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Geschichte
Mannheimer Ausstellung zeigt weite Welt der Normannen

Sonderausstellung "Die Normannen"
Eine Steinskulptur von Wilhelm der Eroberer aus dem 14 Jahrhundert. Foto: Uwe Anspach
Sich integrieren statt separieren - das war das Überlebensrezept der Normannen. Eine Ausstellung in Mannheim zeichnet ihre jahrhundertelange Vormachtstellung in Europa nach.

Mannheim. Eine Schachfigur aus Walrosszahn, ein Griff aus Elfenbein, ein goldbestickter Seidenmantel - diese kostbaren Objekte belegen den Reichtum und die Kunstfertigkeit der Normmanen. Sie sind Teil der Ausstellung «Die Normannen» im Museum Zeughaus der Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim. Beginnend an diesem Sonntag begleitet sie den Aufstieg der «Männer aus dem Norden» vom 8. Jahrhundert bis zu Beginn des 13. Jahrhunderts von Skandinavien bis ans Mittelmeer, von der Ostseeküste bis nach Byzanz.

Die multimediale Schau vereint bis 26. Februar 2023 rund 300 Leihgaben unter anderem aus Deutschland, Frankreich, England, Italien und Schweden. Kunstgegenstände, Waffen und exotische Handelswaren spiegeln den kulturellen Austausch von Orient und Okzident wider.

Über Jahrhunderte hinweg prägten die Normannen das mittelalterliche Europa. Aus skandinavischen Händlern, Kriegern und Siedlern - die meist unter dem Begriff Wikinger bekannt sind - entwickelten sich die von den christlichen Geschichtsschreibern so benannten «Normannen». In der Normandie und Osteuropa errichteten sie mächtige Fürstentümer.

Wilhelm der Eroberer, der mit einer Steinbüste vertreten ist, erlangte 1066 die Krone Englands. Schon vor ihm regierte dort die normannische Herzogstochter Emma (zirka 980 bis 1052) an der Seite ihres Mannes Athelred. Nach dessen Tod ehelichte Emma den dänischen Invasor König Cnut. Das von der Herrscherin in Auftrag gegebene Gedicht auf ihre Verdienste «Encomium Emmae regina» auf Pergament ist in Mannheim zu sehen.

Andere Normannen zog es nach Süden auf die Iberische Halbinsel und nach Italien. Auf Sizilien herrschten sie seit 1130 als Könige über einen blühenden multikulturellen Vielvölkerstaat und dominierten weite Teile des Handels im Mittelmeer. Sie kontrollierten kurzzeitig sogar Teile der nordafrikanischen Küste.

Mit dem Runenstein von Pilgårds präsentiert die Ausstellung ein Zeugnis der wikingerzeitlichen Mobilität. Die Inschrift auf dem Granitblock erinnert an einen Mann, der auf seiner Reise an einer Stromschnelle des Dnepr um Leben gekommen war.

Der Erfolg der Normannen basierte nach Überzeugung des Teams um Museumsdirektor Wilfried Rosendahl auf Aspekten, die heute genauso aktuell sind wie im Mittelalter: Mobilität, Migration, Integration und Wissenstransfer. Sie stellten sich auf unterschiedliche Gesellschaften, Kulturen und Traditionen ein und integrierten sich, statt homogene Gruppen zu bilden.

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