1. Startseite
  2. Überregionales
  3. Stuttgart & Südwest
Logo

Eisenmann kehrt der Politik nach CDU-Wahldesaster den Rücken

Susanne Eisenmann
Susanne Eisenmann, (CDU). Foto: Uli Deck/dpa
Sie wollte die erste Ministerpräsidentin des Landes werden. Nun steht Susanne Eisenmann vor den Trümmern ihrer Karriere. Mit der Politik hat sie abgeschlossen.
Stuttgart.

Stuttgart (dpa/lsw) - Eigentlich war Politik ihr Leben. Mit 16 Jahren trat Susanne Eisenmann der Jungen Union bei. Sie war Büroleiterin des damaligen CDU-Fraktionschefs und späteren Ministerpräsidenten Günther Oettinger, sie war jahrelang Bildungsbürgermeisterin in Stuttgart und seit 2016 ist sie Kultusministerin von Baden-Württemberg. In der CDU nennen sie sie «Nanni». Nun wollte sie die erste Ministerpräsidentin des Landes werden - und scheiterte krachend. Eisenmann zieht die Konsequenz und beendet ihre politische Laufbahn.

Die Grünen gewannen die Landtagswahl am Sonntag mit einem Rekordergebnis von 32,6 Prozent. Die bisher mitregierende Südwest-CDU stürzte in ihrer einstigen Hochburg auf das schlechteste Ergebnis in ihrer Geschichte: 24,1 Prozent. Die Grünen haben nun die Wahl, mit SPD und FDP ein Ampel-Bündnis zu bilden oder in einer grün-schwarzen Koalition weiterzuregieren. Eisenmann wird aber definitiv kein Teil einer solchen Regierung mehr sein, sollten die Grünen erneut mit der CDU in Baden-Württemberg koalieren. Eisenmanns Sprecher bestätigte am Dienstagabend den «Stuttgarter Nachrichten» und der «Stuttgarter Zeitung», dass sie sich zum Ende der Legislaturperiode komplett aus der Politik zurückziehen werde.

Eisenmann hatte bereits am Wahlabend von einem «enttäuschenden und desaströses Wahlergebnis» gesprochen. Die 56-Jährige hatte betont, dass sie Verantwortung übernehmen werde und keine führende Rolle in der Partei mehr anstreben wolle. Nun folgt der komplette Rückzug aus der Politik. Dabei ruhte bei ihrer Kür zur Spitzenkandidatin noch die ganze Hoffnung der gebeutelten Südwest-CDU auf ihr - Eisenmann sollte die Partei im Südwesten zu alter Stärke führen. Mit ihrer ruppig-resoluten Art hatte sie CDU-Landeschef Thomas Strobl im Wettbewerb um die Spitzenkandidatur 2019 zur Seite gedrängt. Sie hat sich im Landesverband einige Feinde gemacht.

Nun ruhen die Hoffnungen des Landesverbands auf Strobl - er soll die Südwest-CDU in eine Neuauflage eines grün-schwarzen Bündnisses führen. Strobl kann gut mit Kretschmann. Die Christdemokraten fürchten, in die Opposition gedrängt zu werden. Man müsse vom konfrontativen zum kooperativen Stil mit den Grünen zurückfinden, sagt Strobl. Für den stehe er.

Denn zuletzt gab es viel Reibereien zwischen Grünen und CDU. Eisenmann hatte im Wahlkampf vergeblich versucht, sich als Gegenentwurf zum beliebten Amtsinhaber Winfried Kretschmann (Grüne) zu inszenieren. Sie hatte den grünen Koalitionspartner immer wieder wegen des Managements in der Corona-Krise angegriffen. Sie betonte auch immer wieder, dass sie eine Frau sei und eine ganze Ecke jünger als der grüne Amtsinhaber mit seinen 72 Jahren, weniger philosophisch-abwägend als zupackend und entscheidungsfreudig. Sie sei eher Stürmerin als Verteidigerin, beschreibt sie als leidenschaftlicher VfB-Fan sich selbst. Mit dem Griff nach der Macht hat sich die Stürmerin ins Abseits manövriert.

Eisenmann hat es nicht geschafft, sich aus dem Schatten des übermächtigen und beliebten Regierungschefs freizustrampeln. Und sie leistete sich politische Fehler - etwa, als sie in der Corona-Pandemie recht früh auf eine Schulöffnung «unabhängig von Inzidenzen» pochte. Und dann krachte auch noch die Maskenaffäre um Bundestagsabgeordnete der Union in ihren Wahlkampf-Endspurt. Eisenmann hielt ihren Kurs bis zum Wahlabend, aber ihre Strategie zahlte sich nicht aus. Sie scheiterte auch in ihrem Wahlkreis gegen den grünen Verkehrsminister Winfried Hermann. Mit einem Direktmandat hätte sie noch als Abgeordnete in den Landtag einziehen können.

Eisenmann ist verheiratet mit Christoph Dahl, dem ehemaligen Sprecher Oettingers. Er brachte fünf Kinder in die Ehe. Ihr Amt als Kultusministerin will sie der «Stuttgarter Zeitung» zufolge noch regulär bis zur Vereidigung einer neuen Regierung zu Ende führen. Dies sei nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie notwendig. Wie es dann weitergeht für die promovierte Germanistin, ist noch völlig offen, heißt es. Parteimitglied wolle sie jedenfalls bleiben, sagte ihr Sprecher der dpa.

© dpa-infocom, dpa:210316-99-849312/5