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Tiere
Biber sollen künftig in Ausnahmen auch getötet werden

Bibermodellprojekt
Konrad Frosdorfer, Leiter des Bibermodellprojekts, inspiziert einen Zaun. Foto: Stefan Puchner
Vor allem im Südosten des Landes gibt es Tausende Biber. Sie sorgen für Artenvielfalt und gute Wasserqualität. Nicht immer bleibt das aber ohne Konflikte. Ein Modellprojekt bringt nun das Töten der Tiere ins Spiel.

Schemmerhofen. Biber sind zu Tausenden zurück im Südwesten und sorgen an manchen Orten auch für Probleme. Als letztes Mittel sollen die Nagetiere künftig getötet werden dürfen. Das sieht ein auf zwei Jahre angelegtes Modellprojekt vor, das Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) und Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) am Freitag in Schemmerhofen im Kreis Biberach vorgestellt haben. Das Land folgt dabei dem Weg Bayerns, wo das bereits so gehandhabt wird.

Bis zu 7500 Biber leben laut einer Schätzung mittlerweile in Baden-Württemberg. Etwa 4400 der Tiere sind im Südosten des Landes heimisch. Dort sorgen Biber nach Angaben des Ministeriums auch für Artenvielfalt und eine gute Wasserqualität. Die Tiere gelten artenschutzrechtlich als streng geschützt und dürfen nur in Ausnahmefällen getötet werden. Wo sie für große Schäden sorgen oder die öffentliche Sicherheit gefährden und nicht vergrämt oder umgesiedelt werden können, soll dies nun der Fall sein können.

In Schemmerhofen haben die Nagetiere etwa Röhren in einen Bahndamm gegraben und so möglicherweise für ein Absenken der Gleise gesorgt. Derzeit verhindert vor allem ein Drahtzaun über dem Damm weitere Schäden. Wenn auch solche Maßnahmen nichts helfen, könnten Biber künftig mit einer Lebendfalle gefangen und dann getötet werden. Dieses Vorgehen soll in den Kreisen Sigmaringen, Ravensburg, Biberach sowie in Ulm und dem Alb-Donau-Kreis erprobt werden. Dabei sollen auch die Jäger im Land stärker einbezogen werden.

Ministerin Walker betonte am Freitag, dass das Töten der Tiere immer nur die Ausnahme sein könne und zuvor viele andere Möglichkeiten zur Verfügung stünden. Landwirtschaftsminister Hauk wies dagegen auch auf die inzwischen große Zahl an Bibern im Land hin. Sollte die Zahl der Tiere weiter stark steigen, müsse man auch darüber nachdenken, den Biber wie andere Tiere zu jagen. Noch sehe er dafür aber keinen Anlass, sagte Hauk.

Die FDP würde sich von der Landesregierung vor allem mehr Hilfe für Betroffene von Schäden durch Biber wünschen. Sie forderte im Landtag einen Biberfonds, mit dem etwa Land- und Forstwirte entschädigt werden könnten. Einen entsprechenden Antrag lehnten Grüne und CDU am Donnerstag jedoch ab.

© dpa-infocom, dpa:220311-99-479378/5