1. Startseite
  2. Überregionales
  3. Stuttgart & Südwest
Logo

Bundesliga
«Herzensangelegenheit»: Wehrle startet beim VfB

Alexander Wehrle
Alexander Wehrle, Vorstandsvorsitzender der VfB Stuttgart 1893 AG, nimmt an einer Pressekonferenz teil. Foto: Marijan Murat
In der Länderspielpause der Fußball-Bundesliga übernimmt Alexander Wehrle den Posten als neuer starker Mann beim VfB Stuttgart neben Präsident Claus Vogt. Auf den Vorstandsvorsitzenden warten viele Herausforderungen - der Klassenerhalt ist nur eine Aufgabe.

Stuttgart. Schulter an Schulter stellt sich der neue Vorstandschef Alexander Wehrle neben Claus Vogt. So steht der neue starke Mann neben dem Präsidenten für einen Neuanfang beim VfB Stuttgart, mit dem die Zeiten von internen Querelen vorbei sein sollen. «Wenn es uns gelingt, Ruhe, Geschlossenheit, Zusammenhalt und Kontinuität in den Verein zu bringen, dann bin ich sicher, dass wir den VfB Stuttgart erfolgreich und dauerhaft in der Bundesliga etablieren werden», sagte Wehrle am Mittwoch.

Im hellgrauen Anzug und mit lauter Stimme vermittelt der 47 Jahre alte bisherige Geschäftsführer des 1. FC Köln seine «Lust», die «riesengroßen Herausforderungen» beim Fußball-Bundesligisten anzugehen. Für die nächsten vier Jahre hat er sich mehrere Ziele gesetzt. «Über 80 Millionen Euro Corona-Umsatzverlust für den VfB Stuttgart sind ein Brett», sagte Wehrle: «Das Ziel ist, maximal sportlichen Erfolg zu erzielen, ohne die wirtschaftliche Existenz des Clubs zu gefährden.»

Als Assistent des Vorstands hatte er zwischen 2003 und Anfang 2013 für den VfB gearbeitet. Dass er einmal als Vorstandschef zurückkehren würde, habe er damals nie gedacht, sagte er. Es sei eine Entscheidung «die sitzen muss», sagte Präsident Vogt. Wehrle, in Bietigheim-Bissingen rund 20 Kilometer vom VfB-Gelände entfernt geboren, startet in schwierigen Zeiten. Zwar steht der VfB erstmals seit Anfang Januar nicht auf einem Abstiegsplatz. Die Gefahr des Absturzes in die 2. Liga aber bleibt groß. Wirtschaftlich hat dem Verein die Corona-Krise zugesetzt.

Bis Ende März überschneidet sich der langjährige Finanzchef des 1. FC Köln mit Vorgänger Thomas Hitzlsperger, der seinen Vertrag vorzeitig auflöste und sich mit Präsident Vogt einen beispiellosen Führungsstreit geliefert hatte. Für diesen Moment des Machtwechsels im Verein öffnete der VfB erstmals seit langem seinen in der Corona-Krise geschlossenen Presseraum in der Arena. Der VfB sei für ihn eine «Herzensangelegenheit», sagte Wehrle. Das VfB-Wappen hatte er in seinem Rücken und vor sich: «Für mich gibt es nur den VfB Stuttgart.» Die Diskussionen um den e.V. und die AG seien nicht seine, sagte er.

Mit Hitzlsperger habe er am Montag zusammen gegessen, ihn im Büro getroffen - und werde das auch nächste Woche noch mal tun. «Ich bin jetzt so lange im Fußball zuhause, ich muss jetzt nicht eingearbeitet werden. Wichtig ist, dass er mich auf ein paar Dinge hinweist», erklärte Wehrle. Dann beschrieb er einige Dinge, die ihm aufgefallen seien und die er sich vorgenommen habe: Dass dem VfB Selbstbewusstsein fehle, dass es in der Infrastruktur der Profis Nachholbedarf gebe und dass der VfB neu in der Stadt verankert werden müsse.

Er wolle «Mercedes noch viel, viel enger in die Kooperation mit dem VfB bringen», kündigte Wehrle an. Bei der Suche nach einem weiteren neuen Investor wolle er sich nicht drängen lassen. «Es kann sein, dass wir noch einige Partner finden, die noch ein Prozent dazu holen oder eben auch einen größeren Partner. Da sind wir noch völlig offen. Wir machen es nicht um jeden Preis», sagte er. «Wir müssen die Zeit bekommen, den richtigen zu finden, und die werden wir uns nehmen.»

Offen ist auch, wie lange er in Personalunion Sportvorstand bleibt. In den «nächsten zwei, drei Monaten» werde man Entscheidungen zur Struktur treffen. «Ich werde noch ganz viele Gespräche führen. Am Ende werde ich zusammen mit meinen Vorstandskollegen dem Aufsichtsrat die Empfehlung geben, die die beste für den VfB Stuttgart ist», sagte Wehrle dazu. Er habe bisher «sehr, sehr gute Gespräche mit Trainer Pellegrino Matarazzo und Sportdirektor Sven Mislintat geführt.

Beide seien «Schlüsselfiguren». Ihn habe ihre Energie, Konzentration, aber auch Gelassenheit im Abstiegskampf beeindruckt. Am letzten Spieltag empfängt der VfB den 1. FC Köln. Das Duell mit seinem Ex-Club könnte darüber entscheiden, ob Wehrle künftig bei einem Erst- oder Zweitligisten arbeitet. Das sehe er «entspannt», sagte Wehrle. Er hoffe, dass beide Clubs ihre Ziele bis dahin schon erreicht haben.

Kader VfB Stuttgart

Spielplan VfB Stuttgart

Bundesliga-Tabelle

Wehrle-Porträt auf VfB-Homepage

© dpa-infocom, dpa:220323-99-642914/3