Kritik kommt vom Verband der Kita-Fachkräfte: «Wir würden uns wünschen, dass die Notbetreuung im Land wieder nur für Kinder von Eltern in systemrelevanten Berufen offen stehen würde», sagte Bärbel Baumgärtner vom Verband der Zeitung zufolge. So drohe eine ähnliche Situation wie im Januar und Februar, als viele Kitas nahezu voll waren und zwischen Eltern und Erzieherinnen «ungute Diskussionen» aufkamen, wer kommen kann und wer nicht.
Die Gewerkschaft Verdi monierte das Vorgehen im Land. Vize-Landeschefin Hanna Binder meinte: «Das Infektionsgeschehen gebietet mindestens einen Gleichklang der Regelungen in Kitas und Schulen. Davon sind wir immer noch meilenweit entfernt.» Würden die Schulregeln gelten, müssten die Gruppengrößen in den Kitas bei einer Inzidenz zwischen 100 und nun 165 auf 50 Prozent reduziert werden. Bei einer Inzidenz von über 165 dürfte die Notbetreuung nur noch für absolute Ausnahmen erlaubt werden.
Die Landeselternvertretung baden-württembergischer Kindertageseinrichtungen (LEBK-BW) hingegen begrüßte, dass viele Familien von der Notbetreuung profitieren können. «Eltern gehen arbeiten. Homeoffice ist nicht verpflichtend», so Claus Mellinger vom LEBK. Viele Eltern hätten Vorbehalte, die Kinderkrankentage, die der Gesetzgeber für Kita- und Schulschließungen erhöht hat, einzufordern, oder könnten es schlicht nicht. Sie seien auf die Notbetreuung angewiesen.
Dass manche Kommunen wie etwa Stuttgart nun striktere Regeln erlassen, finden sowohl Eltern- als auch Personalvertreter nicht gut. So entstehe ein Flickenteppich ohne Verlässlichkeit für die Familien.
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