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59-Jähriger erwürgt: Neuer Freund der Ehefrau geständig

Ein Hinweisschild hängt am Ravensburger Landgericht
Ein Hinweisschild hängt an der Fassade des Ravensburger Landgerichts. Foto: Marijan Murat/dpa/Archivbild
Musste ein 59-Jähriger sterben, weil er Fotos von seiner schlafenden Stieftochter gemacht hatte? Nach dem Tod des Mannes stehen die 26-Jährige, die Ehefrau und ihr neuer Freund vor Gericht. Der neue Partner gesteht - die Stieftochter verteidigt sich.
Ravensburg.

Ravensburg (dpa/lsw) - Im Fall des getöteten 59-Jährigen aus Tettnang am Bodensee hat der 38-jährige Angeklagte die Tat vor dem Landgericht Ravensburg gestanden. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann heimtückischen Mord vor - er soll dem schlafenden Ehemann seiner neuen Freundin im April ein Kissen ins Gesicht gedrückt und ihn gewürgt haben. Das Opfer starb später im Krankenhaus. «Ich weiß, dass ich es gemacht habe», sagte der 38-Jährige am Freitag. Allerdings könne er sich an den Akt nicht erinnern: Weil er starke Schuldgefühle habe, habe er die Tat verdrängt. «Ich hätte niemals gedacht, dass ich zu so etwas fähig wäre.» Als Grund gab er an, dass die 26-jährige Stieftochter des Opfers ihn dazu aufgefordert habe. Sie habe ihm oft davon erzählt, schlecht von ihrem Stiefvater behandelt zu werden.

Stieftochter und Ehefrau des Opfers stehen ebenfalls vor Gericht. Vor der Tat sollen die beiden dem Opfer laut Anklage mehrfach ins Gesicht geschlagen haben. Grund dafür soll ein Video gewesen sein, das der 59-Jährige heimlich von seiner schlafenden Stieftochter gemacht haben soll. Die Frauen müssen sich deshalb wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Die 26-Jährige ist außerdem wegen Anstiftung zum Mord angeklagt.

Die Stieftochter bestritt die Vorwürfe. Sie habe in der Tatnacht kurz das Zimmer verlassen. Als sie zurückkam, habe sie gesehen, dass der 38-Jährige ihrem Stiefvater ein Kissen ins Gesicht drückte. Allerdings hielt sie dies nach eigenen Angaben zuerst für einen Spaß. Als sie gemerkt habe, dass die Situation ernst ist, habe sie versucht, den 38-Jährigen von dem anderen Mann wegzureißen. Auf die Frage des Vorsitzenden Richters, wieso sie davor noch ein Foto von der Tat gemacht und es an eine Freundin geschickt habe, statt gleich zu helfen, antwortete sie, sie habe in dem Moment nicht klar denken können.

Nach eigenen Worten ging die 26-Jährige nach dem Vorfall ins Schlafzimmer, um ihre Mutter zu wecken. Die habe sie angewiesen, die Polizei zu rufen. Der Vorsitzende Richter nannte diese Schilderung «erstaunlich» - auf dem Foto sei zu sehen, dass sich ihre Mutter zum Tatzeitpunkt im selben Zimmer befand. «Ich kann da keine Antwort darauf geben», sagte die 26-Jährige. Ihre 45 Jahre alte Mutter schwieg vor Gericht. Ein Urteil wird im November erwartet.