Wenn man als Partei mit acht Prozent zufrieden sei, könne man sich anders verhalten, als wenn man 18 oder 28 Prozent erreichen wolle, sagte Kretschmann. «Dann ist öffentlich ein ganz anderes Auftreten nötig. Je mehr Wähler, umso heterogener die Wählerschaft.»
Wenn eine Partei breite Teile der Gesellschaft erreichen und bei Wahlen erfolgreich sein wolle, dann müsse sie ihr Themenspektrum erweitern und auch Meinungsvielfalt ertragen, sagte der Regierungschef. Bei der Bundestagswahl im September 2021 erreichten die Grünen 14,8 Prozent und hatten damit keine Chance, die Kanzlerin zu stellen. Kretschmann selbst kam bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg im März 2021 mit den Südwest-Grünen auf 32,6 Prozent.
Wenn ein Politiker auf einem Parteitag die Leib- und Magenthemen der Partei bespiele, jubelten ihm die Delegierten zu, sagte Kretschmann den beiden Blättern. «Aber ein Großteil der Wählerschaft ist nun mal der eigenen Partei nicht derart zugetan.» Selbst die CSU in Bayern habe keine absolute Mehrheit mehr. «Also schreckt man viele Menschen ab, auch andere Themen müssen behandelt werden.»
© dpa-infocom, dpa:220128-99-891198/2