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Geiselnehmer beim Shoppen ertappt: Entführte Frau ist gesund

Wohnmobil
In dem Wohnmobil, dass in einem Waldstück abgestellt wurde, wurde eine Pflegerin aus Aspach festgehalten. Foto: Polizeipräsidium Aalen/Archivbild
Er plante die Tat genau und schlug dann zu: Eine Woche lang irrte ein Mann mit seiner entführten Ex-Freundin durch das Land, bis die Polizei zugriff. Die Frau wollte die Beziehung beenden. War Eifersucht oder Rache das Motiv des Mannes?
Aspach.

Aspach (dpa/lsw) - Die Beziehung lag in Trümmern, da fasste der Mann einen Plan: Er entführte seine Ex-Freundin und behielt sie eine Woche lang in seiner Gewalt. Am Dienstagabend endlich konnte die Polizei die 47 Jahre alte Pflegerin aus Aspach (Rems-Murr-Kreis) aus den Händen des vier Jahre älteren Mannes und eines Komplizen befreien. Nach Überzeugung der Polizei hat das Scheitern seiner Beziehung den Polen dazu getrieben, seine Ex-Freundin in einem Wohnmobil ins deutsch-französische Grenzgebiet zu verschleppen.

«Der Mann hat wahrscheinlich die Trennung nicht akzeptiert», sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch in Aalen. Nach Angaben der französischen Lokalzeitung «Dernières Nouvelles d’Alsace» (DNA) hatte die Frau am Tag ihres Verschwindens ein Treffen mit dem Mann geplant.

Die 47-Jährige war am Dienstag rund eine Woche nach ihrem Verschwinden in einem Wald bei Haguenau im Département Bas-Rhin rund 30 Kilometer nördlich von Straßburg befreit worden. Ein Zeuge hatte einen der beiden Männer beim Einkaufen entdeckt und die Polizei alarmiert. «Die Kollegen legten sich daraufhin tagelang auf die Lauer, und siehe da: Der Mann wurde beim Wasserkaufen ertappt», so der Aalener Sprecher. Die Polizei verfolgte ihn und schlug am Zelt des Duos in einem Waldstück zu. Deutsche Polizisten halfen bei den Ermittlungen, sie waren nach Angaben der Polizei in Aalen aber nicht direkt an der Festnahme der beiden Männer beteiligt.

Zuvor waren die mutmaßlichen Entführer bereits mehrfach von Zeugen gesehen worden, darunter am Mittwoch vergangener Woche von einem Jäger, dessen Wildkamera die beiden Entführer festgehalten hatte. Einen Tag später hatte sie zudem ein Zeuge in Begleitung der 47 Jahre alten Frau gesehen, sagte der Aalener Polizeisprecher.

Die Tat soll der 51-Jährige nach Polizeiangaben detailliert geplant haben. «Es deutet nichts auf eine Kurzschlusstat hin», sagte der Aalener Polizeisprecher. «Der Mann hat sich im Vorfeld entsprechend schlau gemacht und ist dann erst nach Deutschland eingereist.» Unklar bleibt bislang, was der Mann mit seiner Tat erreichen wollte. Lösegeld habe er nicht verlangt.

Neben dem Ex-Freund wird auch ein 23-jähriger Komplize verdächtigt, nach Angaben der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» und des SWR ein Mitarbeiter des verdächtigten Automechanikers. Die beiden stammen ebenso wie die Frau aus Polen. Deshalb hatten polnische, französische und deutsche Polizisten bei den Ermittlungen zusammengearbeitet.

Die Männer würden zunächst in Frankreich verhört, teilte die Aalener Polizei mit. Zwar gilt ihre Auslieferung als wahrscheinlich, doch müssen zunächst die französischen Behörden darüber entscheiden. Einen gesonderten Antrag müsse die deutsche Justiz wegen des bereits vorliegenden europäischen Haftbefehls nicht stellen, sagte Heiner Römhild von der Stuttgarter Staatsanwaltschaft.

Die Verschleppte hatte nach Polizeiangaben bis zu ihrer Entführung in Aspach eine Frau gepflegt. Sie war nach einer Pause nicht zurückgekehrt. Zuletzt sollen die Verdächtigen mit ihrem Opfer zu Fuß unterwegs gewesen sein. Das Wohnmobil, in dem die Pflegekraft verschleppt worden war, war bereits vor einigen Tagen leer in einem Wald bei Straßburg gefunden worden.

Vor dem Zugriff und der Festnahme am Dienstag in Frankreich hatte die Polizei die Öffentlichkeit davor gewarnt, im deutsch-französischen Grenzgebiet Anhalter mitzunehmen. Sie hatte befürchtet, die beiden Männer könnten eine Mitfahrgelegenheit nach Polen suchen.

Pressemitteilung der Polizei nach Ende der Entführung

Zitierter Artikel DNA