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Polizei will Autoposern mit Absprachen «den Saft abdrehen»

Thomas Strobl (CDU)
Thomas Strobl (CDU), Innenminister von Baden-Württemberg. Foto: Bernd Weissbrod/dpa/Archivbild
Mit dröhnendem Motor durch die Stadt fahren und an der Ampel die Reifen quietschen lassen? Gar nicht cool, meint die Polizei - und legt ein besonderes Augenmerk auf die Treffen der meist männlichen sogenannten Autoposer. Nun soll die Arbeit besser verzahnt werden.
Stuttgart.

Stuttgart (dpa/lsw) - Mit geballtem Fachwissen will die Polizei der großen sogenannten Autoposer-Szene in Baden-Württemberg entgegentreten. Spezialisten aller Polizeipräsidien und Experten der Hochschule für Polizei tauschen in einem neuen «Kompetenzteam» Erfahrungen aus, wie das Innenministerium mitteilte. Ziel sei es unter anderem, Konzepte der örtlichen Polizei zu verbessern und gemeinsame Kontrollen zu organisieren. «Wir haben immer gesagt: Autoposing ist kein Spaß, sondern sinnlos, verantwortungslos und rücksichtslos», sagte Innenminister Thomas Strobl (CDU). Der Posing- und Tuning-Szene solle flächendeckend «der Saft abgedreht» werden.

Mit dem Begriff «Poser» bezeichnen die Behörden Autofahrer, die mit aufheulenden Motoren an belebten Plätzen vorbeirollen, um mit ihren oft manipulierten Wagen zu posieren. Die baden-württembergische Polizei geht seit Jahren und zunehmend gegen Fahrer vor, die auf diesem Weg und mit aufgemotzten Fahrzeugen Aufmerksamkeit erregen wollen. Vor allem in Mannheim gelten sie als Phänomen. Eigens dazu wurde 2016 eine Polizei-Ermittlungsgruppe gegründet.

Mitte April hatten sich allein in Reutlingen an zwei Abenden insgesamt bis zu 200 Menschen mit ihren Fahrzeugen versammelt, um in Kolonnen von Parkplatz zu Parkplatz zu fahren. Dabei sei es auch zu Hupkonzerten und typischem Poser-Verhalten gekommen. Die Beamten erteilten nach eigenen Angaben viele Platzverweise und Ahndungen wegen Verkehrsverstößen. Auch in Böblingen, Villingen-Schwenningen, Pforzheim oder Ulm hatte es zuletzt ähnliche Treffen gegeben.

Das neue «Kompetenzteam» solle die Erfahrungen aus diesen und anderen Kontrollen «ins ganze Land» tragen, sagte Landespolizeipräsidentin Stefanie Hinz. Nach Angaben des Innenministeriums zählte das Team rund 30 Polizeibeamtinnen und Polizisten. Geplant seien ein bis zwei Treffen im Jahr, hinzu kämen Abstimmungen in kleineren Gruppen und viele Gespräche.

Nach den Erfahrungen der Polizei handelt es sich beim Autoposing nicht um eine landesweite Szene, sondern um mehrere regionale und bisweilen auch überregionale Gruppen. «Seit diesem Frühjahr haben sich neue Szenen gebildet», sagte ein Ministeriumssprecher. «Diese vereinen nicht selten Poser, Tuner und Personen, die in Zeiten des eingeschränkten Freizeitangebots Unterhaltung suchen - und das nicht selten über die Grenzen des Erlaubten hinweg.»

© dpa-infocom, dpa:210520-99-681840/2