Kretschmann war bei der Pressekonferenz mit seinem Parteifreund Lucha erkennbar bemüht, seinen Minister davon abzuhalten, weiter Öl ins Feuer zu gießen. Man werde gemeinsam darüber sprechen, sagte Kretschmann. «Aber bitte nicht hier, Herr Minister.» Lucha sagte daraufhin, er werde nicht mehr wiederholen, dass für eine Öffnung der Kitas und Grundschulen eigentlich eine Inzidenz von 25 nötig sei. Klar sei aber, dass vor Lockerungen der Wert bei den Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen pro 100 000 Einwohner unter 50 liegen müsse. Das bestätigte auch Kretschmann: «Unter 50 kann man anfangen, sinnvolle Öffnungsstrategien zu debattieren.»
Eisenmann, die auf eine rasche Öffnung von Kitas und Grundschulen dringt, hatte vergangene Woche insbesondere auf Luchas Forderung nach einer Einschränkung der Notbetreuung erbost reagiert: «Familien sind in besonderer Weise von den Einschränkungen der Corona-Maßnahmen betroffen», hatte sie gesagt und hinzugefügt: «Es irritiert deshalb, dass Familienminister Lucha die Lebenswirklichkeit der Familien verkennt.»
Zudem hatte Eisenmann ihrem Ministerkollegen vorgehalten, nicht genügend Corona-Testmöglichkeiten zu bieten, vor allem für Lehrkräfte und Erzieherinnen, aber auch für Berufsgruppen wie Polizisten oder Supermarktkassiererinnen. Lucha bot daraufhin an, kurzfristig Schnelltests für das verbleibende Personal in der Notbetreuung aus der Notreserve des Landes zur Verfügung zu stellen. Eisenmann müsse das dann aber organisieren, dass auch getestet werde.
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