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Erinnerung an Nazi-Gräuel: «Hotel Silber» vor Eröffnung

«Hotel Silber»
Das ehemalige Gestapo-Hauptquartier «Hotel Silber» in Stuttgart. Foto: Franziska Kraufmann/Archiv
Stuttgart (dpa/lsw) - Erinnerung an Nazi-Gräuel mitten in Stuttgart: Nach einem Fast-Abriss, langer Planung und mehreren Verschiebungen wird die einstige Zentrale der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) der Nazis als «Ort des historisch-politischen Lernens» eröffnet. Das frühere «Hotel Silber» war eine von knapp 20 Gestapo-Leitstellen der Nationalsozialisten. Als Lernort soll das Gebäude im Stadtzentrum von Stuttgart den alltäglichen NS-Terror dokumentieren. Von Dienstag (4. Dezember) an ist es für die Öffentlichkeit nutzbar.
Stuttgart.

Einzigartig in Deutschland ist nach Angaben des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg, dass das Gebäude Dorotheenstraße 10 von 1928 bis 1984 ununterbrochen von der Polizei genutzt wurde. Anhand der Geschichte der Polizei dokumentiere die Ausstellung, dass die Nazis 1933 nicht vom Himmel gefallen sind, wie Museumsdirektor Thomas Schnabel am Freitag sagte. «Und, dass sie 1945 nicht in die Hölle gefahren sind.» Ausstellungsleiterin Pauls Lutum-Lenger sprach von einem erschreckend reibungslosen Hinübergleiten von der demokratischen Weimarer Republik in die Diktatur, das hier belegt werde.

Das Haus ist ein Relikt aus Stuttgarts dunkelster Geschichte: Hier organisierten die Nazis die Deportation von Juden und Homosexuellen. Im Keller wurden Menschen verhört, gefoltert, ermordet. Hier wurden Verfolgung, Unterdrückung und Verschleppung organisiert.

Laut Finanzministerium wurden in das Gebäude knapp 4,5 Millionen Euro gesteckt und in die Ausstellung weitere 3 Millionen Euro. Baukosten und Miete trägt das Land. Die Kosten für die Ausstellung und den Betrieb von jährlich 560 000 Euro teilen sich Land und Stadt.

Der wohlklingende Name «Hotel Silber» stammt noch aus der Nutzung des Areals im 19. Jahrhundert und vom damaligen Besitzer Heinrich Silber. Später sollte es einem gigantischen Einkaufszentrum weichen. Eine Bürgerinitiative verhinderte den Abriss.

Geschichtsort "Hotel Silber"