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Pandemie
Lucha fordert Corona-«Instrumentenkasten» für den Herbst

Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne)
Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) spricht bei einer Pressekonferenz. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert
Gesundheitsminister Manne Lucha bleibt ein steter Rufer. Bei seinem erneuter Appell Richtung Berlin erhält er Rückendeckung von den Experten. Und von einer Statistik.

Stuttgart. Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha hat vom Bund erneut den «bewährten Instrumentenkasten» an Corona-Maßnahmen zur Bewältigung der Pandemie im Herbst gefordert. Dazu gehöre als wichtigste Maßnahme die Maskenpflicht in Innenräumen, sagte der Grünen-Politiker am Freitag in Stuttgart bei einer Online-Expertenanhörung zum Pandemiemanagement. Zudem brauche es die Möglichkeit von Zugangsbeschränkungen für den Schutz besonders gefährdeter Gruppen.

Das bedeute nicht, dass man jedes Instrument nutzen müsse, schränkte der Minister ein. Aber wenn sich eine Verschlechterung der Lage abzeichne, sei es erforderlich, schnell regieren zu können.

Rückendeckung bekam Lucha von mehreren Medizinern. So wiesen etwa der Heidelberger Virologe Hans-Georg Kräusslich und der Freiburger Infektiologe Siegbert Rieg klar auf die Wirksamkeit des Maskentragens hin.

Zugleich beobachtet das Ministerium bereits jetzt deutlich steigende Fallzahlen. Allein in der vergangenen Woche seien 60.000 neue Corona-Fälle im Südwesten registriert worden, sagte Stefan Brockmann, Epidemiologe beim Landesgesundheitsamt. Wie stark eine Welle im Herbst ausfalle, hänge von drei Faktoren ab: Welche Virusvariante dann vorherrsche, wie sehr andere Atemwegserkrankungen hinzukämen und wie sehr die Immunität in der Bevölkerung nachlasse. Brockmann erwartet erneut eine spürbare Belastung der Kliniken. Auf den Intensivstationen dürfte es bereits in der nächsten Woche einen Zuwachs der Patientenzahlen um 15 Prozent geben, sagte Minister Lucha.

Auch am Freitag stieg die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen im Südwesten: um 19,3 auf 583,7 Fälle binnen einer Woche und je 100.000 Einwohner. In der Vorwoche lag der Wert bei 493,6. Es gab zehn registrierte neue Corona-Todesfälle - die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus stieg damit auf 16 354.

Allerdings liefert die Inzidenz kein vollständiges Bild der Infektionslage: Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus, vor allem weil bei weitem nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zu einer Verzerrung einzelner Tageswerte führen.

Ein Expertengremium der Bundesregierung hat am Freitag ein lange erwartetes Gutachten vorgestellt. Demnach können Schutzmaßnahmen wie das Maskentragen auch weiter gegen das Coronavirus hilfreich sein. Hinter vielen anderen bekannten Auflagen setzt der Sachverständigenausschuss große Fragezeichen, mangels ausreichender Daten seien keine sicheren Bewertungen möglich.

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