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Angeklagter gesteht Erpressung des Daimler-Konzerns

Richterhammer auf Richtertisch
Auf der Richterbank liegt am ein Richterhammer aus Holz. Foto: Uli Deck/dpa/Illustration/Archivbild
Erpresser-Mails mit Millionenforderungen und ein explodiertes Auto: Im Prozess um die Erpressung des Daimler-Konzerns hat der 31 Jahre alte Angeklagte ein Geständnis abgelegt. Staatsanwaltschaft und Verteidigung haben ihre Plädoyers verkündet.
Stuttgart.

Stuttgart (dpa) - Die Staatsanwaltschaft fordert im Prozess um die Erpressung des Daimler-Konzerns sechs Jahre und neun Monate Haft für den geständigen 31-Jährigen. Der Mann hatte über seinen Rechtsanwalt eingeräumt, zwischen Dezember 2019 und dem vergangenen April unter einem Pseudonym in E-Mails Geld vom Daimler-Konzern gefordert und mit Anschlägen gedroht zu haben. In einem Fall sei es um 25 Millionen Euro gegangen.

Im Frühjahr hat der Angeklagte nach Ansicht der Staatsanwaltschaft in Berlin eine leerstehende A-Klasse in die Luft gesprengt, um seine Geldforderungen zu untermauern. «Er hat seinen Drohungen bezüglich einer Bombe Taten folgen lassen», sagte der Staatsanwalt am Dienstag vor Gericht. Der 31-Jährige erklärte über seinen Anwalt, er habe mit dem Sprengsatz keine Menschen verletzen wollen. Deshalb habe er eine ruhige Gegend ausgewählt.

Die Anklage spricht von besonders schwerer versuchter räuberischer Erpressung und dem Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion. Der Angeklagte habe in den Schreiben mit dem Tod von Mercedes-Fahrern gedroht. Da kein Mensch geschädigt worden sei, sei die Strafe jedoch zu mildern.

Der Verteidiger des 31-Jährigen will seinen Mandanten nicht länger als sechs Jahre hinter Gittern sehen. Er forderte fünf Jahre, das sei der Tat und Schuld angemessen. Die Erpresserversuche seien nicht professionell gewesen. Der Angeklagte habe Probleme, Alltagsaufgaben zu bewältigen und lasse sich zu viel von seinem Umfeld beeinflussen. Zu den Erpresserschreiben sagte der Verteidiger: «Er steht dazu, dass er sie erstellt und versandt hat. Die Idee hat er nicht selbst entwickelt, sondern aus dem Umkreis mitbekommen.»

Der in Berlin wohnende Angeklagte ist laut Gerichtsgutachten in Sachsen aufgewachsen, seine Eltern haben sich früh getrennt und mit Drogen sei er häufig in Kontakt gekommen. Laut Angaben der Staatsanwaltschaft war er vor der Tat zudem bereits häufiger strafrechtlich bekannt geworden.

DNA-Spuren an den Überresten der Rohrbombe hatten auf die Spur des Angeklagten geführt. Polizisten observierten den Mann anschließend tagelang, bis er von einem Spezialeinsatzkommando festgenommen wurde, wie der leitende Ermittler vor Gericht angab. Bei der Wohnungsdurchsuchung seien Polizisten in Berlin auf Beweise wie eine Quecksilberampulle, Schwarzpulver und einen Benzinkanister gestoßen.

Wegen der vielen Beweise war der Angeklagte aus Sicht der Staatsanwaltschaft schon vorher klar überführt gewesen. Auf einem Laptop aus der Wohnung des 31-Jährigen konnten außerdem einige der Erpresserschreiben an den Daimler-Konzern wiederhergestellt werden. Ein Urteil wird am Donnerstag erwartet.

Landgericht