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Hermann kritisiert Überlegungen zum Gäubahn-Ausbau heftig

Winfried Hermann
Winfried Hermann (Grüne), Verkehrsminister von Baden-Württemberg. Foto: Fabian Sommer/dpa/Archivbild
Stuttgart (dpa/lsw) - Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hat sich skeptisch zum Vorstoß des Bundesverkehrsministeriums zum Ausbau der Gäubahn geäußert. Hermann sagte am Donnerstag in Stuttgart, das Ganze sei noch nicht seriös. Das seien Versprechungen, die sein Haus nicht überprüfen könne. «Wir kriegen keine Zahlen zur Wirtschaftlichkeit.» Hermann reagierte mit seinen Aussagen auf Äußerungen des Parlamentarische Staatssekretärs im Bundesverkehrsministerium, Steffen Bilger (CDU), wonach eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung ergeben habe, dass der Ausbau realisierbar sei.
Stuttgart.

Man habe festgestellt, dass das Projekt auch ohne die sogenannte Neigezugtechnik auskomme. Das Vorhaben sei dennoch relativ teuer, weil zur Beschleunigung der Strecke viele Maßnahmen nötig seien, hatte der CDU-Politiker am Mittwoch erklärt. Derzeit sei noch ein Gutachten unter anderem zur Anbindung der Gäubahn an den Stuttgarter Flughafen durch einen Tunnel in Arbeit, sagte Bilger. Das hängt mit dem anvisierten «Deutschland-Takt» und dem milliardenschweren Bahnprojekt Stuttgart 21 zusammen. Hinter dem «Deutschland-Takt» steckt ein System mit besser abgestimmten Umsteige-Verbindungen. Die Bundesregierung will das Zugfahren mit einem Taktfahrplan pünktlicher, schneller und verlässlicher machen.

Hermann reagierte verwundert über die Aussage von Bilger. Der Vorstoß führe zu weiteren Verzögerungen des Flughafensanschlusses im Zuge des Projekts Stuttgart 21. Und außerdem gebe es für den ins Gespräch gebrachten Tunnel keine konkreten Pläne und keine gesicherte Finanzierung. Der Ausbau der Gäubahn soll die Fahrzeit zwischen Stuttgart und Zürich für Reisende verkürzen.

Die CDU-Abgeordneten Nicole Razavi und Thomas Dörflinger kritisierten Hermann. «Statt ohne erkennbaren Grund ständig die Aussagen des Bundes in Zweifel zu ziehen, sollte Minister Hermann seine ganz persönlichen Vorbehalte gegen den Ausbau der Gäubahn zurückstellen.» Der Grünen-Politiker sollte eine gute Lösung unterstützen.

Der Landeschef des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), Matthias Lieb sagte, schon 1996 hatte der Bund gegenüber der Schweiz den Ausbau Gäubahn zugesagt, doch passiert sei bislang nichts. «25 Jahre nach der Zusage besteht die Hoffnung, dass ernsthaft eine Attraktivitätssteigerung der Gäubahn angegangen wird.» Beim Gäubahntunnel zum Stuttgarter Flughafen sieht der VCD noch große Fragezeichen. «Eine jahrelange Unterbrechung der Gäubahn ist auf jeden Fall zu vermeiden.»

© dpa-infocom, dpa:210204-99-301330/3