doch auch Unternehmen, Gemeinden und Schüler versuchen, die Europäer zu mobilisieren.

ORTSSCHILD MIT BOTSCHAFT: Wie stellt man sicher, dass wirklich alle wissen, dass Wahlen anstehen? Man tauscht das Ortsschild aus. So machte es zumindest die Gemeinde Ruderting in Niederbayern. «Ruderting - Kreis Passau» wurde vergangene Woche zu «Ruderting wählt Europa». Die Botschaft hielt nur kurz. Bereits einen Tag später musste der Bauhof auf Anordnung des Landratsamts das Schild wieder abnehmen. Stattdessen sollte ein Extra-Schild am Ortseingang auf die Wahl hinweisen.

KEINE STIMME, KEINE (KOSTENLOSE) PARTY: Freien Eintritt zu zwei Partys in den niederländischen Städten Groningen und Zwolle gab es am Mittwochabend nur mit Stimmzettel. In Groningen waren zudem Europa-Bingo und Crashkurs zum Votum inklusive. Am Donnerstagmorgen wurden die Veranstaltungsorte dann zu Wahllokalen umfunktioniert. Die Niederländer starteten mit den Briten als Erste in die Europawahl.

KREUZCHEN-SETZEN MAL ANDERS: Ungewöhnliche Wahllokale gibt es auch andernorts. Die Initiative #SayYesToEurope mobilisierte im Vorfeld der Wahl in Deutschland Briefwähler, indem sie sonst verschlossene Türen für sie öffnete. Wähler konnten ihre Unterlagen etwa in der Hamburger Elbphilharmonie ausfüllen oder ihre Entscheidung im Studio der RTL-Sendung «Wer wird Millionär?» treffen. Auch eine Wahl in einem Berliner Weltkriegsbunker oder in der Umkleidekabine des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund waren möglich.

EUROPA EINGETÜTET: Selbst bei einigen Bäckern kommt der Kunde nicht an der Wahl vorbei. In Berlin, Hamburg, München, Dresden, Frankfurt, Hannover und Stuttgart werden Brötchen seit Mitte des Monats blau-gelb eingepackt. Kaum übersehbar der Aufdruck: «Europawahl. Sonntag, 26. Mai.»

EUROPA IM OHR: Auch etliche Unternehmen bemühen sich, die Europäer zum Wählen zu bewegen. Der Musikstreamingdienst Spotify schickte seinen Abonnenten den Hinweis: «Nutze deine Stimme! In zwei Wochen sind Europawahlen». Dazu verlinkt: Informationsmaterial zur Wahl und eine Europa-Playlist. Damit konnten sich die Nutzer durch alle 28 EU-Staaten hören. Auch andere Firmen wiesen ihre Kunden prominent auf die Wahl hin - unter ihnen Lufthansa («Say yes to Europe»), die Deutsche Bahn oder Edeka.

GRATIS E-TRETROLLERN: Am Transport soll es am 26. Mai nicht scheitern. Der E-Tretroller-Anbieter Lime schloss sich deshalb mit dem Europaparlament zu einer Aktion am Wahltag zusammen. In mehreren europäischen Städten können Wähler kostenlos mit den E-Scootern zur Wahl fahren.

STREIKENDE SCHÜLER: Wählen dürfen viele von ihnen zwar noch nicht, das hält die jungen Klimaaktivisten der «Fridays for Future»-Bewegung aber nicht davon ab, für die Wahl mobil zu machen - und zwar im Rahmen eines weiteren internationalen Klimastreiks. Mit im Mittelpunkt steht wie immer die schwedische Schülerin Greta Thunberg. Sie beteiligt sich an einem Protestmarsch in Stockholm und reist dann nach Kopenhagen weiter.

ERINNERUNG ZUR PRIMETIME: In Bulgarien will eine Fernsehserie Wähler mobilisieren. Die Krankenhausserie «Gestohlenes Leben», die an den US-amerikanischen Erfolg «Greys Anatomy» erinnert, widme der Wahl eine eigene Folge zur Primetime, teilte das EU-Parlament mit. Kurz vor der Wahl wird ein Patient ins Krankenhaus eingeliefert; weil er darauf besteht, wählen zu gehen, wird im Krankenhaus ein Wahllokal eingerichtet.