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Ukraine-Krieg
Krieg in einer Kornkammer Europas: Brot könnte teurer werden

Brot
Ein Sauerteigbrot liegt auf einem Tisch. Foto: Sina Schuldt
Das Bäckerhandwerk sieht sich von mehreren Seiten unter Druck - nicht nur durch den Krieg in der Ukraine. Verbraucher müssen daher voraussichtlich mehr für Brot und Brötchen zahlen.

Berlin/Stuttgart. Wegen des Krieges in der Ukraine rechnet das Bäckerhandwerk mit steigenden Preisen für Brot und Brötchen. Zwar seien Deutschland und die EU Selbstversorger bei Weizen. «Deutschland produziert mehr, als wir selbst brauchen», sagte der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks, Daniel Schneider, der Deutschen Presse-Agentur. Dennoch gebe es weitere Gründe, dass sich Brot und Brötchen verteuern: Wegen des Krieges können die Bauern womöglich nicht säen; in der Folge könnten Ernten ausfallen. «Dann wird es zu Preissteigerungen auf dem Weltmarkt und auch in Deutschland kommen», meinte Schneider. Bereits 2021 hätten die Preise für Weizen wegen schlechter Ernten angezogen.

Dem Landesinnungsverband für das württembergische Bäckerhandwerk sind vor allem die explosionsartig gestiegenen Energiekosten ein Dorn im Auge. Sie wirkten sich nicht nur auf die Produktion aus, sondern auch bei der Belieferung der Filialen. Geschäftsführer Stefan Körber fordert den Staat zum Gegensteuern auf. Er müsse seine Einnahmen aus Strom wie Strom- oder Umsatzsteuer verringern. «Der geplante Wegfall der EEG-Umlage reicht nicht aus.» Bäckern bleibe nichts anderes übrig, als die enorm gestiegenen Kosten bei Rohstoffen und Energie weiterzugeben. Auch die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg geht davon aus, dass Kunden mehr für Brot und Kuchen berappen müssen. «Die Versorgung ist aber nicht gefährdet», sagte Vanessa Holste, Expertin für Lebensmittel und Ernährung.

Über die Folgen des Krieges auf die internationale Versorgung mit Lebensmitteln wollten die Agrarminister der G7-Staaten am Freitag beraten. Aus Russland kommen rund zehn Prozent und aus der Ukraine - oft Kornkammer Europas genannt - vier Prozent der weltweiten Weizenproduktion. Zudem sind beide Länder wichtige Lieferanten bei Saaten wie Sonnenblumenkernen. «Sollten hier Erträge ausfallen oder der Import wegbrechen, könnte sich dies negativ auf die Preise für die Kunden auswirken», sagte Schneider vom Zentralverband.

In Deutschland werden im Jahr knapp 56,9 Kilogramm Brot und Backwaren pro Haushalt verzehrt. Der Umsatz im Bäckerhandwerk betrug 2020 rund 14,45 Milliarden Euro.

Die FDP im Landtag fordert indes ein Umdenken in der Landwirtschaftspolitik - weltweit, in Europa, Deutschland und Baden-Württemberg. Ernährungssicherheit müsse neben Schutz der Biodiversität und Stärkung des ländlichen Raumes fester Bestandteil der Agrarpolitik werden.

Sorgen bereitet den bundesweit 10.000 Bäckereibetrieben auch der von Oktober an auf zwölf Euro erhöhte Mindeststundenlohn. «Er wird dazu führen, dass das Lohngefüge insgesamt steigen wird», sagte Schneider vom Zentralverband. Auf das Personal entfallen zwischen 40 und 50 Prozent der Gesamtkosten. «Diese Gemengelage aus steigenden Rohstoff-, Energie- und Personalkosten könnte den einzelnen Bäcker dazu bewegen, die Preise an der Ladentheke hochzusetzen», resümierte Schneider. Die Preise bestimme aber jeder Bäcker selbst.

© dpa-infocom, dpa:220311-99-477069/4